Fast wie immer – und doch ganz anders
Einkauf Weil der Biomarkt in Türkheim zur Grundversorgung gehört, herrschte reger Betrieb. Doch die Vorsicht der Kunden und Fieranten war deutlich sicht- und spürbar
Türkheim Auf dem kleinen Platz gegenüber der Pfarrkirche in Türkheim sah alles aus wie immer, als am Donnerstagnachmittag der Bio-Wochenmarkt stattfand. Vier Verkaufswagen und der Eiermann. Es fehlten allerdings die Stehtischchen vom Bierausschank und so wurde klar, dass eben doch nicht alles wie immer war. Kaffee und Kuchen gegenüber beim Weltladen und die Kinderbetreuung fielen ebenfalls weg. Was bedeutete das für die Kunden des Biomarkts und für die Anbieter?
Josef Dietmaier aus Oberneufnach/Markt Wald verkauft Bio-Eier und Eierteigwaren aus seinem Fahrzeug heraus. Dafür hatte er neu eine Trennscheibe zwischen sich mit den Waren und den Kunden angebracht. Er benutze Desinfektionsmittel und sagte, dass es durch seinen Direktohne Zwischenhändler in der derzeitigen Situation keine Chancen zur Fremdkeimübertragung gäbe. Eier könne man gut lagern und auf Vorrat kaufen. Er habe keine Einbußen bisher. Werner Albrecht von der
Gärtnerei Albrecht aus Igling achtete darauf, dass die Leute vor seinem Stand Abstand hielten und immer nur zwei gleichzeitig bedient wurden.
Er befolge die Anweisungen seines Bioland-Verbandes und des staatlichen bayerischen Gärtnerei-Verbandes für den Verkauf. Er und seine Kollegin trugen Handschuhe aus Baumwolle. Er lobte das Verhalten der Kunden ausdrücklich. Hier im Freien gäbe es den Vorteil gegenüber
Supermarkt, dass genug Platz sei und Kunden ohne Probleme in großem Reihenabstand warten könnten. Fast alle Kunden brachten ihre eigenen Körbe und Taschen mit. So konnten die Waren ohne Kontakt mit Händen direkt in den Korb gelegt werden.
Die Verkäuferin im Stand vom Biolandhof Bönisch aus Eggenthal erzählte, dass die Kunden derzeit sogar mehr einkaufen würden als früher. Viele Wurst- und Fleischprodukte sind in Vakuumfolie mit Ablaufdatum eingeschweißt und wären deshalb länger haltbar. Man könne sich also einen Vorrat anlegen.
Auch die Fische von der Fischzucht Dieter Wagner aus Welden sind alle abgepackt. Außerdem hatte er noch Brot von der Bäckerei Hasenjäger aus Waal im Angebot. Für ihn sei alles wie immer, auch auf den anderen Wochenmärkten, die er beverkauf diene. Im Wagen der Dorfkäserei und Molkerei Waal verkauft Christoph Wagner aus Türkheim. Er hat zwar auch Waren wie Kefir oder Scamorza, die nicht so lange haltbar seien. Aber viele der Bio-Käsesorten aus dem Allgäu blieben lange frisch. Christoph Wagner von Bio Regio steuert eigenes Kalbfleisch bei, die Tiere seien hier aufgezogen. „Käse und Kalbfleisch gehören zusammen“, ist er überzeugt.
Wegen der Corona-Krise habe er mehr Personal, sie würden jetzt zu zweit verkaufen und sich öfters die Hände waschen. Am nächsten Tag habe er seinen Marktstand in Kaufering, am übernächsten in Buchloe. Es gäbe keine Probleme - bisher.
Der soziale Aspekt des Einkaufens auf dem Wochenmarkt in Türkheim war eingeschränkt. Die Leute redeten miteinander, aber auf Abstand. Die meisten hielten sich an die Abeinem standsvorgabe von anderthalb Metern, fragten nach, wer der letzte in der Reihe sei und stellten sich hinten an. Nur einige Jugendliche in Grüppchen schienen den Ernst der Lage allerdings immer noch nicht kapiert zu haben...
Schon eine Viertelstunde nach Marktbeginn in Türkheim gab es fünf Warteschlangen, die Parkplätze an der Hauptstraße waren belegt, obwohl viele auch mit dem Fahrrad da waren.
Aber niemand saß wie sonst auf den Bänken zum Ausruhen: bei der Sonne und Wärme des schönen Frühlings-Nachmittags ein echter Verzicht. Kontakt und Unterhalten funktionierten auf Abstand. Da ein Wochenmarkt zur Grundversorgung zählt, können die Türkheimer hoffen, dort auch noch in den nächsten Wochen diese Einkaufsmöglichkeit zu haben.
Es werden auch haltbare Vorräte eingekauft