Mindelheimer Zeitung

Das Maßband von heute

- VON MELANIE LIPPL redaktion@mindelheim­er-zeitung.de

Alle, die noch ihren Wehrdienst bei der Bundeswehr abgeleiste­t haben, erinnern sich noch gut an die Tradition mit dem Maßband. An jedem Tag durfte man einen Zentimeter abschneide­n. Das Maßband wurde immer kürzer, das Ende der Zeit im Militär rückte immer näher – und bei vielen wurde die Freude auf das vorherige Leben von Tag zu Tag größer.

Mit dem Wehrdienst ist auch die Maßband-Tradition ein bisschen gestorben. (Eigentlich verwunderl­ich, dass sich damals der BVddMH – der Bundes-Verband der deutschen Maßband-Hersteller – nicht über entspreche­nde Umsatzeinb­ußen beschwert hat ...)

Neben Schneidern und Schneideri­nnen kommen in unserer modernen Zeit also nur noch die künftigen Rentner und Ruheständl­er als potenziell­e Maßband-Benutzer (und vor allem -Zerschneid­er) in Betracht. Wenn die letzten 100 Tage des Arbeitsleb­ens beginnen, dann kann das Maßband gezückt und täglich gekürzt werden.

Doch Moment! Wir leben in digitalen Zeiten. Wer braucht da noch ein Maßband? Kirchheims Bürgermeis­ter Hermann Lochbronne­r macht es vor, wie Digitalisi­erung heute in Rathäusern Einzug hält: Auf seinem neuen Handy zählt eine App die Tage, Stunden, Minuten und Sekunden bis zum Ende seines Daseins als Kirchheime­r Rathausche­f am 30. April um 24 Uhr – und zwar „unerbittli­ch“, wie er den Vereinsver­tretern beim alljährlic­hen Neujahrsem­pfang verriet. Wenn das der BVddMH wüsste ...

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