Mindelheimer Zeitung

Jürgen Drews feiert

Geburtstag Jürgen Drews wird 75 und nachdenkli­ch. Über einen Schlager-König mit Ermüdungse­rscheinung­en

- VON DANIEL WIRSCHING

Der König von Mallorca ist nachdenkli­cher geworden – und ruhiger. So viele Hummeln wie früher, sagt Jürgen Drews, habe er heute nicht mehr im Hintern. An diesem Donnerstag wird der Schlagerst­ar 75 Jahre alt.

Dülmen Ob im „Bierkönig“auf Mallorca oder bei der Betriebsfe­ier einer Versicheru­ng in den Westfalenh­allen – wenn Jürgen Drews ans Mikro tritt, kocht der Saal. Ja, das hebt die Stimmung, da kommt Freude auf – weit mehr noch als damals in den 70ern, als er in Dieter Thomas Hecks ZDF-Hitparade einer der Dauergäste war. Und auch schon mal mit fast nacktem, muskulösem Oberkörper – nur bedeckt von einer Jeans-Weste – seinen Hit „Ein Bett im Kornfeld“schmettert­e. Das Studio-Publikum saß artig auf seinen Sitzen und klatschte brav. Das Bett im Kornfeld sollte Drews gut betten, sein (Schlager-)Leben lang.

Und nun: Wird Jürgen Drews an diesem Donnerstag 75 Jahre alt. „Unglaublic­h“, wie eines seiner neuen Lieder heißt, dass er sich zum Geburtstag geschriebe­n hat. So ist er eben – ein Macher, Vollprofi noch dazu. Wer die WDR-Doku „Der König von Mallorca“oder den Film „Endstation Mallorca“des Senders Welt gesehen hat, weiß: Jürgen Drews ist einer der Schwerarbe­iter im Schlager-Geschäft. Sein „glamouröse­s“Leben wird ihm kaum einer neiden.

In dem Welt-Film kann man ihm dabei zuschauen, wie er, gerne im gelben Kleinst-Cabrio, von Kurzauftri­tt zu Kurzauftri­tt hetzt, völlig übermüdet. Und dann doch ein jedes Mal sein Lächeln anknipst. Selfie hier, Selfie dort. Bussi hier, Bussi dort. Gegröle, Besoffene.

Privat sei er kein Party-Feierer, sagte seine 24-jährige Tochter Joelina mal über ihren Vater, Sängerin auch sie. Drews selbst sagte, er habe Schlager eine Zeit lang gehasst. Irgendwann fand er sich damit ab; auch damit, dass kein Pop-Superstar mehr aus ihm werden würde.

Dass er sich seit Jahrzehnte­n im Geschäft halten kann, ist eine Kunst für sich. Ihm glückte es – mit Höhen und Tiefen – vermutlich auch, weil „immer ein Stück Jürgen Drews in dem Showmensch drin“steckte, wie seine zweite Ehefrau Ramona in der WDR-Doku meinte. Er habe sich nie verloren. Ihm glückte es, weil er sich nicht bierernst nimmt. Und weil er sich immer wieder neu erfand – und vom „Les Humphries Singers“-Hippie über den SchlagerBe­au zum „Onkel Jürgen“wurde.

Oder eben zum „König von Mallorca“samt Krönchen und Umhang. Drews gilt gar als Erfinder des „Partyschla­gers“, wie er in Malles Diskos oder Österreich­s Après-SkiBars rauf und runter läuft. Seine Welt ist das nicht, sondern sein Arbeitspla­tz. Drews mag es eigentlich ruhig und zieht sich, wenn er es braucht, in sein Haus in der Nähe von Dülmen zurück. Münsterlan­d. Kein Prachtbau.

In diesem Jahr ist manches anders gekommen für ihn: Corona hat auch Drews ausgebrems­t. „Wegen der Krise wurden auch bei mir einige Veranstalt­ungen abgesagt. Bis Ende April hatte ich mir die Zeit aber sowieso relativ frei gehalten. Ich wollte mich zurücklehn­en, ins Studio gehen und an meinem Album arbeiten, und nicht so viel durch die Gegend fahren wie sonst meistens“, erklärt er in einem aktuellen Interview. Und ergänzt, dass er die Zahl seiner Auftritte seit längerem reduziere.

Merkt da einer das Alter? Der Mann ist immerhin unglaublic­he 75! Jürgen Drews sagt es so: „So viele Hummeln habe ich nicht mehr in der Buxe.“Dieser Geburtstag sei „ein sehr einschneid­endes Erlebnis“. Wenn er sich an seine Jugendzeit erinnere, habe er bei einem 75-Jährigen gedacht: „Alter Opa, der stirbt bald. Aber ich will 100 werden!“

Wenn Jürgen Drews ans Mikro tritt, kocht der Saal.

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Foto: Christoph Schmidt, dpa

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