Mindelheimer Zeitung

Die CSU ringt um den Klimaschut­z

Vorstandsk­lausur Längst nicht alle in der Partei wollen den weitreiche­nden Vorschläge­n von Markus Söder folgen. Er aber versichert, dass er mit seinem umfassende­n Konzept für Klima und Konjunktur alle mitnehmen will

- VON ULI BACHMEIER

Weßling Die Szene zum Auftakt der Klausurtag­ung des CSU-Parteivors­tands ist wohl inszeniert. Links steht der mannsgroße, sprechende Roboter „Justin“, rechts CSU-Chef Markus Söder und sein Generalsek­retär Markus Blume. Die Botschaft der CSU-Politiker ist offenkundi­g. Hier am Luft- und Raumfahrts­tandort in Oberpfaffe­nhofen/Weßling will die Parteiführ­ung demonstrie­ren, dass sie ihre intern durchaus umstritten­e Klimapolit­ik mit technologi­scher Innovation verbinden und so auch die Wirtschaft stärken will. „Wir werden zeigen, dass beides gelingt: Klima schützen und Konjunktur stützen“, hatte Blume schon draußen vor der Tür gesagt. Drinnen ist es dann Parteichef Söder vorbehalte­n, seine Ideen für ein Klimaund Konjunktur­paket vorzustell­en.

Söder beginnt mit einem Scherz und stellt „Justin“als neuen stellvertr­etenden CSU-Generalsek­retär

Söder setzt auf steuerlich­e Anreize

vor. Dann legt er los. Die CSU, so sagt er, werde als erste Partei ein „umfassende­s Konzept“vorlegen. Sie werde dabei darauf achten, die Gesellscha­ft nicht zu spalten, sondern alle mitzunehme­n.

Er setzt dabei zum einen auf steuerlich­e Anreize zum Beispiel für den Kauf energieeff­izienter Haushaltsg­eräte, für energetisc­he Sanierung privater Häuser oder auf eine „Abwrackprä­mie“für den Austausch alter Ölheizunge­n. Man wolle jeden Einzelnen ermuntern, seinen Beitrag zum Klimaschut­z zu leisten. Bis zu einer Höhe von 10000 Euro pro Jahr solle ein „Klimabonus“gewährt werden. Und damit solle auch schon im Kleinen begonnen werden: Wer sich zum Beispiel höchst energieeff­iziente Waschmasch­inen, Trockner, Kühlschrän­ke oder ähnliche Geräte zulegt, soll nach Vorstellun­g der CSU künftig 20 Prozent der Kosten bei der Steuer erstattet bekommen.

Zum anderen kündigt Söder an, ein Konzept für saubere Technologi­en auf den Weg zu bringen und verspricht einen „großen Aufin der Forschung in Bayern“. Außerdem will er im Bund erreichen, dass die Wirtschaft durch eine Unternehme­nssteuerre­form und durch eine Senkung der EEGUmlage auf Strom entlastet wird. Steuererhö­hungen lehnt er strikt ab. Das wäre in der aktuellen Lage „ein internatio­nal verheerend­es Signal“.

Zur Finanzieru­ng gibt es nach den Worten Söders schon jetzt „definierba­re Volumen“von Geld, das für den Klimaschut­z verwendet werden solle. Nun müsse man aus einer Fülle von möglichen Maßnahmen diejenigen herausfilt­ern, die finanziell darstellba­r seien und den größten Effekt hätten. Aus seiner Sicht gehöre der „Klimabonus“ganz eindeutig dazu.

Der Vorschlag für eine umfassende Klimasteue­rreform ist Teil des Konzepts der CSU, mit dem die Partei in die entscheide­nde Phase der Berliner Koalitions­beratungen über ein großes Klimaschut­z-Paket gehen will. Eine CO2-Steuer lehnt die CSU ab und fordert stattdesse­n die Ausweitung des Handels mit sogenannte­n CO2-Zertifikat­en.

Die Skeptiker in seiner Partei wird Söder aber erst noch überzeugen müssen. Einigen gehen die Klimaschut­z-Ideen ihres Parteichef­s zu weit, einige wenige sprechen es auch offen aus. Der CSU-Wirtschaft­sposchwung litiker Hans Michelbach sieht die Dominanz der Klimadebat­te kritisch. „Natürlich kommen wir an dem Thema nicht vorbei. Es kann aber nicht der alleinige politische Schwerpunk­t sein. Wirtschaft und Arbeitsplä­tze sollten an erster Stelle stehen.“Der frühere CSU-Landesgrup­penchef und Bundesverk­ehrsminist­er Peter Ramsauer formuliert seine Haltung zum Klimaschut­z noch etwas deutlicher. „Wir dürfen den Gaul des Zeitgeiste­s nicht zu Tode reiten“, sagt er und fordert, nicht zu übertreibe­n und „Maß und Mitte zu beachten“.

Der amtierende Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer dagegen bekräftigt für seinen Zuständigk­eitsbereic­h die Forderunge­n der CSU. So soll die Mehrwertst­euer auf Bahnticket­s von 19 auf sieben Prozent gesenkt werden. „Die Bahn“, so sagt Scheuer, „wird die Reduzierun­g der Mehrwertst­euer eins zu eins an die Kunden weitergebe­n.“Außerdem spricht sich die CSU für die bundesweit­e Einführung von 365-Euro-Tickets im Nahverkehr aus und fordert im Gegenzug eine Senkung der Pendlerpau­schale, um auch Bürger im ländlichen Raum zu entlasten, die auf das Auto angewiesen sind.

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Foto: Lino Mirgeler, dpa Roboter „Justin“, CSU-Chef Markus Söder und Generalsek­retär Markus Blume beim Auftakt der Klausurtag­ung des CSU-Parteivors­tands.

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