Abi-Zeugnis ohne Prüfungen?
Schule Das Coronavirus bringt die Gymnasien in zeitliche Probleme. Von der Krise sind aber auch Grundschulen betroffen
Augsburg Kommt es wegen der Corona-Krise zu einer Absage der Abiturprüfungen? In Schleswig-Holstein ist genau das geplant. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) will am Mittwoch dem Kabinett einen solchen Beschlussvorschlag vorlegen. Zuvor hatten zwei Schüler aus Hamburg eine Online-Petition gestartet. Darin fordern sie die Absage der Prüfungen. Innerhalb von vier Tagen kamen bis Dienstagnachmittag weit über 80 000 Unterschriften zusammen. Die Abiturienten begründen ihren Antrag damit, dass es den Schülern gesundheitlich, psychologisch und gesellschaftlich nicht möglich sei, vernünftige Ergebnisse in den Abiturprüfungen zu erzielen. In der derzeitigen Krisensituation hätten auch die Schüler Angst, Eltern gerieten in Existenznöte. Hier sei es schwer, sich in Zeiten von Online-Unterricht auf die anstehenden Prüfungen vorzubereiten. Die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Susanne LinKlitzing, schloss die Möglichkeit nicht aus, Prüfungen abzusagen.
Der Bayerische Philologenverband (bpv) hingegen sieht in seinem Vorgehen, die Prüfungen erst einmal zu verschieben, die richtige Lösung. „Unseren Abiturienten fehlen noch Klausuren, praktische Prüfungen
und mündliche Leistungsnachweise“, sagt BPV-Vorsitzender Michael Schwägerl. Denn teilweise seien schon seit den Faschingsferien Schulen geschlossen. So solle zunächst dafür gesorgt werden, dass die ausstehenden Klausuren im zweiten Halbjahr der 12. Klasse ordnungsgemäß über die Bühne gehen. Das sei, zumindest nach aktuellem Stand, durch die Verschiebung der Abiturprüfungen vom 30. April auf den 20. Mai möglich.
Auch für Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) ist eine Absage noch weit entfernt. „Unser Ziel ist es, die Abiturprüfungen nach dem neuen Fahrplan ab dem 20. Mai durchzuführen“, erklärt Piazolo. „Für den Fall, dass dies aufgrund aktuell noch nicht absehbarer kurzfristiger Entwicklungen nicht möglich sein sollte, gibt es verschiedene Lösungen“, sagt der Minister. Man müsse das sehr sorgfältig prüfen. Schnellschüsse seien nicht hilfreich.
Sollten die Schulen noch länger als bis nach den Osterferien geschlossen bleiben, könne man noch drei Wochen gewinnen, sagt Schwägerl vom Bayerischen Philologenverband.
„Wir können die Abiturprüfungen noch weiter in den Juni verschieben, sodass erst Ende Juli die Entlassungen stattfinden“, sagt Schwägerl. Ziel müsse sein, ein faires, vergleichbares und ordnungsgemäßes Abitur zu ermöglichen.
Da versteckt sich ein Stück weit das Problem, schließlich ist Bildung Ländersache. Und während in Bayern noch Ergebnisse von Klausuren fehlen, haben andere Bundesländer wie Hessen bereits mit dem Abitur begonnen. „Wir dürfen gerade jetzt in der Krisensituation nicht in Aktionismus verfallen“, fordert Schwägerl. Eine Absage der Abiturprüfungen in Bayern wolle er noch nicht in Betracht ziehen. „Darüber sollten wir dann nachdenken, wenn die Umstände uns dazu zwingen. Das sehe ich aber gegenwärtig absolut nicht“, betont er.
Auswirkungen hat das Coronavirus auch auf die Übertrittszeugnisse der Viertklässler. Die werden heuer auf Grundlage der Noten erstellt, die die Kinder vor den Schulschließungen erzielt hatten. Die Ausgabe der Zeugnisse wird auf den 11. Mai verlegt, bis dahin können Kinder drei freiwillige Proben schreiben. Verpflichtende Proben wird es keine mehr geben, entschied der Ministerrat am Dienstag. „Jedes Kind kann sich verbessern, keines wird sich verschlechtern“, so Piazolo.
Weitere Verschiebung um drei Wochen ist möglich