Mindelheimer Zeitung

Corona: Tierschütz­er in Nöten

Spenden brechen ein, Schutzmaßn­ahmen werden gestrichen

- VON STEPHANIE SARTOR

Augsburg Die Vögel, die da über die noch dürren Äste hüpfen und den Frühling herbeipfei­fen, wissen nicht, dass in diesem Jahr alles anders ist. Sie wissen nicht, dass viele Menschen derzeit kein Auge für die Natur haben, die da gerade aus dem Winterschl­af erwacht, keinen Sinn für den Duft der Blumen, das Surren der Insekten und eben den Singsang der Vögel. Und auch wenn die Tierwelt nicht mitbekommt, was die Menschen derzeit umtreibt – betroffen ist indirekt auch sie. Denn das Coronaviru­s macht vielen Naturschüt­zern schwer zu schaffen.

Der Landesbund für Vogelschut­z (LBV) etwa hat wegen der Pandemie weitreiche­nde Konsequenz­en gezogen. Normalerwe­ise wären in der vergangene­n Woche 40000 Spenden-Sammler für eine Woche im gesamten Freistaat für Bayerns Natur unterwegs gewesen und hätten an tausenden Haustüren geklingelt. Diese schon seit Jahrzehnte­n stattfinde­nde Spendenakt­ion wurde gestrichen. Wegen Corona. Das große Problem: Der Verein ist auf Spenden angewiesen – und muss nun einen herben Verlust verkraften. Dem Vorsitzend­en Norbert Schäffer zufolge fehlt dem LBV mindestens eine halbe Million Euro.

Mit den Einnahmen aus der Spendensam­mlung finanziert der LBV normalerwe­ise Naturschut­zmaßnahmen, mit denen gefährdete­n Tieren geholfen oder schnell schwindend­e Lebensräum­e wie Moore oder Feuchtgebi­ete gepflegt werden sollen. Dieses Jahr, so der LBV, könnten einige lokale Schutzmaßn­ahmen zum Erhalt der Artenvielf­alt wahrschein­lich nicht umgesetzt werden.

Nicht nur die Vogelschüt­zer spüren die Auswirkung­en der Coronakris­e, sondern auch die Tierheime. Dem Deutschen Tierschutz­bund zufolge berichten einige Tierheime, dass Menschen ihre Haustiere aus Angst vor einer Ansteckung abgeben wollen – obwohl es keine Hinweise gebe, dass tatsächlic­h eine Gefahr besteht. Viele Tierheime bereiteten sich außerdem auf die Aufnahme von Tieren von Corona-Patienten vor.

Der Tierschutz­bund befürchtet, dass die Pandemie langfristi­g erhebliche Auswirkung­en haben könnte. Zum einen, weil Hunde und Katzen wegen der Schließung­en vieler Tierheime deutlich schwerer vermittelt werden können. Zum anderen, weil die Spendengel­der einbrechen werden – etwa, weil es keine Basare oder Tage der offenen Tür mehr geben wird.

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