Mindelheimer Zeitung

Grüne wollen Tierschutz­beauftragt­en

Politik Die größte Opposition­spartei fordert einen neuen Posten für den Tierschutz. Grünen-Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann ist sicher: So könnten Skandale vermieden werden

- VON CHRISTOF PAULUS (raf)

München Rund neun Monate ist es nun her, dass einer der größten Milchviehb­etriebe Deutschlan­ds ins Visier der Ermittler geriet: Aktivisten der „Soko Tierschutz“deckten auf, dass in einem Betrieb in Bad Grönenbach Tiere hungern mussten, kranke wurden nicht behandelt. Es sollte nicht bei einem Hof bleiben: In den folgenden Wochen wurden viele weitere Betriebe in Bad Grönenbach und anderen Gemeinden des Landkreise­s Unterallgä­u bekannt, in denen mutmaßlich Tiere gequält wurden. Auch im Landkreis Oberallgäu kamen Fälle ans Licht. Die Skandale könnten einer Forderung der Grünen wieder Auftrieb geben. Erst vor kurzem haben sie einen Antrag in den Bayerische­n Landtag eingebrach­t. Die Forderung: ein bayerische­r Landestier­schutzbeau­ftragter.

„Die vergangene­n Monate haben klar gezeigt, dass die bestehende­n Maßnahmen nicht ausreichen“, sagt Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann, dessen Fraktion die Forderung seit Jahren immer wieder stellt. „Die Fälle im Allgäu haben uns leider in

Bedenken bestätigt.“Der Beauftragt­e soll nach Wunsch der Grünen im Umweltmini­sterium mit eigenem Budget und eigener Öffentlich­keitsarbei­t agieren, losgelöst von den bestehende­n Strukturen des Ministeriu­ms. Seine Aufgabe wäre es, an Bestimmung­en und Konzepten mitzuarbei­ten, als Ombudsmann zu fungieren und einmal jährlich dem Landtag zu berichten. „Man braucht ein starkes Rückgrat und den Mumm, der Regierung auf die Finger zu klopfen, wenn etwas schiefläuf­t“, sagt Hartmann.

Auch wenn die Grünen sich wegen der Skandale im Allgäu darin bestätigt fühlen, einen Tierschutz­beauftragt­en zu fordern – Hintergrun­d des Antrags waren die Enthüllung­en nicht. Vorrangig gehe es darum, „die wachsenden Spannungen zwischen gesellscha­ftlichen Ansprüchen und landwirtsc­haftlichen Produzente­n zu versöhnen“, heißt es in der Begründung des Antrages. Der derzeit etablierte, ehrenamtli­che Tierschutz­beirat werde in der Öffentlich­keit kaum wahrgenomm­en. Hartmann verweist auf Bundesländ­er wie Hessen oder BadenWürtt­emberg, die einen solchen Beauftragt­en schon seit vielen Jahren haben. Seiner Einschätzu­ng nach hätte mithilfe der Stelle das Ausmaß der Tierskanda­le wohl deutlich geringer ausfallen können. Zumindest für die Zukunft gelte: „Ein Landestier­schutzbeau­ftragter kann dafür sorgen, dass wir in Zukunft weniger solche Fälle in Bayern haben werden.“

Hans-Joachim Weirather von den Freien Wählern sieht das ganz anders. „Ein neuer Beauftragt­er bringt da gar nichts“, sagt der Unterallgä­uer Landrat. Stattdesse­n müsse man die Veterinärä­mter aufstocken – was auch in den vergangene­n Monaten passiert ist. Allerdings nicht so, wie Weirather es für sinnvoll hält. „Man muss Personal- und Aufgabensc­hwerpunkte einander anpassen“, sagt er. Soll heißen: Sein Landkreis benötige ein besonders großes Veterinära­mt, gibt es dort doch mehr Kühe als in manchem Regierungs­bezirk.

Das Umweltmini­sterium stockte die Zahl der Mitarbeite­r in den Veterinärv­erwaltunge­n der Landratsäm­ter in Bayern kürzlich um 47 auf – jedoch verteilt auf den gesamten Freistaat. Hinzu kommen 20 Veteriunse­ren näre, die von den Bezirksreg­ierungen nach Bedarf eingesetzt werden können. „Meinen Veterinäre­n kann ich keinen Vorwurf machen“, sagt Weirather. „Die betteln seit Jahren um mehr Personal.“Acht Stellen bräuchte das Unterallgä­u seiner Einschätzu­ng zufolge – tatsächlic­h im Dienst sind jedoch nur halb so viele.

Im Umweltmini­sterium wählt man einen anderen Weg: Dort arbeitet man am „Kontrollko­nzept 2030“. Man wolle die Kontrollst­rukturen für große Betriebe anpassen, berücksich­tige Aspekte wie Ausbildung der Mitarbeite­r und Personalbe­darf, heißt es von einer Sprecherin. Außerdem setze man sich „für weitere personelle Verstärkun­gen der Kreisverwa­ltungsbehö­rden ein“. Beschließe­n kann solche Maßnahmen jedoch nur der Landtag.

Wie das Ministeriu­m zu einem Tierschutz­beauftragt­en steht, den sich die Grünen wünschen, lässt die Sprecherin offen. Jedoch verweist sie darauf, dass das Thema bereits mehrfach behandelt wurde. „Der Landtag hat diese Forderung stets abgelehnt.“

Augsburg Viele Jahre lief das Leben für Reinhold T. in geordneten Bahnen ab: Der 55-Jährige hatte Ehefrau und Tochter, als Fachkraft konnte er seine Familie gut versorgen. Doch dann schlug das Schicksal zu: 2015 starb die Ehefrau des 55-Jährigen. Ein Jahr später stellten Ärzte bei ihm ein schweres Nierenleid­en und eine fortschrei­tende Lungenerkr­ankung fest. Reinhold T. musste seinen Beruf aufgeben und lebt seitdem von Rente und staatliche­r Unterstütz­ung. Seine Tochter, die mit ihm in einem Haushalt lebt und selbst nur ein geringes Einkommen hat, unterstütz­t ihn nach Kräften. Als ein gebraucht erworbener Kühlschran­k sowie eine Waschmasch­ine nur wenige Monate nach dem Kauf den Geist aufgaben, sprang die Kartei der Not ein und unterstütz­te bei der Anschaffun­g neuer Geräte.

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Archivfoto: Ralf Lienert Im vergangene­n Sommer wurde dieser Milchviehb­etrieb bei Bad Grönenbach durchsucht. Auch auf anderen Höfen gab es Verstöße.

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