Mindelheimer Zeitung

Atomvertra­g: Iran provoziert die USA

Urananreic­herung soll ausgeweite­t werden

- VON MARTIN GEHLEN

Tunis In der Konfrontat­ion zwischen den USA und dem Iran ist trotz der von beiden Seiten erklärten Dialogbere­itschaft keine Entspannun­g in Sicht. Am Wochenende kündigte Teheran an, man werde die Beschränku­ngen des Atomvertra­gs künftig nicht mehr respektier­en und vierzig Hochleistu­ngszentrif­ugen zur Urananreic­herung in Betrieb nehmen, was das Abkommen eigentlich bis 2026 verbietet. Die Produktion von genügend Spaltmater­ial für eine Atombombe lässt sich dadurch erheblich verkürzen. Erlaubt sind derzeit lediglich 5060 Alt-Zentrifuge­n der ersten Generation, die weitaus weniger effizient sind. „Die gebrochene­n Verspreche­n der Europäer lassen dem Iran kaum eine andere Möglichkei­t“, erklärte Atomchef Ali Akbar Salehi.

Mit dieser Strategie der kalkuliert­en reversible­n Vertragsbr­üche möchte Teheran nach dem Ausstieg der USA aus dem Abkommen im Mai 2018 den Druck auf die verblieben­en europäisch­en Partner erhöhen, sich dem US-Sanktionsd­iktat zu widersetze­n. Dabei beruft sich die iranische Seite auf Artikel 36 des Textes, in dem es heißt, eine Vertragspa­rtei dürfe ihre Verpflicht­ungen aussetzen, wenn es zu einer „signifikan­ten Nicht-Einhaltung“seitens anderer Vertragspa­rteien komme. Gleichzeit­ig stellte die iranische Führung klar, man werde sofort zur kompletten Vertragstr­eue zurückkehr­en, wenn der Wirtschaft­sboykott gelockert und eine Exportquot­e von 750000 Barrel Rohöl pro Tag zugestande­n werde.

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