Das Maßband von heute
Alle, die noch ihren Wehrdienst bei der Bundeswehr abgeleistet haben, erinnern sich noch gut an die Tradition mit dem Maßband. An jedem Tag durfte man einen Zentimeter abschneiden. Das Maßband wurde immer kürzer, das Ende der Zeit im Militär rückte immer näher – und bei vielen wurde die Freude auf das vorherige Leben von Tag zu Tag größer.
Mit dem Wehrdienst ist auch die Maßband-Tradition ein bisschen gestorben. (Eigentlich verwunderlich, dass sich damals der BVddMH – der Bundes-Verband der deutschen Maßband-Hersteller – nicht über entsprechende Umsatzeinbußen beschwert hat ...)
Neben Schneidern und Schneiderinnen kommen in unserer modernen Zeit also nur noch die künftigen Rentner und Ruheständler als potenzielle Maßband-Benutzer (und vor allem -Zerschneider) in Betracht. Wenn die letzten 100 Tage des Arbeitslebens beginnen, dann kann das Maßband gezückt und täglich gekürzt werden.
Doch Moment! Wir leben in digitalen Zeiten. Wer braucht da noch ein Maßband? Kirchheims Bürgermeister Hermann Lochbronner macht es vor, wie Digitalisierung heute in Rathäusern Einzug hält: Auf seinem neuen Handy zählt eine App die Tage, Stunden, Minuten und Sekunden bis zum Ende seines Daseins als Kirchheimer Rathauschef am 30. April um 24 Uhr – und zwar „unerbittlich“, wie er den Vereinsvertretern beim alljährlichen Neujahrsempfang verriet. Wenn das der BVddMH wüsste ...