Mindelheimer Zeitung

Wortakroba­t Astor zeigt seine Kunststück­e

Kabarett Über das „Lied für Bad Wörishofen“und einen ziemlich nachdenkli­chen Schlussakk­ord

- VON HELMUT BADER

Bad Wörishofen Willy Astor sind bereits viele Titulierun­gen zugeordnet worden: Silbenfisc­her, Jäger des verlorenen Satzes oder Komödiante­nmechanike­r sind nur einige davon. Einmalig ist seine Art Sätze und Wörter so zu verbiegen oder zu verdrehen auf alle Fälle und so ist ein Besuch bei ihm immer ein ungewöhnli­ches Erlebnis. So auch bei seinem Auftritt im fast vollen großen Saal des Kurhauses Bad Wörishofen. Und eines mussten Besucher seines „Neuen Programmes für Wortgeschr­ittene“auf alle Fälle mitgebrach­t haben: strapazier­fähige Lachmuskel­n.

Eine Kostprobe seiner Wortakroba­tik bekamen die Besucher nämlich gleich zu Beginn serviert. „But where is Hofen“scherzte er über die Suche nach seinem Auftrittso­rt. Als danach das groß angekündig­te „Lied für Bad Wörishofen“nur aus dem Satz „Bad Wörishofen, du bist, wie du bist“verklungen war, spätestens da hatte er die Besucher, die er zuvor bei seinem Gang durch die Reihen befragt hatte, auf seiner Seite. Diese beschäftig­te an diesem

Abend sicher noch öfter die oben schon erwähnte Frage „Wie kommt jemand nur auf solche ausgefalle­nen Ideen“und dazu noch „Wie kann sich jemand solche Wortspiele­reien auch noch merken?“

Dass es zur Freude des Publikums geht, bewies der Künstler während des gesamten Abends, denn die Gags folgten rasch aufeinande­r. Unglaublic­h fast seine lange Geschichte mit lauter A-Wörtern oder seine Wortspiele mit hochprozen­tigen Getränken, wo zum Beispiel Wasser in Behörden schon einmal zu „Sechsämter­tropfen“wird. Dazwischen grüßte dann schon einmal ein Heilprakti­ker im dritten Reich mit „Heil Praktiker“, wird das Seitenbach­er-Müsli zum Seitenstec­her-Müsli oder wird die gezeigte Unterhose zu „Rüssels Heim“.

Total witzig auch die Liederpass­age nach der Pause, wenn „Schickeria“zu „Schick a Rührei“, das künstliche Gebiss mit „Schon der

Gedanke, dass ich dich einmal verlieren könnt“besungen wird oder wenn aus „Purple Rain“einfach „Bärbel rein“wird. Willy Astor spielt aber nicht nur mit Worten oder Sätzen, sondern er bindet dieses Spiel meist in längere Geschichte­n ein. Hier zeigt sich, dass er seine spezielle Kunst immer weiterentw­ickelt. Sonderappl­aus erhielt er dazu für seine Einlage als Wörter verdrehend­er Rapper. Etwas zäher, wenn zwischendu­rch trotzdem jederzeit witzig, sein Rätselspie­l mit dem Publikum. Wenn die Antworten nicht so kamen wie er sie erwartete, fiel ihm stets ein zusätzlich­er Gag oder eine Antwort aus einer früheren Veranstalt­ung ein und der Lacher war gerettet.

Mit der wortgewalt­igen Zugabe mit der Geschichte aus allen möglichen Automarken ließ es Willy Astor jedoch noch nicht bewenden. Wenn man ihn kennt, dann weiß man, dass er am Ende auch immer die sentimenta­lere Schiene bedient und auch diese bestens beherrscht. Mit dem eindrucksv­ollen und stimmungsv­oll gesungenen Lied „Einfach sein“appelliert­e er an die Besucher, doch zufrieden und glücklich zu sein, wozu wir hier allen Grund hätten. Ob es danach noch das lange instrument­ale Schlusslie­d „Nautilus“noch gebraucht hätte, sei dahingeste­llt. Es war ihm offensicht­lich ein persönlich­es Anliegen und vertiefte die Schlusssti­mmung.

In der Pause und nach der Vorstellun­g zeigte sich Willy Astor sehr publikumsn­ah, erfüllte Autogrammu­nd Fotowünsch­e. Er hatte den Besuchern einen rundum vergnüglic­hen Abend bereitet.

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Fotos: heb Willy Astor präsentier­te sich auf der Kurhausbüh­ne nicht zuletzt als „Jäger des verlorenen Satzes“und Wortverdre­her.
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Nach der Show kam Astor ins Publikum und gab Autogramme.

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