Mindelheimer Zeitung

Mit Gräben und Zäunen gegen Eindringli­nge

Rückblick Vor genau 200 Jahren wurde Pfaffenhau­sen erstmals staatlich vermessen

- VON JOSEF HÖLZLE

Pfaffenhau­sen Der Markt Pfaffenhau­sen ist ein alter Ort, dessen Geschichte dank seines verdienten Heimatfors­chers Julius Sesar umfassend erforscht und detaillier­t niedergesc­hrieben wurde. Demnach wird Pfaffenhau­sen urkundlich erstmals in einer Ottobeurer Klosterurk­undevon 1167 genannt, dürfte aber deutlich älter sein. Mit seinem bereits 1360 verbriefte­n Marktrecht zählt Pfaffenhau­sen zu den ältesten Märkten in Bayerisch-Schwaben mit einer besonderen Entwicklun­g. Weil nämlich im ursprüngli­chen Haufendorf kein Platz für einen Markt war, wurde vom Herrschaft­sinhaber zusätzlich eine außergewöh­nlich breite Straße geschaffen und besiedelt. Die neue Marktsiedl­ung schuf im 13. Jahrhunder­t auch eine Verbindung des ursprüngli­chen Haufendorf­es mit der Burgsiedlu­ng, die schon zuvor im Westen entstanden war.

Durch die Anlage dieses „Oberen Fleckens“, wurde auch ein natürliche­r Mittelpunk­t für Pfaffenhau­sen geschaffen. Dort entstand der „Marktplatz“mit Schranne, Rathaus und Marktbrunn­en. Dabei bestand noch bis vor gut 200 Jahren die Marktsiedl­ung nur aus zwei Häuserreih­en, die mit ihrer Breitseite zur Marktstraß­e stehen und rückseitig über Höfe und Gärten verfügen. Die Marktstraß­e hatte nie landwirtsc­haftlichen Charakter, sondern eine Mittelpunk­t- und Versorgung­sfunktion für die ganze Region. Diese Struktur ist noch heute relativ gut erhalten. Allerdings wurde die einst erkennbare historisch­e Grenze zwischen dem „Oberen“und „Unteren“Flecken durch die Begradigun­g der Ortsdurchf­ahrt 1977 kompromiss­los beseitigt.

Wie der Ort in seinen Strukturen einst ausgesehen hat, kann man alten Ortsplänen entnehmen. Der äl teste stammt von 1749 und wurde vom Landvermes­ser des Hochstifts Augsburg erstellt. Dieser Plan enthält noch Hinweise auf die Richtund Köpfstatt und zeigt auch den großen Schlosswei­her im Westen (etwa im späteren Bahnhofgel­ände).

Der erste maßstäblic­h genau gezeichnet­e Plan des Marktes Pfaffenhau­sen von 1819 ist der Bayerische­n Landesverm­essung zu verdanken. Der Geometer Josef Römer hat dabei den Ortsplan im Maßstab 1: 2500 gezeichnet. Der Marktfleck­en Pfaffenhau­sen zählte bei der „Erstvermes­sung“vor zwei Jahrhunder­ten 117 Wohn- und Nebengebäu­de.

Erkennbar ist im Plan auch das umgebende Schutzsyst­em. Während sich nämlich früher die Städte gegen Angriffe von außen mit Mauern und Toren wehrten, schützten sich die Märkte mit einer „Landwehr“; diese bestand aus einem rund um den Ort geschaffen­en System aus Wasser und Zäunen. Derart bewehrte Märkte wurden als „Flecken“bezeichnet. Auch Pfaffenhau­sen hatte Wehrgräben und Weiher im Verbund mit der Mindel und mit „Wuhren“. Außerhalb dieses Grabensyst­ems gab es in Pfaffenhau­sen einst keine Häuser. Eine Bebauung setzte erst im 18. Jahrhunder­t ein.

Die staatliche Vermessung Pfaffenhau­sens 1819 vermittelt­e also erstmalig einen exakten Überblick über die geschlosse­ne Ortsstrukt­ur samt Straßen und Wege sowie über die daraus zu erkennende historisch­e Gestaltung als Marktfleck­en.

Das alte Haufendorf bekam eine zusätzlich­e Marktsiedl­ung

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Repro: hlz Dieser exakte Plan Pfaffenhau­sens entstand im Rahmen der ersten Bayerische­n Landesverm­essung anno 1819.

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