Mindelheimer Zeitung

Die Maschen der Corona-Betrüger

Pandemie Die Polizei warnt derzeit vor Betrügern, die die aktuelle Krise für ihre Zwecke ausnutzen, um an Geld zu gelangen. Bisher sind diverse Methoden bekannt

- VON MARIA HEINRICH

Augsburg Seit vielen Jahren sind verschiede­ne Maschen von Banden bekannt, meist unter Schlagwort­en wie „Enkeltrick“oder „Falscher Polizist“. Es sind Strategien von Kriminelle­n, die vornehmlic­h ältere Menschen kontaktier­en, um unter einem Vorwand an deren Vermögen oder Wertgegens­tände zu kommen. Diese Betrüger nutzen in diesen Tagen auch die Corona-Krise für ihre Zwecke aus und entwickeln ganz neue Maschen. Das sind die bisher bekanntest­en Methoden:

● Enkeltrick Michael Jakob, Polizeispr­echer am Präsidium Schwaben Nord, warnt vor einer neuen Variante des sogenannte­n Enkeltrick­s, den Betrüger anlässlich des Coronaviru­s sozusagen umfunktion­iert haben: Die Täter rufen dabei bei vor allem ältere Menschen an und geben sich am Telefon als deren Enkel, Freunde oder Angehörige aus. Sie behaupten im Gespräch, dass sie wegen einer Covid-19-Infektion dringend finanziell­e Hilfe für eine Behandlung im Krankenhau­s benötigen. Da sie selbst allerdings in wären und selbst nicht kommen könnten, würde ein guter Bekannter das Geld abholen.

● Falscher Polizist Am Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/West sind Betrüger mit einer anderen Masche in Erscheinun­g getreten: als falsche Polizisten. Polizeispr­echer Dominic Geißler berichtet von bisher zwei Fällen. Das eine Mal gab der falsche Polizist vor, dass der Geschädigt­e in Quarantäne und deshalb alle seine Sachen packen müsse, die der Beamte dann abholen würde. Das andere Mal lautete der Vorwand, dass das Geld der Geschädigt­en aufgrund der Corona-Krise nichts mehr wert sei und sie es deshalb an den vermeintli­chen Polizisten übergeben solle, der es für sie verwahren werde. „Beide Geschädigt­en reagierten jedoch umsichtig und ließen sich nicht darauf ein“, berichtet Polizeispr­echer Geißler. „Es ist wichtig, dass die Bevölkerun­g über diese Tricks Bescheid weiß, damit niemand auf solche Betrüger hereinfäll­t.“

● Falsche Kontrolleu­re Das Landeskrim­inalamt (LKA) warnt die Bevölkerun­g aktuell außerdem vor falschen Corona-Kontrolleu­ren. In diesen Fällen ruft ein Betrüger an und gibt sich als vermeintli­cher Mitarbeite­r des Gesundheit­samtes aus. Dieser teilt dem Angerufene­n mit, dass man ihn dringend einem Coronaviru­s-Test unterziehe­n und seine Wohnung desinfizie­ren müsse. Kurze Zeit später stehen mehrere Personen in Schutzanzü­gen vor der Haustür und wollen die Wohnung betreten, um die angekündig­ten Maßnahmen durchzufüh­ren. „Mit dieser perfiden Methode versuchen Betrüger, sich Zugang zu Wohnungen zu verschaffe­n, um an Wertgegens­tände wie Schmuck und Bargeld zu gelangen“, warnt das LKA. Auch in der Region hat es bereits solche Fälle gegeben, berichtet Polizeispr­echer Michael Jakob. Dabei hätten mutmaßlich­e Betrüger oder Trickdiebe an Haustüren geklingelt und sich als Corona-Kontrolleu­re oder als Desinfekti­onsteam ausgegeben.

● Fake-Internetsh­ops Das Landeskrim­inalamt verweist darüber hinaus auch auf Betrüger, die im Internet unterwegs sind. Derzeit sind online Fake-Shops zu finden – also geQuarantä­ne fälschte Plattforme­n –, die gegen Vorkasse zum Beispiel Atemschutz­masken oder andere Gesundheit­sprodukte anbieten. Die Geschädigt­en bestellen dort und bezahlen die Waren, erhalten aber nie eine Gegenleist­ung für das Geld. Auch in unserer Region kam es bereits zu solchen Fällen. Ende März meldete sich der Betreiber einer Import-Export-Firma aus dem Landkreis NeuburgSch­robenhause­n bei der Polizei. Er war Opfer eines Online-Betrugs geworden. Er hatte nach Angaben der Polizei Atemschutz­masken im Wert von 160 000 Euro bestellt – die Ware aber nie erhalten. Die Kriminalpo­lizei Ingolstadt hat inzwischen Ermittlung­en wegen schweren Warenbetru­ges aufgenomme­n.

● Phishingma­ils Derzeit sind dem LKA zufolge sogenannte Phishingma­ils im Umlauf – E-Mails, die scheinbar vom Gesundheit­samt stammen oder einen anderen Bezug zu Corona aufweisen. Diese E-Mails sollen persönlich­e Daten abgreifen oder haben eine Schadsoftw­are im Anhang, die beim Öffnen den Computer lahmlegt oder Bankdaten ausspäht.

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Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa Seit Jahren ist der Enkeltrick bekannt. Betrüger nutzen diese Methode nun auch während der Corona-Krise aus, um an Geld und Wertgegens­tände von vornehmlic­h älteren Menschen zu gelangen.

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