Ein wild wachsendes Superfood
Natur Brennnesseln werden oft nur als lästiges Unkraut bekämpft, dabei bewirken sie so viel Gutes
Zarte Schönheiten mit starker Wirkung – die Welt unserer heimischen Kräuter zu entdecken ist eine spannende Sache. Genau dazu laden wir Sie ein. In unserer Serie stellen wir Ihnen in regelmäßiger Folge bayerische Pflanzen vor, die nicht nur durch ihren lieblichen Anblick das Auge erfreuen, sondern für Körper und Seele mehr tun können. Brigitte Walde-Frankenberger ist unsere Autorin. Heute erklärt sie, warum Brennnesseln so wertvolle Pflanzen sind.
Häufig gilt sie als ein lästiges Unkraut. Sehr zu Unrecht, denn die spröde Brennnessel (Urtica dioica und urens) ist eine wahre Wohltäterin für Erde, Pflanze, Mensch und Tier. Anspruchslos gedeiht sie in den gemäßigten Klimagebieten unserer Erde. Sie wächst an Häusern, alten Stallungen und Mauern, an Zäunen und Hecken, Bächen, Flüssen
und Quellen. Die Pflanze kann bis zu 1,50 Meter hoch werden. Dort, wo sie wächst, wirkt sie sich heilend auf den Boden aus. Mit ihren langen Wurzeln erschließt und lockert sie die Erde und bereichert diese mit ihrer Vielfalt an Mineralstoffen. Im Garten und in der Landwirtschaft sollte deshalb auf die Pflanze nicht verzichtet werden.
Bereits die Ärzte der Antike lobten die Heilkräfte der Brennnessel. Und schon unsere Vorfahren, die Germanen, schätzten sie und widmeten sie dem altgermanischen Gott Donar, dem Donnergott, dem Herrscher über Fruchtbarkeit und Potenz. Und zur Steigerung der Potenz und Fruchtbarkeit aßen die germanischen Bauernstämme im Frühjahr die ersten Nesseltriebe, um sich mit den Lebenskräften der erwachenden Natur zu verbinden.
In der Heilkunde werden Kraut und Samen verwendet. Mit Schere und Gartenhandschuhen ausgerüstet, können die zarten jungen Triebe in den Monaten März bis September geerntet werden. Sie werden zu Sträußen zusammengebunden, die am besten im Schatten zum Trocknen aufgehängt werden. Im September sind die Samen reif. Zum Trocknen breiten wir sie auf einem Leintuch aus und bewahren sie in Leinensäckchen auf. Für den vitalstoffreichen Brennnesselsaft wird das ganze Kraut geerntet und schließlich gepresst.
In der Heilkunde wird die Brennnessel gerne als Tee getrunken. Die Nessel wirkt harntreibend, entschlackend, blutbildend, stärkend, stoffwechselfördernd und blutzuckersenkend. Sie enthält wertvolle Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente. Die Vitamine B und C, das Verjüngungsvitamin E, das
Schönheitsvitamin A sowie Gerbstoffe, Hormone, Enzyme, Kalzium, Natrium, Kieselsäure, Schwefel, Magnesium, Kalium, Phosphor. Die Samen enthalten Proteine, Schleime und fettes Öl. Sie ist also ein wahres Superfood.
Die Brennnessel lässt sich auch gut in der Küche verwenden:
● Rezept Das wild wachsende Kraut enthält verglichen mit Kulturpflanzen das Fünfzigfache an Magnesium, das Vierzehnfache an Kalzium, das Fünfzigfache an Eisen, das Zwanzigfache an Provitamin A – dem Schönheitsvitamin – und das Dreißigfache an Vitamin C. Und aus der Brennnessel lassen sich vielerlei Gerichte herstellen: Eintöpfe, Aufläufe, Kräutersuppen. Die Blätter schmecken als Salat mit Avocado, Knoblauch und Olivenöl. Die Samen können aufs Müsli oder Butterbrot gestreut werden.