Nationaltrainer? Nein, viel zu langweilig
Wissenschaftliche Meinungen gehen auseinander. Uneinig sind sich Forscher unter anderem darin, wie viel Nichtstun einem Menschen zuträglich ist. Einerseits dient unsinnig vertane Zeit dazu, dem Gehirn eine Pause zu verschaffen. Wer immer Vollgas fährt, riskiert nun mal ein Motorversagen.
Ein Übermaß an Langeweile – immerhin darin sind sich die Experten einig – kann die Psyche eines Menschen langfristig stören. Andererseits wird hinter im Niemandsland umherschweifenden Gedanken ein Schlüssel zu kreativem Handeln vermutet. Ziemlich verzwickt das Ganze.
Profisportler haben allein deshalb ausufernd Zeit, weil ihr Körper nach Belastungen Ruhe einfordert. Wer dauerhaft nur einmal täglich trainiert und es sich leisten kann, sonst nichts zu tun, dem wird irgendwann notgedrungen langweilig. Ebenso gilt das für den Trainer, der den Profisportler zu Höchstleistungen trimmt. Klar, er kann sich in Übungspläne vertiefen und beim Abendessen mit Salzund Pfefferstreuer Viererketten aufstellen. Auf Dauer jedoch erschöpft sich diese Beschäftigung.
Diese Erkenntnis hat jüngst Gustavo Matosas gewonnen. Als Trainer der Fußballnationalmannschaft von Costa Rica ist er zurückgetreten. Begründet hat der 52-Jährige diesen Schritt mit – Sie ahnen es –
Langeweile. Erst im Oktober des vergangenen Jahres hatte Matosas die Landesauswahl aus Mittelamerika übernommen, nun ist er dieser Tätigkeit überdrüssig geworden. Fast verzweifelt klang er, als er berichtete: „Ich wusste nicht, dass es so langweilig ist, Trainer einer Nationalmannschaft zu sein.“
Da Matosas’ vorherige Stationen in Saudi-Arabien, Paraguay und Argentinien ebenfalls nur von kurzer Dauer waren, sollte er womöglich über eine Umschulung und einen komplett anderen Berufszweig nachdenken. Andernfalls droht sein Leben aus den Fugen zu geraten. Ehe er als Trainer einstieg, verdingte sich Matosas als Profispieler. Eine gefährdete Gruppe, wenn es ums Blödsinnmachen geht. Zu Langeweile gesellt sich eine Unmenge Geld.
In der Freizeitgestaltung der Berufskicker durften sich Wissenschaftler wiederholt bestätigt fühlen: Teils zeugte das Verhalten von Kreativität, teils von gestörter Psyche. Beispiele aus dem wahren Leben: Mit Teamkameraden darauf setzen, welcher Koffer zuerst übers Förderband rollt; hunderttausende Euro in Spielcasinos verzocken; mit Dartpfeilen nach Jugendspielern werfen; oder im Badezimmer ein Feuerwerk anzünden und so sein Drei-Millionen-Dollar-Haus abfackeln.
Langeweile kann wirklich zu einem Problem werden.