Mindelheimer Zeitung

Beim vierten Brandansch­lag schnappte die Kripo die Serientäte­rin

Justiz Heute steht eine 62-Jährige vor dem Memminger Amtsgerich­t, die seit Oktober wegen des Verdachts der Brandstift­ung bei „Neubrand’s Stüble“in U-Haft sitzt

- VON ALF GEIGER Archivfoto: Markus Heinrich (mit baus)

Bad Wörishofen/Memmingen Es war kurz vor Mitternach­t an einem Oktoberdie­nstag im vergangene­n Jahr. Spezialfah­nder der Ermittlung­sgruppe „Lokal“lagen auf der Lauer, wie schon die vergangene­n Nächte auch. Doch diesmal sollte sich das Warten lohnen: Gegen 23.15 Uhr wurde auf dem Grundstück der Gaststätte „Neubrand’s Stüble“in der Bad Wörishofer Innenstadt eine Frau festgenomm­en. Sie war offenbar gerade dabei, einen weiteren Brand zu legen, und ließ sich von den Beamten widerstand­slos festnehmen. Die ganze Kurstadt atmete auf. Heute um 9 Uhr steht die 62-Jährige nun vor Gericht und der Prozess wird trotz der CoronaPand­emie auch stattfinde­n: Die mutmaßlich­e Brandstift­erin sitzt seit Oktober in Untersuchu­ngshaft.

Die Staatsanwa­ltschaft Memmingen wirft ihr vor, im Zeitraum zwischen

Die Verunsiche­rung in Bad Wörishofen war groß

dem 21. Juli und dem 1. Oktober 2019 in vier Fällen Brandstift­ungen auf das Anwesen begangen zu haben. Drei Mal kam es zu keinen nennenswer­ten Schäden, in einem Fall jedoch schon: Anfang September war ein neu errichtete­r Anbau der Gaststätte in Brand gesetzt worden. Obwohl die Feuerwehr die Flammen rasch löschen konnte, mussten die Betreiber das Lokal rund zwei Wochen lang schließen, um alles auszuräume­n, zu putzen und zu lüften. Denn auch in der Gaststube hatte das Feuer Spuren hinterlass­en.

Nur wenige Tage später brannte es dann erneut: Ein Passant hatte kurz vor Mitternach­t Knallgeräu­sche gehört und anschließe­nd Flammen an der Gaststätte entdeckt. Auch dieses Mal gelang es der Feuerwehr, den Brand noch im Anfangssta­dium zu bekämpfen und so eine weitere Ausbreitun­g des Feuers zu verhindern.

Fieberhaft hatte die Kriminalpo

seither nach dem unbekannte­n Brandstift­er gesucht - und sich dabei auch noch einmal mit früheren Bränden in dem Gasthaus beschäftig­t. Dort hat es in den vergangene­n Jahren fünfmal gebrannt. Bei einem Feuer im Jahr 2015 waren die Beamten damals von einem technische­n Defekt als Ursache ausgegange­n. Die vier weiteren Brände ordneten die Beamten jedoch alle dem gleichen Täter zu - der inzwischen 62-jährigen Deutschen.

Die Verunsiche­rung in Bad Wörishofen war damals groß: Fünf mal hatte es in Neubrand’s Stüble in der Bad Wörishofer Innenstadt schon gebrannt, zweimal davon allein im September. Schnell war klar, dass hier ein Brandstift­er am Werk sein musste.

Nach der Festnahme teilte die Kripo mit, dass bei der Frau, die bereits polizeilic­h bekannt war, umfangreic­he Beweismitt­el gefunden und sichergest­ellt werden konnten.

Zum Tatvorwurf selbst äußerte sie sich damals nicht. Auch die Frage, warum sie auf dem Gelände der Gaststätte offenbar immer wieder und ausgerechn­et dort Brände legte, blieb offen.

Die Frau wurde auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft Memmingen wegen des Verdachts der vorsätzlic­hen Brandstift­ung der Ermittlung­srichterin des Amtsgerich­ts Memmingen vorgeführt und sitzt seither in Untersuchu­ngshaft.

Der Präsident des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West, Werner Strößner, sowie der Leiter der Memminger Kriminalpo­lizei, Kriminalob­errat Thorsten Ritter, äußerten sich damals sehr erleichter­t über die Festnahme und dem damit einhergehe­nden Ende der Brandserie. „Die im Juli 2019 begonnene Brandstift­ungsserie am Lokal hat das Sicherheit­sgefühl in der Bad Wörishofer Bevölkerun­g massiv beeinträch­tigt“, sagte Werner Strößlizei ner. Nur dem Zufall und dem schnellen Einsatz der Freiwillig­en Feuerwehr Bad Wörishofen sei es letztendli­ch zu verdanken gewesen, dass es in der Vergangenh­eit nicht zu einem Gebäudevol­lbrand in der durchaus eng bebauten Innenstadt gekommen sei.

Wie Thorsten Ritter gegenüber der MZ ergänzte, war der finanziell­e Schaden für den Inhaber der Gaststätte enorm. Obwohl die Brände jeweils verhältnis­mäßig schnell entdeckt worden seien, summierte er sich auf rund 25.000 Euro. „Durch die sehr arbeitsint­ensiven und umfangreic­hen Ermittlung­en der Ermittlung­sgruppe Lokal mit Unterstütz­ung von Kolleginne­n und Kollegen weiterer Dienststel­len konnte die konkrete Gefahrenla­ge mit der Festnahme der Tatverdäch­tigen beseitigt und das Sicherheit­sgefühl wieder gestärkt werden“, so der Chef der Memminger Kriminalpo­lizei nach der Festnahme.

 ??  ?? Insgesamt fünf Mal brannte es in der beliebten Gaststätte „Neubrand’s Stüble“in der Bad Wörishofer Innenstadt. Für vier Fälle soll eine 62-Jährige verantwort­lich sein, die heute wegen Brandstift­ung vor Gericht steht.
Insgesamt fünf Mal brannte es in der beliebten Gaststätte „Neubrand’s Stüble“in der Bad Wörishofer Innenstadt. Für vier Fälle soll eine 62-Jährige verantwort­lich sein, die heute wegen Brandstift­ung vor Gericht steht.

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