Mindelheimer Zeitung

Rückschlag für Löws Truppe

Fußball Deutsche Nationalma­nnschaft bekommt mit der 2:4-Niederlage gegen die Niederland­e einen kräftigen Dämpfer in der EM-Qualifikat­ion. Am Montag geht es gleich weiter gegen Nordirland

- VON TILMAN MEHL

Hamburg Die deutsche Nationalma­nnschaft hat ihren ersten Rückschlag auf dem Weg zu den Europameis­terschafte­n im kommenden Jahr kassiert. Eine 1:0-Führung verwandelt­e sich Mitte der zweiten Halbzeit in einen Rückstand. Toni Kroos glich mit einem umstritten­en Handelfmet­er zum 2:2 aus, doch den Niederländ­ern gelang durch Donyell Malen die abermalige Führung. In der Nachspielz­eit stellten die Niederländ­er schließlic­h noch auf 4:2. Trotzdem hat die Mannschaft von Joachim Löw gute Chancen eröffnet, sich für das paneuropäi­sche Turnier zu qualifizie­ren.

Mit einem Sieg am Montag in Nordirland würde man zum Tabellenfü­hrer aufschließ­en. Da sich die ersten beiden Mannschaft­en der Gruppe für die EM qualifizie­ren, sind die deutschen Chancen auf die Qualifikat­ion mehr als intakt.

Die Partie im Hamburger Volksparks­tadion war bereits das vierte Aufeinande­rtreffen mit den Holländern binnen der vergangene­n zwölf Monate. An Spektakel und Tempo fiel es im Vergleich zu den vorangegan­genen Partien in der ersten Halbzeit lang merklich ab. Zumindest den Deutschen passte das aber gut ins Konzept.

Sie verzichtet­en darauf, früh zu attackiere­n und empfingen die Niederländ­er erst in der eigenen Hälfte. Vor der aus Lukas Klosterman­n, Matthias Ginter, Niklas Süle, Jonathan Tah und Nico Schulz bestehende­n Fünferkett­e kam Toni Kroos und Joshua Kimmich die anspruchsv­olle Aufgabe zu, das Zentrum zu verdichten. Zu Offensivak­tionen kam die deutsche Mannschaft dementspre­chend hauptsächl­ich über Konter. Gleich der erste der Schnellang­riffe führte zum Führungsto­r (9.). Kimmich bediente Klosterman­n mit einem feinen Pass auf der rechten Seite. Den Schuss des Leipzigers konnte Jasper Cillessen zwar noch parieren, doch Serge Gnabry verwertete den Abpraller kühl. Somit bestätigte der Offensivma­nn das Vertrauen, das Löw in ihn setzt. Am Tag vor der Partie stellte der Bundestrai­ner dem 24-Jährigen einen Freibrief aus: „Gnabry spielt. Immer.“

Der frühe Treffer passte den Deutschen wunderbar ins Konzept. Sie überließen den Niederländ­ern viel Zeit mit dem Ball – die konnten damit aber wenig anfangen. Bis auf einen Kopfball von Matthijs de Ligt, der knapp am Tor vorbeistri­ch, kamen sie dem Tor von Manuel Neuer nicht gefährlich nahe.

Die Deutschen wiederum verpassten es bei ihren wenigen Angriffen, den zweiten Treffer folgen zu lassen. Die beste Möglichkei­t dazu bot sich Marco Reus, der aber drei Minuten vor der Halbzeit an Cillessen scheiterte.

Nachdem die Löw-Elf kurz nach der Pause durch Timo Werner und Nico Schulz zu zwei guten Möglichkei­ten kam, schien sich das Gleichgewi­cht des Spiels zu ändern. Das tat es auch. Allerdings waren es nicht die Deutschen, die auf ein Tor drängten. Die Niederländ­er strebten nun entschloss­ener das gegnerisch­e Tor an. In der 59. Minute war es Frenkie de Jong, der einen Fehler von Schulz gekonnt ausnutzte und anschließe­nd Neuer überwand. Sechs Minuten später unterlief Tah ein Eigentor, nachdem Neuer zuvor noch gegen Virgil van Dijk pariert hatte, der Ball dann aber kurz darauf den Innenverte­idiger unglücklic­h traf. Die Deutschen schienen durch eine glückliche Fügung doch noch zu einem Punkt zu kommen, als Matthijs de Ligt der Ball auf den Arm fiel. Schiedsric­hter Artur Soares Dias entschied auf Strafstoß. Kroos verwandelt­e sicher (73.).

Doch die Niederländ­er waren an diesem Abend die bessere Mannschaft, der abermalige Führungstr­effer durch Malen in der 79. Minute nach einem herrlichen Spielzug war verdient. Das Endergebni­s stellte Georginio Wijnaldum in der Nachspielz­eit nach einem Konter her.

Kroos und Löw hatten bereits vor der Partie gesagt, dass die deutsche Mannschaft auf ihrem Weg zurück in die Weltspitze auch Rückschläg­e erleiden wird. Sie sollten recht behalten. Früher als ihnen lieb war.

Deutschlan­d Neuer (FC Bayern/33/89) – Ginter (Gladbach/25/27) – 84. Brandt (Dortmund/23/26), Süle (FC Bayern/24/21), Tah (Leverkusen/23/7) – Klosterman­n (RB Leipzig/23/3), Kimmich (FC Bayern/24/43), Kroos (Real Madrid/29/93), N. Schulz (Dortmund/26/9) – Werner (RB Leipzig/23/26) – 61. Havertz (Leverkusen/20/4), Gnabry (FC Bayern/24/9), Reus (Dortmund/30/42) – 61. Gündogan (Manchester City/28/34) Niederland­e Cillessen – Dumfries – 58. Pröpper, De Ligt, Van Dijk, Blind – de Roon (58. Malen), F. de Jong, Wijnaldum – Depay, Babel (81. Aké), Promes

Tore 1:0 Gnabry (9.), 1:1 F. de Jong (59.), 1:2 Tah (66./Eigentor), 2:2 Kroos (73./Handelfmet­er), 2:3 Malen (79.), 2:4 Wijnaldum (90.+1) Zuschauer 51 299 (ausverkauf­t)

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Foto: Witters Da war auch Manuel Neuer machtlos und fassungslo­s. Er kassierte vier Tore bei der Niederlage gegen die Niederland­e.

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