Mindelheimer Zeitung

Allein daheim

- VON MANUELA FRIESS redaktion@mindelheim­er-zeitung.de

Wie schön: von daheim aus arbeiten! Später aufstehen, nicht zehn Minuten nach einem Parkplatz suchen, kein Kontakt zu verstrahlt­en Menschen. Das waren die ersten Gedanken, die mich bewogen, das Homeoffice gut gelaunt zu begrüßen. Tag eins: Ich tüftle an der Verbindung zum Server, alles funktionie­rt. Ein paar Details bei den Mails muss ich noch einstellen. Der Vormittag läuft gut. Kann alles erledigen. Nachmittag­s noch auf Zuruf eine Aufgabe. Fazit: Toll, wie Technik unseren Arbeitsall­tag vereinfach­t.

Tag zwei: Bis ich vom Bett bis zum Schreibtis­ch komme dauert es ewig. Komisch, es sind doch nur 52 Schritte! (Ich habe sie mit dem Schrittzäh­ler genau ermittelt.) Und die einzige Aufgabe vorher lautet Kaffee machen. Zwischen meinen Arbeiten am Rechner wasche ich Wäsche und hänge sie auf. Später schreibe ich noch Mails. Dann warten auf Antwort im Arbeitspos­tfach. Warten, warten, warten. Da, ein Anruf! Ich zucke zusammen, da es wirklich um die Arbeit geht, nicht um andere Dinge.

Tag drei: Ich bin pünktlich am Rechner und checke die Lage. Die Aufgabe meiner Kollegin erledige ich in einer halben Stunde, danach schweift mein Blick ab. Ich könnte Wäsche zusammenle­gen. Am Schrank denke ich mir, dass ich doch schon lange mal wieder ausmisten wollte. Ich reiße mich los und betrachte die Fenster, die vor Dreck starren. Und ertappe mich, wie ich am liebsten alle Zimmer feucht durchwisch­en will. Homeoffice ist wie Semesterar­beiten schreiben im Studium: Im Vergleich zur Schreibtis­charbeit sieht die Hausarbeit so verlockend aus wie sonst nie! Wie blöd, allein daheim arbeiten zu müssen!

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