Corona: Tierschützer in Nöten
Spenden brechen ein, Schutzmaßnahmen werden gestrichen
Augsburg Die Vögel, die da über die noch dürren Äste hüpfen und den Frühling herbeipfeifen, wissen nicht, dass in diesem Jahr alles anders ist. Sie wissen nicht, dass viele Menschen derzeit kein Auge für die Natur haben, die da gerade aus dem Winterschlaf erwacht, keinen Sinn für den Duft der Blumen, das Surren der Insekten und eben den Singsang der Vögel. Und auch wenn die Tierwelt nicht mitbekommt, was die Menschen derzeit umtreibt – betroffen ist indirekt auch sie. Denn das Coronavirus macht vielen Naturschützern schwer zu schaffen.
Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) etwa hat wegen der Pandemie weitreichende Konsequenzen gezogen. Normalerweise wären in der vergangenen Woche 40000 Spenden-Sammler für eine Woche im gesamten Freistaat für Bayerns Natur unterwegs gewesen und hätten an tausenden Haustüren geklingelt. Diese schon seit Jahrzehnten stattfindende Spendenaktion wurde gestrichen. Wegen Corona. Das große Problem: Der Verein ist auf Spenden angewiesen – und muss nun einen herben Verlust verkraften. Dem Vorsitzenden Norbert Schäffer zufolge fehlt dem LBV mindestens eine halbe Million Euro.
Mit den Einnahmen aus der Spendensammlung finanziert der LBV normalerweise Naturschutzmaßnahmen, mit denen gefährdeten Tieren geholfen oder schnell schwindende Lebensräume wie Moore oder Feuchtgebiete gepflegt werden sollen. Dieses Jahr, so der LBV, könnten einige lokale Schutzmaßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt wahrscheinlich nicht umgesetzt werden.
Nicht nur die Vogelschützer spüren die Auswirkungen der Coronakrise, sondern auch die Tierheime. Dem Deutschen Tierschutzbund zufolge berichten einige Tierheime, dass Menschen ihre Haustiere aus Angst vor einer Ansteckung abgeben wollen – obwohl es keine Hinweise gebe, dass tatsächlich eine Gefahr besteht. Viele Tierheime bereiteten sich außerdem auf die Aufnahme von Tieren von Corona-Patienten vor.
Der Tierschutzbund befürchtet, dass die Pandemie langfristig erhebliche Auswirkungen haben könnte. Zum einen, weil Hunde und Katzen wegen der Schließungen vieler Tierheime deutlich schwerer vermittelt werden können. Zum anderen, weil die Spendengelder einbrechen werden – etwa, weil es keine Basare oder Tage der offenen Tür mehr geben wird.