Mit Gräben und Zäunen gegen Eindringlinge
Rückblick Vor genau 200 Jahren wurde Pfaffenhausen erstmals staatlich vermessen
Pfaffenhausen Der Markt Pfaffenhausen ist ein alter Ort, dessen Geschichte dank seines verdienten Heimatforschers Julius Sesar umfassend erforscht und detailliert niedergeschrieben wurde. Demnach wird Pfaffenhausen urkundlich erstmals in einer Ottobeurer Klosterurkundevon 1167 genannt, dürfte aber deutlich älter sein. Mit seinem bereits 1360 verbrieften Marktrecht zählt Pfaffenhausen zu den ältesten Märkten in Bayerisch-Schwaben mit einer besonderen Entwicklung. Weil nämlich im ursprünglichen Haufendorf kein Platz für einen Markt war, wurde vom Herrschaftsinhaber zusätzlich eine außergewöhnlich breite Straße geschaffen und besiedelt. Die neue Marktsiedlung schuf im 13. Jahrhundert auch eine Verbindung des ursprünglichen Haufendorfes mit der Burgsiedlung, die schon zuvor im Westen entstanden war.
Durch die Anlage dieses „Oberen Fleckens“, wurde auch ein natürlicher Mittelpunkt für Pfaffenhausen geschaffen. Dort entstand der „Marktplatz“mit Schranne, Rathaus und Marktbrunnen. Dabei bestand noch bis vor gut 200 Jahren die Marktsiedlung nur aus zwei Häuserreihen, die mit ihrer Breitseite zur Marktstraße stehen und rückseitig über Höfe und Gärten verfügen. Die Marktstraße hatte nie landwirtschaftlichen Charakter, sondern eine Mittelpunkt- und Versorgungsfunktion für die ganze Region. Diese Struktur ist noch heute relativ gut erhalten. Allerdings wurde die einst erkennbare historische Grenze zwischen dem „Oberen“und „Unteren“Flecken durch die Begradigung der Ortsdurchfahrt 1977 kompromisslos beseitigt.
Wie der Ort in seinen Strukturen einst ausgesehen hat, kann man alten Ortsplänen entnehmen. Der äl teste stammt von 1749 und wurde vom Landvermesser des Hochstifts Augsburg erstellt. Dieser Plan enthält noch Hinweise auf die Richtund Köpfstatt und zeigt auch den großen Schlossweiher im Westen (etwa im späteren Bahnhofgelände).
Der erste maßstäblich genau gezeichnete Plan des Marktes Pfaffenhausen von 1819 ist der Bayerischen Landesvermessung zu verdanken. Der Geometer Josef Römer hat dabei den Ortsplan im Maßstab 1: 2500 gezeichnet. Der Marktflecken Pfaffenhausen zählte bei der „Erstvermessung“vor zwei Jahrhunderten 117 Wohn- und Nebengebäude.
Erkennbar ist im Plan auch das umgebende Schutzsystem. Während sich nämlich früher die Städte gegen Angriffe von außen mit Mauern und Toren wehrten, schützten sich die Märkte mit einer „Landwehr“; diese bestand aus einem rund um den Ort geschaffenen System aus Wasser und Zäunen. Derart bewehrte Märkte wurden als „Flecken“bezeichnet. Auch Pfaffenhausen hatte Wehrgräben und Weiher im Verbund mit der Mindel und mit „Wuhren“. Außerhalb dieses Grabensystems gab es in Pfaffenhausen einst keine Häuser. Eine Bebauung setzte erst im 18. Jahrhundert ein.
Die staatliche Vermessung Pfaffenhausens 1819 vermittelte also erstmalig einen exakten Überblick über die geschlossene Ortsstruktur samt Straßen und Wege sowie über die daraus zu erkennende historische Gestaltung als Marktflecken.
Das alte Haufendorf bekam eine zusätzliche Marktsiedlung