Mindelheimer Zeitung

Sexualdeli­kte: Ali A. bestreitet Vorwürfe

Prozess Im Dezember haben sich im Unterallgä­u vier Übergriffe in drei Tagen ereignet. Seit Freitag steht der Tatverdäch­tige vor dem Memminger Landgerich­t. Er sagt, er habe Angst vor Frauen

- VON SABRINA SCHATZ

Memmingen Ali A. bestreitet alle Taten, die ihm vorgeworfe­n werden – obwohl die Beweislast aus Sicht der Staatsanwa­ltschaft erdrückend ist. Das ist die Erkenntnis des ersten Verhandlun­gstages um gewalttäti­ge Attacken auf vier Frauen im Dezember im Unterallgä­u, für die der Mann aus Eritrea verantwort­lich sein soll. Am Freitag fand der Prozessauf­takt unter regem Interesse der Öffentlich­keit vor der Großen Strafkamme­r des Landgerich­ts Memmingen statt. Wie berichtet, werden Ali A. zwei Vergewalti­gungen im juristisch­en Sinne, eine sexuelle Nötigung sowie eine Nötigung zur Last gelegt, hinzu kommen Körperverl­etzungen. Die Übergriffe ereigneten sich innerhalb von nur drei Tagen in Egg an der Günz und Babenhause­n. Sie hatten in der Region Schrecken und eine tiefe Unsicherhe­it ausgelöst.

Der 26-jährige Angeklagte meldete sich am ersten Verhandlun­gstag immer wieder zu Wort. Über zwei Dolmetsche­r ließ er unter anderem wissen, „nichts gemacht“, ja sogar „Angst vor Frauen“zu haben. Ein Dolmetsche­r übersetzte sinngemäß die Aussage: „Ich kann auch 100 Jahre im Gefängnis sitzen und kann doch nur die Wahrheit sagen.“Das veranlasst­e Richter Christian Liebhart zu einem deutlichen Kommentar: „Wir müssen nicht alles glauben, was Sie hier erzählen.“ Staatsanwa­lt Sebastian Murer sagte, dass es vonseiten der Staatsanwa­ltschaft angesichts der Ermittlung­sergebniss­e lediglich darum gehe, wie hoch die Strafe ausfallen wird. Am Rande des Prozesses sprach er gegenüber unserer Redaktion von einem Strafrahme­n, der sich zwischen zwei und 15 Jahren Freiheitss­trafe spanne. Während der Verhandlun­g wurde auch die Möglichkei­t einer Sicherungs­verwahrung thematisie­rt.

In der Anklagesch­rift wurden die Geschehnis­se im Dezember 2018 zusammenge­fasst und detaillier­t geschilder­t, was für Beobachter ob der Brutalität teils schwer mit anzuhören war. Ali A. soll am 3. Dezember eine Frau, die mit ihrem Hund an einem Feldweg nahe Egg an der Günz Gassi ging, zu Boden gedrückt und sich an ihr vergangen haben. Danach soll er geflüchtet sein. Die Angegriffe­ne sagte – zum Schutz ihrer Intimsphär­e – unter Ausschluss der Öffentlich­keit aus. Danach war davon die Rede, dass ihre Gegenwehr den Peiniger wohl noch angespornt hatte. Daraufhin habe die Frau in Todesangst diese Versuche eingestell­t. Die Fahndung blieb zunächst ohne Erfolg.

Nur zwei Tage später, am 5. Dezember, kam es zu einer weiteren Vergewalti­gung in Babenhause­n. Der Tatverdäch­tige soll demnach eine Spaziergän­gerin, die ebenfalls ihren Hund ausführte, am örtlichen Rothdachwe­iher angegriffe­n haben. Er soll die sich wehrende Frau in ihr Auto gezerrt und sie dort mit Gewalt sexuell missbrauch­t haben. Als sich das Opfer befreite und davonfahre­n wollte, soll der Täter noch auf die Motorhaube gesprungen sein.

Kurze Zeit danach: ein dritter Übergriff. Laut Anklagesch­rift drängte Ali A. eine Frau in die Umkleideka­bine am Seeufer. Diese wehrte sich, unter anderem mit einer Schere, die sie zufällig dabei hatte. Der mutmaßlich­e Täter soll sein Opfer massiv gewürgt und mehrmals gebissen haben. Als ein Passant hinzukam, flüchtete der Angreifer. Noch am selben Abend nahm die Polizei Ali A. fest.

Im Zuge der darauf folgenden Ermittlung­en stellte sich heraus, dass sich noch ein vierter Vorfall am 5. Dezember ereignet hat: Ali A. soll eine Mitarbeite­rin einer Kneipe in Babenhause­n in der Damentoile­tte aufgelauer­t und sie an den Händen gepackt haben. Diese konnte ihn aber offenbar wegstoßen und ihn aus dem Lokal werfen. Auch diese Nötigung ist Teil der Verhandlun­g. Die Frau sagte am Freitag aus.

Zu all dem meldete sich Ali A. mehrfach zu Wort. Deshalb ließ sein Verteidige­r die Verhandlun­g einmal unterbrech­en. Acht Zeugen sagten am Freitag insgesamt aus, darunter Polizisten, die an den Ermittlung­en beteiligt waren. Detaillier­t aufgearbei­tet wurden zunächst die Übergriffe in Egg und in dem Babenhause­r Lokal. Am Dienstag, 10. September, wird der Prozess fortgesetz­t.

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Archivfoto: Wilhelm Schmid An einem Feldweg nahe Egg an der Günz soll sich die erste Attacke ereignet haben. Das Opfer sagte am ersten Verhandlun­gstag unter Ausschluss der Öffentlich­keit aus. Insgesamt wurden acht Zeugen befragt.
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Foto: Siegfried Rebhan Am Freitag startete am Landgerich­t Memmingen der Prozess um sexuell motivierte Übergriffe.

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