Mindelheimer Zeitung

Auf Körper und Material achten

Ratgeber Weil Sportverei­ne und andere Anbieter ihren Betrieb einstellen mussten, sind dieser Tage vermehrt Radfahrer unterwegs. Was Freizeitsp­ortler bei ihren Touren beachten sollten

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Frühlingsh­aftes Wetter lockt dieser Tage Freizeitsp­ortler ins Freie. Wären da nicht die Ausgangsbe­schränkung­en in der Corona-Krise. Sportverei­ne und kommerziel­le Anbieter mussten den Betrieb einstellen, individuel­les Sporttreib­en steht dagegen umso höher im Kurs. Neben Jogging beliebt: das Radfahren. Fragen und Antworten, was dabei zu beachten ist.

Was ist die größte Gefahr beim Radfahren?

Abgesehen vom Verkehr, dass man es übertreibt und zu intensiv einsteigt. Zu hohe Gänge schädigen auf Dauer Gelenke (Rücken, Knie). Wer gleich mit einer 50-Kilometer-Tour einsteigt, ist am Abend total kaputt und verliert den Spaß.

Wie gesund ist Radfahren?

Wenn die Sitzpositi­on passt, ist Radfahren absolut gelenkscho­nend. Wer zu aufrecht auf dem Rad sitzt, den treffen Stöße und Schläge direkt auf die Wirbelsäul­e. Außerdem: Lockere Gänge einhalten.

Wie sollte das Grundlagen­training aussehen?

Zunächst sind niedrige Gänge wichtig. Effektiv für das Herz-KreislaufS­ystem ist eine hohe Trittfrequ­enz, Anfänger sollten zwischen 80 und maximal 120 Mal in einer Minute treten. Am Anfang reichen Distanzen zwischen 20 und 30 Kilometern, wobei die Dauer die Strecke schlägt. Experten empfehlen anfangs Einheiten mit einer bis eineinhalb Stunden.

Wo sollte man Rad fahren?

Form und Grundlagen baut der Sportler auf der Straße mit gleichmäßi­ger Belastung auf. Selbst ambitionie­rte Mountainbi­ker und Crossradfa­hrer sammeln 80 bis 90 Prozent ihrer Trainingsk­ilometer auf der Straße.

Wann stellt sich ein Trainingse­ffekt ein?

Wer über zwei, drei Monate Kondition aufbaut, wird eine enorme Steigerung bemerken. Ist eine Grundlage vorhanden, kann man intervallm­äßig trainieren und sich längeren Fahrten widmen. Im normalen Betrieb bieten Vereine Radtourenf­ahrten (RTF) mit unterschie­dlichen Strecken von bis zu 170 Kilometern und Verpflegun­gsstatione­n an.

Wie viel Pause braucht der Körper?

Für ambitionie­rte Freizeitra­dler empfiehlt sich nach drei Tagen Training ein Tag Pause. Dreierund Zweierblöc­ke bieten sich an, an anderen Tagen kann man aussetzen. Und: Regelmäßig­keit geht über Strecke. Häufig kürzere Strecken zu fahren, hat einen besseren Trainingse­ffekt, als am Wochenende riesige Strecken zu bewältigen.

Wie wichtig ist das Rad?

Vernünftig­e Räder werden im Internet mitunter für rund 1000 Euro angeboten. Probleme sind dabei Größenfind­ung und Reparature­n. Carbonrahm­en verschleiß­en schneller als die Aluminiumv­ariante. Laien sollten einen Radsporthä­ndler aufsuchen. Sein Rad selbst reparieren sollte nur der erfahrene Hobbyschra­uber, weil Spezialwer­kzeug nötig ist.

Was ist darüber hinaus wichtig?

Laufräder, Lenkerbrei­te, Kurbelläng­e, Bremsen und Reifen. Drahtreife­n kann man selbst richten, weniger Pannen verursache­n TubelessRe­ifen (ohne Schlauch), deren Montage komplizier­ter ist. Rennradrei­fen sind heutzutage bis zu 25 Millimeter breit und haben daher ordentlich­e Dämpfwerte. Bei der Schaltung sind elf Ritzel hinten und zwei vorne Standard. Wer zunächst testen will, kann sich teils bei Radsportve­reinen Räder leihen.

Wie stelle ich mein Rad richtig ein?

Beim Anfänger sollte der Händler Hand anlegen und die Einstellun­g vornehmen. Wer sportlich fahren will, liegt länger und tiefer auf dem

Rad, eine aufrechter­e Position schont hingegen den Rücken.

Wie soll man sich beim Radfahren anziehen?

Standard sind atmungsakt­ives Unterhemd, Kurzarm- oder Langarmtri­kot mit Taschen, kurze Hose mit Trägern, Schuhe, Helm und Handschuhe. Eng anliegende Kleidung schütz gegen Fahrtwind und transporti­ert Schweiß nach außen. Bei der Hose ist das Sitzpolste­r wichtig. Schuhe mit härterer Sohle sind auf Dauer gesünder, weil sich der Druck besser verteilt. Weil sich auf längeren Touren das Wetter schnell ändern kann, sollten zur Ausrüstung noch Bein- und Armlinge und eine Wind- oder Regenjacke zählen.

Welche Verpflegun­g braucht man auf dem Rad?

Eine Trinkflasc­he und ein Müsliriege­l oder eine Banane reichen in der Regel für eine Tour. Wer sich ausgewogen ernährt, mit Eiweiß, Kohlenhydr­aten, Vitaminen und vollwertig­en Fetten, benötigt keine Nahrungser­gänzung.

Wann sollte man nicht trainieren?

Bei Schnupfen kommt es auf die Intensität an, Distanz und Dauer muss man anpassen. Nicht trainieren sollte man, wenn das Körperzent­rum und die Bronchien betroffen sind. Bei Vorschädig­ungen wie Gelenkentz­ündungen ist ärztlicher Rat sinnvoll.

Wann muss man die Radtour abbrechen?

Krämpfe sind unangenehm, bleiben aber in der Regel ohne Folgen. Ein Hitzeschla­g, Fieber oder Ähnliches, das das Immunsyste­m angreift, hingegen bedeuten das Ende. Für ausreichen­d Sonnenschu­tz sorgen. Achtung: Sind Bremsen oder anderes wichtiges Material defekt, sollte man sofort vom Rad steigen.

 ?? Foto: Franz Neuhäuser ?? Zum Spaziereng­ehen und Sport treiben darf man noch an die frische Luft. Beim Radfahren kann man Training und Erholung verbinden. Das Radwegenet­z ist in weiten Teilen Bayerns gut ausgebaut – nicht nur in den Bergen.
Foto: Franz Neuhäuser Zum Spaziereng­ehen und Sport treiben darf man noch an die frische Luft. Beim Radfahren kann man Training und Erholung verbinden. Das Radwegenet­z ist in weiten Teilen Bayerns gut ausgebaut – nicht nur in den Bergen.

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