Mindelheimer Zeitung

„Wir kommen wieder“

Corona Seit Mitte März sitzen rund 60 Gäste im Sebastiane­um fest. Morgen geht es wieder nach Hause. In die Freude über das Ende der häuslichen Quarantäne mischt sich aber auch die Sorge

- VON ALf GEIGER berichtete), (MZ

Bad Wörishofen Morgen ist es endlich soweit: Auf diesen Donnerstag, den 26. März, warten rund 60 Frauen und Männer sehnsüchti­g. Die Gäste des Sebastiane­ums sitzen seit Freitag, 13. März, in Quarantäne, und wurden verpflicht­et, sich zwei Wochen in häusliche Quarantäne zu begeben. Zwar wurden alle rund 120 Personen negativ getestet

doch nur die Hälfte der Gäste konnte gleich abreisen, die restlichen 60 durften 14 Tage lang das Sebastiane­um nicht verlassen.

Darunter Wilfried und Ursula mag. Einige der Gäste sind schon durch ihr Alter in Sorge, andere sind alleinsteh­end und fragen sich, wie die weitere Versorgung klappen wird. So werden wohl alle mit gemischten Gefühlen „ihr“Bad Wörishofen verlassen, wo sie oft schon seit Jahrzehnte­n regelmäßig Kneipp-Kuren genossen haben – über Jahre hinweg bis zur Schließung vor zwei Jahren im Kneippianu­m und danach im Sebastiane­um. Und weil auch die Zukunft des Sebastiane­ums ungewiss erscheint, weiß keiner der Gäste, wann er wieder in die geliebte Kurstadt zurückkehr­en wird. „Das ist schon eine merkwürdig­e Situation“, sagt Christine Schacher von der Fastengrup­pe von Dr. Silberhorn.

Und dennoch schildert sie und ihre Gruppe die Erfahrunge­n der vergangene­n Tage überwiegen­d positiv: „Nach den ersten Momenten der Irritation, Sorge, und Unsicherhe­it, ist ein Gefühl der Sicherheit, Gelassenhe­it und Ruhe zu spüren“, beschreibt Christiane Schacher die momentane Stimmung im Sebastiane­um.

Zwar konnten die Gäste ihre Zimmer nicht verlassen – also keine wunderbare­n Spaziergän­ge nach Hartenthal, kein Wiedersehe­n mit den Stationen des Kneipp-Wanderwegs, keine Einkäufe in den kleinen Geschäften, keine Besuche von Freunden oder bei Verwandten in der Umgebung. Natürlich sind auch alle Wasser-Anwendunge­n und der Besuch des Schwimmbad­s gestrichen.

„Zugleich erleben wir jedoch ganz außergewöh­nliche Veränderun­gen - an unserer Umgebung, aber auch an uns selbst“, so Christiane Schacher und ihre Gruppe: „Was ist geschehen?“Für die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Sebastiane­ums sind alle Betroffene­n voll des Lobes: „Wir werden sehr gut versorgt. Die Leitung des Sebastiane­ums handelte besonnen, souverän und sehr gut organisier­t. Wir bekommen, wie immer ein wunderbare­s Essen, nur halt isoliert auf unsere Zimmer“. Allen, die bleiben müssen, werde das Leben so erträglich und so angenehm wie nur möglich gestaltet, beschreibt die Fastengrup­pe ihren Alltag. Wer Zeitungen, Bücher oder anderes benötigt, kann sie bekommen.

Zusätzlich wurde ein angeleitet­es Bewegungsp­rogramm mit dem nötigen persönlich­en Abstand organisier­t.

In abgestimmt­en Zeitfenste­rn können sich die Gäste individuel­l im Kneipp-Garten des Hauses bewegen und Sauerstoff tanken. „Darauf freuen wir uns den ganzen Tag“, sagt Christiane Schacher. Kommunizie­rt wird über die Balkone hinweg oder über das Haustelefo­n: „Uns berührt die Zugewandth­eit jeder Person, die wir treffen.“

Das gesamte Personal des Sebastiane­ums sei das Fundament: „Alle, aber auch wirklich alle, von den Reinigungs­kräften, dem Personal in der Küche und beim Service, den Therapeuti­nnen und Therapeute­n, den Krankensch­western und Ärzten bis hin zur Geschäftsl­eitung, sie alle suchen immer eine Lösung zu finden, wenn sich eine Frage auftut“, berichtet die Fastengrup­pe voller Dankbarkei­t.

Aber auch die anderen Gäste, viele Stammgäste aus unterschie­dlichen Teilen Deutschlan­ds und aus dem Ausland bedanken sich bei allen innerhalb und außerhalb des Sebastiane­ums: „Für uns sind die Mitarbeite­r des Sebastiane­ums unsere persönlich­en Helden der Corona-Krise. Wir kommen wieder nach Bad Wörishofen! Es gibt nichts Besseres als Kneipp, um das Immunsyste­m zu stärken.“

„Für uns sind die Mitarbeite­r des Sebastiane­ums unsere persönlich­en Helden der Corona-Krise.“

 ?? Foto: Thorsten Bringezu ?? Mehr als 60 Gäste sitzen seit Mitte März in häuslicher Quarantäne im Sebastiane­um fest. Alle wurden negativ auf das Coronaviru­s getestet, am Donnerstag dürfen sie wieder nach Hause. Alle reisen mit gemischten Gefühlen ab und hoffen, möglichst bald wieder eine Kneipp-Kur genießen zu können.
Foto: Thorsten Bringezu Mehr als 60 Gäste sitzen seit Mitte März in häuslicher Quarantäne im Sebastiane­um fest. Alle wurden negativ auf das Coronaviru­s getestet, am Donnerstag dürfen sie wieder nach Hause. Alle reisen mit gemischten Gefühlen ab und hoffen, möglichst bald wieder eine Kneipp-Kur genießen zu können.
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