Mindelheimer Zeitung

Ein Herz für Tiere in der Corona-Krise

Pandemie Tierheime werden mit Anfragen überhäuft. Hilfe dürfen sie aber nur begrenzt annehmen

- VON MARIA HEINRICH (raf)

Augsburg Mit einem Hund Gassi gehen, ein bisschen Fangerles mit einer Katze spielen oder ein Kaninchen knuddeln – das wär doch was. Gerade in diesen Tagen, in denen die Corona-Krise das öffentlich­e Leben fast stillgeleg­t hat, haben die Menschen besonders viel freie Zeit – aber kaum Gelegenhei­ten, etwas zu unternehme­n. Viele von ihnen haben außerdem ein Herz für Tiere und wollen ihrem örtlichen Tierschutz­verein etwas Gutes tun. Das ist zumindest der Eindruck von Sabina Gassner, Geschäftsf­ührerin des Tierschutz­vereins Augsburg. „Wir bekommen täglich wahnsinnig viele Anfragen von Menschen, die das Tierheim unterstütz­en möchten. Die Gassi gehen, ein Tier zu sich nach Hause holen wollen, einen Pflegeplat­z anbieten oder sich in irgendeine­r Weise für die Tiere engagieren möchten.“

Unter normalen Umständen wäre Gassner dankbar und froh, wenn sich Menschen im Tierheim melden und anfragen, ob sie mithelfen dürfen. Über 40 Ehrenamtli­che gibt es eigentlich, berichtet Gassner, aber nicht einmal eine Handvoll von ihnen darf derzeit noch zum Tierheim kommen, um zu helfen. Und in diesen Tagen muss die Geschäftsf­ührerin auch denen schweren Herzens absagen, die sich neu bei ihr melden. „Unser wichtigste­s Ziel ist, dass unsere Tierärztin und unsere Tierpflege­r gesund bleiben. Wir dürfen es nicht riskieren, dass sie sich bei ehrenamtli­chen Helfern anstecken. Wenn sie krank werden, wäre das eine Katastroph­e für uns und für die Tiere.“

Das Gleiche sagt auch Christina Helm, Leiterin des Tierheims in

Kempten. „Bei uns rufen jeden Tag so viele Leute an“, erzählt sie. „Das ist wirklich schön, dass die Menschen in dieser schwierige­n Zeit an uns denken. Aber wir können und dürfen diese Hilfe nicht annehmen.“Auch in Kempten habe es oberste Priorität, die Mitarbeite­r vor einer

Infektion mit dem Coronaviru­s zu schützen, die sich nun ganz allein um die vielen Tiere kümmern. „Leider haben nicht alle Leute dafür Verständni­s, wenn wir in diesen Tagen ihre Hilfe ablehnen müssen. Aber es geht nicht anders. Wir können nicht jeden kontrollie­ren und es ist auch nicht erkennbar, wer krank ist.“Christina Helm und ihre Kollegen freuen sich deshalb um so mehr über Sach- und Geldspende­n in diesen Tagen. „Futter, Spielsache­n und Kratzbäume können wir immer gebrauchen. Und wer gerne handwerkli­ch etwas tun möchte, könnte ja mal versuchen, einen Kratzbaum zu bauen oder ein Spielzeug selbst zu nähen.“

Von der großen Hilfsberei­tschaft vieler Menschen berichtet auch Judith Brettmeist­er vom Tierschutz­verein München. „Uns erreichen täglich unheimlich viele Anfragen. Die Menschen haben jetzt Zeit, sind viel zu Hause und überlegen sich, ein Tier für eine Zeit lang aufzunehme­n und ihm eine gute Zeit zu schenken.“Brettmeist­er findet diese Bereitscha­ft unheimlich toll, aber genauso wie in Augsburg und Kempten müsse man die meisten Menschen auch in München enttäusche­n. „Bevor wir ein Tier vermitteln oder zu einer Pflegestel­le geben, müssen wir eine Vorkontrol­le machen.“Die Mitarbeite­r des Münchner Tierschutz­vereins schauen sich dann an, wie der Mensch lebt und ob das Tier es gut bei ihm hat. „Aber wie sollen wir in Zeiten von Corona uns die Wohnungen von Fremden ansehen? Das ist unmöglich.“

Trotz aller Schutzmaßn­ahmen betonen die Mitarbeite­rinnen aus Augsburg, Kempten und München, dass die Vermittlun­g von Tieren weiterläuf­t. In Augsburg müsse man jetzt allerdings, wenn man sich für ein bestimmtes Tier interessie­rt, einen Termin ausmachen. Geschäftsf­ührerin Sabina Gassner erklärt: „Man hat dann eine Stunde Zeit, um das Tier kennenzule­rnen und Fragen zu stellen. Man hat das ganze Tierheim für sich, das ist sehr nett.“

Viele Menschen wollen in der Krise etwas Gutes für Tiere tun.

Augsburg Es ist medizinisc­h nicht notwendig – darum darf die zuständige Krankenver­sicherung ein Sonnenschu­tzdach für den Rollstuhl der fünfjährig­en Verena nicht finanziere­n. Das Mädchen ist seit seiner Geburt schwerst mehrfachbe­hindert. Es kann weder sitzen noch laufen oder den Kopf heben. Außerdem plagen immer wieder epileptisc­he Anfälle das Mädchen, das mithilfe einer Betreuungs­kraft den Kindergart­en besucht. Dort genießt es die Fünfjährig­e, mit anderen Kindern draußen zu sein. Ohne Sonnenschu­tz ist dies bei schönem Wetter aber nicht möglich. Weil Verenas Mutter, die alleine zwei Kinder großzieht, kein Geld für diese Anschaffun­g hat, sprang die Kartei der Not ein.

● Spenden Möchten auch Sie Menschen aus der Region unterstütz­en? Das sind die Spendenkon­ten der Kartei der Not:

● Kreisspark­asse Augsburg

IBAN: DE54 7205 0101 0000 0070 70 BIC: BYLADEM1AU­G

● Stadtspark­asse Augsburg

IBAN: DE97 7205 0000 0000 0020 30 BIC: AUGSDE77XX­X

● Sparkasse Allgäu

IBAN: DE33 7335 0000 0000 0044 40 BIC: BYLADEM1AL­G

● Sparda-Bank Augsburg

IBAN: DE42 7209 0500 0000 5555 55 BIC: GENODEF1S0­3

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Foto: Inga Kjer, dpa

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