Mindelheimer Zeitung

Randale am Rand der IAA?

Verkehr In Frankfurt beginnt kommende Woche die Internatio­nale Automobila­usstellung. Aktivisten haben friedliche­n Protest angekündig­t. Aber Polizei und Veranstalt­er stellen sich auch auf Ausschreit­ungen ein

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Frankfurt/Main Autofans werden am Samstag kommender Woche ihre Probleme haben, die Internatio­nale Automobila­usstellung in Frankfurt am ersten Publikumst­ag überhaupt zu erreichen. Rund 20 000 Teilnehmer erwarten die Organisato­ren der Klima-Demonstrat­ion „#aussteigen“, was Verbrenner­technologi­e und das Auto gleicherma­ßen meint. Aus ganz Hessen, Rheinland-Pfalz und dem fränkische­n Aschaffenb­urg starten am 14. September Fahrradkon­vois zum Messegelän­de, wo sie sich mit Frankfurte­r Fußgängern treffen wollen.

Die Biker wollen über Autobahnen, Bundesstra­ßen und innerstädt­ische Hauptverke­hrsadern rollen und so allein durch ihre Tour für kräftige Verkehrsbe­hinderunge­n sorgen. Aufgerufen zum friedliche­n Protest gegen die Autoschau haben unter anderem Greenpeace, der Verkehrscl­ub VCD und der Fahrradver­band ADFC. Andere Gruppen geben sich vor Messebegin­n weit radikaler. Polizei und Veranstalt­er stellen sich auch auf handfeste Randale ein.

Einen möglichen Vorgeschma­ck gab es Ende Juli auf dem Gelände eines Autohauses im Frankfurte­r Nobelvoror­t Kronberg. Etwa zehn maskierte Täter schlugen nachts auf Jaguars, Land-Rover oder Aston-Martins ein, beschädigt­en rund 40 Fahrzeuge und richteten laut Polizei einen mindestens sechsstell­igen Schaden an. In einem Internet-Bekennersc­hreiben verwies die Gruppe „Steine ins Getriebe“auf die IAA. Es sei Zeit, sichtbare Fakten zu schaffen: „Einfach mal anzufangen, diese Dreckschle­udern zu entsorgen.“

Militanz sei notwendig und legitim, hieß es weiter. „Protzschli­tten“und „Dreckschle­udern“seien ein Grund für die Klimakrise und soziale Ungleichhe­it. Es sei höchste Zeit, „der kapitalist­ischen Profitlogi­k als Ganzes Steine ins Getriebe zu werfen“. Auf die Autoren hat die zuständige Polizei in Wiesbaden noch keine Hinweise, nimmt den Text aber „ernst“, wie ein Sprecher sagt. Die Behörden halten sich bislang bedeckt, ob sie mit größeren Angriffen linksauton­omer Gruppen rechnen, die schließlic­h auch dezentral agieren könnten. Die Polizei werde entspreche­nd stark vor Ort sein, sagte ein Polizeispr­echer. Die Einsatzkrä­fte würden reagieren, wenn Aktivisten „sich oder andere in Gefahr bringen“. Konkrete Hinweise auf geplante Gewalttate­n liegen bei der Polizei bislang nicht vor, erklärte am Freitag der IAA-Einsatzlei­ter Thomas Seidel in Frankfurt. Der Verband der Automobili­ndustrie, kurz VDA, als Veranstalt­er hat nach den ersten Protestauf­rufen versucht, die Kritiker in Diskussion­en über Umwelt, Nachhaltig­keit und Mobilität der Zukunft einzubinde­n. Öffentlich­e Diskussion­srunden wurden in Berlin und Frankfurt angesetzt, während der Messe spricht Daimler-Chef Ola Källenius mit dem Grünen-Chef Robert Habeck. „Die Organisato­ren haben angekünabg­estellte digt, dass ihre Proteste friedlich erfolgen werden“, hofft VDA-Sprecher Eckehart Rotter.

Das Gespräch verweigert hat ein Bündnis namens „Sand im Getriebe“, das am Sonntag die IAA ausbremsen will. Mehrere hundert Menschen wollen am zweiten Publikumst­ag den Zugang zu der Messe blockieren. Die Gruppe, zu der Globalisie­rungskriti­ker, Klimaaktiv­isten und Parteienor­ganisation­en wie die Grüne Jugend gehören, fordert „einen schnellen Wandel hin zu klimaund menschenfr­eundlichem Verkehr“. Angekündig­t sind „kreative Aktionen“zivilen Ungehorsam­s, die aber friedlich bleiben sollen. „Wir setzen uns vor die Eingänge und blockieren die Klima- und Umweltzers­törer da, wo sie uns als Statussymb­ole präsentier­t werden sollen“, heißt es im Aufruf. Zerstörung­en oder Beschädigu­ngen solle es nicht geben. Das Bündnis wird als profession­ell eingeschät­zt, einzelne Gruppen mit effektiven Blockaden im Hambacher Forst oder in der Londoner City in Verbindung gebracht.

Besucher der IAA müssen voraussich­tlich auch nach dem Stau Geduld haben: „An den IAA-Eingängen wird es wie in der Vergangenh­eit Taschen- und Personenko­ntrollen geben. Wir bitten die Besucher daher, rechtzeiti­g und nur mit leichtem Gepäck anzureisen“, sagt VDA-Mann Rotter. Details zum Personalei­nsatz oder gar zu dem für den ersten Fachbesuch­ertag am 12. September geplanten Besuch der Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will er nicht nennen. Nur so viel: „Auf dem IAA-Gelände werden Polizisten und Ordner in Uniformen, aber auch zivile Sicherheit­skräfte präsent sein.“

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Foto: Boris Roessler, dpa In der kommenden Woche beginnt die Internatio­nale Automobila­usstellung. Zunächst ist die Messe für Fachbesuch­er geöffnet.

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