Berufswahl ist wie ein Halbmarathon
Impuls Die blinde Spitzensportlerin Verena Bentele ermutigt Lehrer, Schüler als „Begleitläufer“zu unterstützen. Rückschläge gehören dazu
Dietmannsried „Bei mir ist das Thema Berufsorientierung durch“, sagt die blinde ehemalige Spitzensportlein Verena Bentele und lacht. Die frühere Langläuferin und Biathletin war vier Mal Weltmeisterin und zwölf Mal Paralympics-Siegerin. Seit 2018 ist sie Präsidentin des Sozialverbands VdK.
Die 37-jährige Lindauerin spricht in Dietmannsried humorvoll über die Wege zum Beruf – über Chancen, Mut und Vielfalt. „Mir wurde immer gesagt, dass meine Chancen im Sport geringer sind, weil ich blind bin“, sagt Bentele. Sie setze dem immer scherzhaft entgegen: „Du siehst alles, machst aber keinen Sport.“Die 37-Jährige will darauf hinaus, dass jeder auf seine Stärken vertrauen und Talente für sich nutzen sollte. „Man muss Mut zur Vielfalt haben und sich Fragen, worin liegen meine Fähigkeiten“, sagt Bentele und fordert die Lehrer auf, die Talente ihrer Schüler wahrzunehmen und zu fördern.
Dabei vergleicht sie die Berufsvorbereitung mit einem Halbmarathon. „Ich brauche dafür einen Begleitläufer, der mir den Weg zeigt.“In der Schule seien dies die Lehrer. „Sie müssen die Schüler an die Hand nehmen, den richtigen Trainingsplan entwerfen“, sagt Bentele. Rückschläge seien dabei auch wichtig. Sie selbst sei „Profistolperin“, laufe ständig gegen etwas. „Aber ich kann wieder aufstehen und weiß, dass ich das schaffe“, sagt Bentele unter großem Applaus. Auch der Fokus ändere sich. „Ich hatte nie vor, Profisportlerin zu werden.“Sie sei durch das Training immer weiter in diese Schiene gerutscht. Die Schüler sollen von den Lehrern unterstützt werden. Aber: Springen müssten sie am Ende selbst.