Ende des Wunschkonzerts
Ein Haushaltsplan enthält immer Variablen, also Positionen, bei denen schwer abzuschätzen ist, ob sie am Ende nicht höher oder niedriger ausfallen. Das ist normal, deshalb heißt der Plan ja auch Plan. Für einen Laien ist es ohnehin immer wieder erstaunlich, wie nahe die Kostenschätzung der Realität in der Regel kommt.
Der diesjährige Kreishaushalt enthält aber nicht nur solche Variablen, über ihm schwebt ein Damoklesschwert: Als im Oktober die Vorberatungen dafür begannen, war Corona noch kein Thema und auch in den Wochen danach noch nicht absehbar, dass die Pandemie schon wenig später auch das Unterallgäu betreffen würde. Inzwischen ist die Krise hier angekommen und wird sich – da sind sich alle einig – neben allen anderen Auswirkungen beim Kreis und den Gemeinden auch finanziell bemerkbar machen.
Wie sehr, wird davon abhängen, wie lange das öffentliche Leben und damit auch die Wirtschaft noch lahmgelegt ist. Fest steht nur: Die Zeiten, in denen „aufgrund der sprudelnden Steuereinnahmen kaum Wünsche unerfüllt bleiben mussten“, so Kreisrat Rudolf Jackel, sind vorbei. Auch sein Kollege Josef Kerler sieht das Ende des bisherigen „Wunschkonzerts“gekommen und fordert – sicher zu recht – zu „etwas mehr Demut und weniger Anspruchsdenken“auf. Das wird nicht immer leicht und vor allem nicht leicht zu vermitteln sein. Aber es wird unumgänglich sein, wenn der Landkreis auch weiterhin so gut dastehen will wie jetzt. Zum Glück hat er schon vor zwei Jahren das Sprichwort beherzigt: „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“und die „Sonderrücklage Schuldentilgung“gebildet. Läuft alles nach Plan – und der scheint derzeit auch durch die CoronaKrise nicht gefährdet zu sein – ist der Kernhaushalt des Landkreises damit bis 2026 schuldenfrei. Das entlastet die kommenden Haushalte – auch wenn die sicherlich schwieriger zu bilden sein werden als in den vergangenen Jahren.