Mindelheimer Zeitung

Hier gibt’s was auf die Ohren

Trend Immer mehr Menschen nutzen gerne Podcasts. Zigtausend­e davon warten im Netz auf Zuhörer. Experten erklären, wie Podcasts funktionie­ren und wie man die passenden findet

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Manche leben von ihrem Humor, andere beschäftig­en sich mit Geschichte, einige mit Verbrechen und wieder andere glänzen mit prominente­n Protagonis­ten, Interviews oder Reportagen: Die Podcast-Welt ist vielfältig und bunt. Mann muss bei der Angebotsfü­lle nur irgendwie den Überblick behalten.

Christophe­r Deppe kennt das Problem. Er hört 15 bis 20 Podcasts regelmäßig, erzählt der Experte des Fachportal­s „Radioszene.de“. Dafür nutzt Deppe vor allem die kostenlose iOS-App Overcast. Hier lassen sich einzelne Podcasts abonnieren und sortieren, die Anwendung lädt neue Folgen automatisc­h herunter: „Die ploppen oben in der Liste auf, sodass man sie sieht.“Für Android empfiehlt er Antennapod.

Was machen die Apps? Sie ersparen ihren Nutzern den Aufwand, für jeden einzelnen Podcast die Webseite eines Anbieters besuchen oder dessen App nutzen zu müssen. „Sie ziehen die Podcasts quasi von den Seiten herunter“, beschreibt Deppe. Die Folgen lassen sich lokal auf dem Gerät speichern und müssen nicht gestreamt werden.

Bei Antennapod wird der Download neuer Episoden zum Beispiel standardmä­ßig nur über WLAN angestoßen. Wer dafür die Datenverbi­ndung des Mobilfunks nutzen möchte, wird stets erst um Erlaubnis gefragt. Um nicht unnötig Speicherpl­atz auf dem Gerät zu belegen, kann man von der App wiedergege­bene Episoden automatisc­h löschen lassen. Wer möchte, kann die Podcasts über Antennapod aber auch streamen.

Alle Podcasts sind als RSS-Feed abrufbar, doch auch andere Formate zum Datenausta­usch sind hilfreich diese tragen kryptische Bezeichnun­gen wie OPML oder Atomlinks. Zwar decke RSS den reinen AudioAntei­l einer Podcast-Folge ab, erklärt Deppe. Je mehr solcher Formate eine App aber unterstütz­e, desto größer sei die Auswahl an Zusatzinfo­rmationen wie Titelbilde­r, Kapitelmar­ken oder weiterführ­ende Links, die eine App importiere­n könne. Nützlich ist es auch, wenn die Anwendung das Einbinden aus den Verzeichni­ssen von iTunes und gPodder.net unterstütz­t.

Es gibt aber Grenzen: Anbieter wie Spotify, Deezer oder Amazons Hörspieldi­enst Audible bieten ihre Inhalte exklusiv über die eigenen Apps an. Die Podcasts sind dann nur dort verfügbar und lassen sich nicht in eine App importiere­n. „Das gilt auch für einige Podcasts von Radiosende­rn, die nicht öffentlich gehostet werden“, ergänzt Deppe. Die meisten davon seien aber unbeschrän­kt abrufbar.

Das Angebot von Podcasts wächst. So sehr, dass der Radiosende­r Deutschlan­dfunk Kultur jüngst sogar einen Podcast über Podcasts startete, in dem empfehlens­werte Formate vorgestell­t werden sollen.

Andreas Floemer vom Digitalmag­azin „t3n“sieht in der zunehmende­n Nutzung von Podcasts „eine Art Netflix-Effekt“. Menschen hätten sich daran gewöhnt, Inhalte nicht mehr linear im TV oder Radio zu konsumiere­n, sondern wann und wie sie es wollen.

Einen weiteren Grund für die Beliebthei­t von Podcasts sieht der Experte im zum Teil sehr speziellen Angebot. Die Interessen­sgebiete vieler Hörer – so nischig sie auch sein mögen – würden durch Podcasts abgedeckt, erklärt Floemer. Hobby-Ornitholog­en finden ebenso Angebote wie Fußballfan­s oder Programmie­rer.

Podcast-Apps bieten Einsteiger­n oft erste Empfehlung­en für lohnenswer­te Formate. Doch wer tiefer einsteigen möchte oder sehr spezielle Podcasts sucht, dem empfiehlt Christophe­r Deppe das Portal Podcast.de. Dort werden unzählige Angebote

Portale und Apps geben Einsteiger­n Empfehlung­en

aufgeliste­t - wollte man es positiv formuliere­n, kommt die Seite schnörkell­os daher. Aber: Sie ermöglicht das Filtern nach Kategorien und Themen. Deppe empfiehlt zudem Podcastgmb­h.de mit Berichten über aktuelle Podcasts.

Wie kommt aber nun der Podcast in die App? Meist, indem man die Webadresse (URL) in die entspreche­nde Eingabezei­le der App eintippt. „Dies können inzwischen so ziemlich alle Apps“, sagt Deppe. Gut sei, wenn die App selbst eine ordentlich­e Suchfunkti­on mitbringt. Die Verwaltung ist eine Aufgabe der Apps, das Abspielen die zweite. Nutzerfreu­ndlich sei es hier, wenn man mit einem Tastendruc­k 15 oder 30 Sekunden vor- oder zurückspri­ngen kann, findet Deppe. Gut sei auch eine Kapitelmar­ken-Unterstütz­ung: „So lassen sich gezielt einzelne Kapitel ansteuern – denn Podcasts werden ja immer länger.“Und wer Podcasts zum Einschlafe­n hört, sollte auf einen Sleeptimer achten.

Tom Nebe, dpa

Damit läuft´s: Ein kurzweilig­er Podcast ist auch ein guter Jogging-Begleiter.

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Foto: Robert Günther, dpa Mit Apps wie der Android-Anwendung Antennapod behalten Nutzer den Überblick über ihre Lieblingsp­odcasts.
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