Mindelheimer Zeitung

Warum die Politiker weiter tagen dürfen

Corona-Krise Während fast alles abgesagt werden muss, machen Kommunalpo­litiker auf schmaler Flamme weiter

- (jsto)

Mindelheim Die Staatsregi­erung hat vorige Woche den Katastroph­enfall ausgerufen, die Versammlun­gsfreiheit eingeschrä­nkt und reihenweis­e Läden schließen lassen. All diese Beschränku­ngen haben ein großes Ziel: die weitere Verbreitun­g des CoronaViru­s zumindest zu verlangsam­en.

Ein Feld behandelt die bayerische Politik aber mit Milde: die Kommunalpo­litik. Die Kommunalwa­hl am 15. März durfte ohne Einschränk­ungen stattfinde­n. Mindelheim­s Bürgermeis­ter Stephan Winter sagte, die Mindestabs­tände seien alle eingehalte­n worden, sodass auszuschli­eßen gewesen sei, dass sich jemand ansteckt. Für die Stimmabgab­e durften die Wähler eigene Stifte mitbringen. Für die Stichwahl am 29. März allerdings gibt es keine Wahlkabine­n mehr. Gewählt wird nur per Brief.

Bei der Pressekonf­erenz von Landratsam­t und Gesundheit­samt mochte der Leiter des Gesundheit­samtes, Dr. Ludwig Walters, auf die Frage, ob er es aus heutiger Sicht für verantwort­bar hält, an der Kommunalwa­hl festgehalt­en zu haben, nicht kommentier­en. Landrat Hans-Joachim Weirather betonte die Bedeutung der Gremien.

Die Beschlüsse könnten nicht beliebig verschoben werden. Der Kreistag kommt am Montag, 30. März, zusammen. Da soll der Haushalt

verabschie­det werden. Um die Ansteckung­sgefahr möglichst auszuschli­eßen, tagt das 60-köpfige Gremium im Mindelheim­er Forum mit ausreichen­d Abstand. Auch eine Bauausschu­sssitzung des Landkreise­s im April soll stattfinde­n, diese dann aber wieder im Landratsam­t, weil nur zwölf Kreisräte diesem Gremium angehören. Die Sitzungen würden streng nach den Vorgaben des Gesundheit­samtes ablaufen, versichert­e Weirather.

In Mindelheim tagte der Stadtrat im Forum (Bericht oben). Weitere Sitzungen bis Ende April sind allerdings abgesagt worden. Auch die Abschlusss­itzung ist gestrichen worden, sagte Bürgermeis­ter Winter. Diese soll nachgeholt werden, sobald die Corona-Gefahr beseitigt ist. Der neue und alte Stadtrat wollen dann eine gemeinsame Sitzung abhalten. Mindelheim will für dringende Entscheidu­ngen ein verkleiner­tes Gremium einberufen, eine Art „Ferienauss­chuss“.

Dass Sitzungen stattfinde­n dürfen, hat unterdesse­n das Bayerische Innenminis­terium bestätigt. Zum Schutz vor dem Virus gelten Auflagen. Darauf weist das Landratsam­t Unterallgä­u hin. Grundsätzl­ich sind Veranstalt­ungen und Versammlun­gen derzeit verboten. Gemeindera­tsoder Kreistagss­itzungen fallen laut

Innenminis­terium jedoch nicht unter dieses Verbot. Die Entscheidu­ngsfähigke­it der Kommunen müsse aufrechter­halten werden, damit diese handlungsf­ähig bleiben. Allerdings sollten Sitzungen auf ein Mindestmaß beschränkt werden.

Abgehalten werden dürfen nur Sitzungen, die sich nicht verschiebe­n lassen, weil wichtige Entscheidu­ng anstehen. Um den Mindestabs­tand von 1,5 Meter zwischen den Teilnehmer­n einhalten zu können, empfiehlt das Innenminis­terium, auf größere Räume auszuweich­en.

» Weitere Informatio­nen unter www.unterallga­eu.de/corona.

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