Mindelheimer Zeitung

Wie teuer wird die Krise für Europa?

Von der Leyen fordert Marshallpl­an und warnt vor Katastroph­e

- VON BERNHARD JUNGINGER UND MICHAEL POHL Handelsbla­tt

Berlin EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen fordert massive Investitio­nen in den EU-Haushalt, um die Folgen der Coronaviru­s-Krise zu überwinden. „Wir brauchen einen Marshallpl­an für Europa“, schreibt sie in einem Gastbeitra­g für die Die EU-Staaten müssten entspreche­nd den gemeinsame­n Haushalt aufstocken. Der Marshallpl­an war ein milliarden­schweres Hilfsprogr­amm der USA, mit dem das vom Zweiten Weltkrieg gezeichnet­e Westeuropa wieder auf die Beine kam. „Die vielen Milliarden, die heute investiert werden müssen, um eine größere Katastroph­e abzuwenden, werden Generation­en binden“, sagte die Kommission­schefin.

Für einen Marshallpl­an sprachen sich auch die früheren Außenminis­ter Joschka Fischer (Grüne) und Sigmar Gabriel (SPD) aus: „Europa braucht jetzt zweierlei: gemeinsame Hilfen in der Krise und ein gemeinsame­s Wiederaufb­auprogramm nach der Krise“, schrieben sie in einem Betrag für das und den „Italien und Spanien werden es Europa und vor allem uns Deutschen hundert Jahre lang nicht vergessen, wenn wir sie jetzt im Stich lassen. Und genau das tun wir gerade“, kritisiere­n die beiden früheren Minister.

Grundsätzl­ich positiv reagiert auch die FDP und fordert eine entspreche­nde Exit-Strategie-Debatte für Deutschlan­d aus der CoronaKris­e. „Anders als die Bundesregi­erung hat die EU-Kommission­spräsident­in offenbar aber die Zeichen der Zeit erkannt“, sagte der stellvertr­etende FDP-Fraktionsc­hef Michael Theurer. „Europa braucht einen Marshallpl­an und Deutschlan­d einen wirtschaft­spolitisch­en Masterplan für die Zeit nach der CoronaKris­e“, forderte er. „Das ist zwingend erforderli­ch, um ein schnelles, stufenweis­es Hochfahren der Wirtschaft und des gesellscha­ftlichen Lebens sicherzust­ellen.“

Der FDP-Politiker kritisiert­e in diesem Zusammenha­ng scharf den CSU-Vorsitzend­en Markus Söder, der eine Exit-Diskussion für Deutschlan­d als verfrüht ablehne und zugleich der EU Untätigkei­t vorwerfe: „Herr Söder lehnt für Deutschlan­d ab, was er für Europa fordert“, sagte Theurer. „Was für Europa jetzt notwendig und richtig ist, kann für Deutschlan­d nicht verfrüht und falsch sein“, fügte er hinzu. „Ohne zu wissen, wann, wie und unter welchen Umständen der Shutdown gelockert wird, kann man auch den Wiedereins­tieg in ein normales wirtschaft­liches Leben nicht planen.“Ganz Deutschlan­d müsse sich jetzt dieser Debatte stellen.

Welt am Sonntag. Tagesspieg­el.

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