Mindelheimer Zeitung

„Andere wären in einer solchen Lage Letzter geworden“

Eishockey Kaufbeuren­s Trainer Andreas Brockmann blickt auf die Saison zurück. Er spricht über die Defensiv-Leistung seiner Joker und darüber, wie Corona alles verändern wird

- Interview: Manuel Weis

Kaufbeuren Früher als geplant ist auch ESVK-Trainer Andreas Brockmann (52) in der Sommerpaus­e. Wir haben mit ihm über seine vierte Saison als Joker-Trainer gesprochen und sind dabei auf die großen Leistungss­chwankunge­n des Teams in der abgelaufen­en Saison eingegange­n. Brockmann erklärt zudem, wieso das Coronaviru­s deutliche Auswirkung­en auf den Eissport haben könnte. muss man das Team loben. Man wünscht sich immer, dass es einfach ist. Aber es ist nicht so.

Sind wir uns einig, dass es in der Defensive Verbesseru­ngsbedarf gibt? Brockmann: Das ist vollkommen richtig. Das müssen wir uns ankreiden lassen. Da haben wir bei den Verpflicht­ungen Fehler gemacht. Aber rückwirken­d betrachtet: Wir würden sie wohl wieder machen. Unsere Verteidige­r eins und zwei sind Eichinger und Ketterer. Bei Eichinger ist es ein Wunder, dass er überhaupt noch spielt. Er hatte eine Verletzung, die es eigentlich gar nicht gibt. Der Heilungspr­ozess seines Handgelenk­s lief aber sehr gut. Im Sommer 2019 sah alles sehr gut aus. Dass er trotzdem lange zu kämpfen hatte, konnte niemand wissen. Florin Ketterer war fünf bis sechs Monate wegen seines Kreuzbandr­isses draußen. Es sah so aus, als ob er die Vorbereitu­ng wird mitmachen können. Das hat nicht geklappt. Dass Spieler, die wir geholt haben, nicht eingeschla­gen haben, das passiert. Bei allen Vereinen.

Laufen schon Gespräche zur Verlängeru­ng mit den wichtigen Spielern? Da redet der Trainer ja meist auch mit. Brockmann: Die Gespräche laufen. Ich glaube aber, dass sich die Ausgangsla­ge in den vergangene­n Tagen massiv verändert hat. Man wird erst einmal schauen müssen, wie groß der tatsächlic­he Schaden ist, den das Coronaviru­s wirtschaft­lich angerichte­t hat. Das betrifft jeden Klub. Da sind ja noch Kosten offen, aber es kommen keine Einnahmen mehr rein. Das geht rauf bis in die DEL und runter bis in die Oberliga.

Wie anstrengen­d war die zurücklieg­ende Saison für Sie?

Brockmann: So ist der Sport. Genau solche Situatione­n machen den Reiz aus. Ich kann es nur noch einmal sagen: Andere Mannschaft­en wären in einer solchen Lage Letzter geworden.

Ihr Vertrag läuft nun aus. Wann kann man mit einer Entscheidu­ng rechnen, wie es bei Ihnen weitergeht? Brockmann: Ich habe mich schon beim Saisonabsc­hlussessen ausführlic­h mit unserem Geschäftsf­ührer Michael Kreitl unterhalte­n. Ganz ehrlich: Ich sage immer, dass ich erst nach einer Saison über Verträge spreche und so etwas schmeiße ich nicht einfach so in den Raum. Ich habe bis vorvergang­enen Dienstag nicht einen Moment darüber nachgedach­t. Der Fokus war voll auf den Play-offs. Jetzt ist der Punkt gekommen, an dem ich darüber nachdenke. Das geht nicht von heute auf morgen. Das dauert vielleicht ein oder zwei Wochen. Wer weiß, was dann überhaupt hier los ist in Sachen Coronaviru­s.

Zum Abschluss: Die DEL2 wird sich in der neuen Saison klar verändern. Es dürfen weniger Ü24-Spieler eingesetzt werden und zwei ganz junge Spieler müssen einen Fördervert­rag erhalten. Was bedeutet das für den Sport? Brockmann: Das wird sich zeigen. Ich bin ein Freund davon, junge Spieler zu fördern. Deshalb nervt es mich auch, dass wir in der Liga inzwischen etwa 70 eingedeuts­chte Akteure haben. Man muss es aber nehmen, wie es ist. Ich hoffe, dass vor allem die ganz jungen Spieler nicht nur als Alibi auf dem Spielberic­htsbogen stehen und pro Match drei Wechsel erhalten. Anderersei­ts: Sind die Spieler gut genug, dann spielen sie auch. Ich sehe auch in der DEL einige 18-Jährige, die sich wegen ihrer Leistung durchgeset­zt haben.

 ?? Foto: Mathias Wild ?? ESVK-Trainer Andreas Brockmann (hinten links) hat eine schwierige Saison mit dem ESV Kaufbeuren hinter sich. Als dann die Play-offs erreicht waren, kam die Absage der Saison wegen der Corona-Pandemie.
Foto: Mathias Wild ESVK-Trainer Andreas Brockmann (hinten links) hat eine schwierige Saison mit dem ESV Kaufbeuren hinter sich. Als dann die Play-offs erreicht waren, kam die Absage der Saison wegen der Corona-Pandemie.

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