Mindelheimer Zeitung

„Das verschande­lt die Gegend“

Gewerbe In Stetten regt sich Widerstand gegen ein Service-Center, das die Möbelhausk­ette XXXLutz dort bauen will

- (baus)

Stetten Vor knapp einem Jahr hat der Stettener Gemeindera­t einem Bauantrag der Möbelhausk­ette XXXLutz zugestimmt, die im Gewerbegeb­iet zwischen dem Bahnhof und Elektro Lutz ein rund 115 Meter langes, 68 Meter breites und gut acht Meter hohes Service-Center errichten möchte. Nun formiert sich jedoch Widerstand gegen das Vorhaben: Mehr als 20 Anwohner haben Bürgermeis­ter Uwe Gelhardt eine Unterschri­ftenliste übergeben, mit der sie den Bau verhindern wollen.

Die Gegner, die namentlich nicht genannt werden wollen, halten die geplante Halle für viel zu groß für das Stettener Gewerbegeb­iet. „Das passt optisch überhaupt nicht rein und verschande­lt die Gegend.“Das Gebäude sei ein Fremdkörpe­r und wegen seiner Größe eher ein Industriea­ls ein Gewerbebau. Es wäre ihrer Überzeugun­g nach deshalb im Interkommu­nalen Gewerbegeb­iet jenseits der Autobahn besser aufgehoben.

Das hatten zunächst auch die Gemeinderä­te mehrheitli­ch so gesehen und eine erste Bauvoranfr­age im Mai 2018 abgelehnt. Damals hätte die Firma Prometall Fertigungs­technik eine Halle bauen und diese an die Möbelhausk­ette verpachten wollen. Geplant war damals ein Logistikze­ntrum, das die bereits bestehende­n Verteilzen­tren des Unternehme­ns in Friedrichs­hafen, Kempten und Augsburg ergänzen sollte. Der Planer sprach in der damaligen Gemeindera­tssitzung von fünf bis zehn 40-Tonnern, die das Logistikze­ntrum täglich anfahren sollten. Hinzugekom­men wären außerdem noch die Kleintrans­porter, die die

Waren zu den Kunden bringen sollten. In den Augen der meisten Räte wäre das zu viel Verkehr auf der schmalen Bahnhofstr­aße gewesen. Unter anderem Markus Hofmann hatte deshalb schon damals auf das Interkommu­nale Gewerbegeb­iet verwiesen, das über mehr Platz und eine bessere Verkehrsan­bindung verfüge. „Für mich steht das Gebäude hier am falschen Standort“, hatte er damals gesagt.

Im Oktober 2018 legte das Unternehme­n dem Gemeindera­t dann neue Pläne vor: Statt eines Logistikso­ll nun ein etwa ebenso großes Service-Center entstehen, das XXXLutz nicht mehr pachten, sondern selbst bauen möchte. In dem Service-Center sollen die Aufträge aus den umliegende­n Möbelhäuse­rn sowie Reklamatio­nen bearbeitet und die Möbel vormontier­t werden. In der neuen Bauvoranfr­age war die Möbelhausk­ette auch auf die Bedenken der Gemeinderä­te bezüglich der

Verkehrsbe­lastung eingegange­n und sicherte zu, dass Last- und Lieferwage­n sowie die bis zu 75 Angestellt­en das Service-Center über die Straße „Am Schleifweg­acker“und nicht über die Bahnhofstr­aße anfahren sollen. Lastwagenf­ahrer sollen zudem auch außerhalb der Öffnungsze­iten auf dem Betriebsge­lände parken können und dort Zugang zu sanitären Anlagen haben. Damit sollen wildes Parken entlang der Zufahrtsst­raßen und Dreck vermieden werden. Dieser neuen Bauvoranfr­age stimmten die Räte schließlic­h mehrheitli­ch zu, nur Peter Holdenried­er, Ewald Fischer und Andreas Kreuzer lehnten das Vorhaben erneut ab.

Als die Möbelhausk­ette dann im April 2019 einen entspreche­nden Bauantrag einreichte, stimmten bis auf Peter Holdenried­er alle Gemeinderä­te zu. Das Unternehme­n ging zuletzt davon aus, dass unter der Woche von sieben bis 18 Uhr fünf bis zehn 40-Tonner sowie mehrere Transporte­r das Service-Center anfahren und verlassen.

In den Augen der Kritiker ist die Frage der Zufahrt jedoch nach wie vor ungeklärt. Sie rechnen zudem mit deutlich mehr Verkehr und hätten sich im Vorfeld ein Verkehrsgu­tachten gewünscht. Die Verwaltung hält dem entgegen, dass es sich um ein Gewerbegeb­iet handle und die Verkehrsbe­lastung dort immer größer sei als in einem reinen Wohngebiet. Auch die Größe des geplanten Service-Centers sei nicht zu beanstande­n: Laut Bebauungsp­lan sind auf dem Gelände Gebäude mit einer Traufhöhe von bis zu 10,50 Metern erlaubt.

Bürgermeis­ter Uwe Gelhardt hat die Unterschri­ftenliste an XXXLutz weitergele­itet. Das Unternehme­n hat daraufhin eine Informatio­nsveransta­ltung für alle Bürger angekündig­t – sobald dies coronabedi­ngt wieder möglich ist.

Man rechnet mit fünf bis zehn 40-Tonnern am Tag

 ?? Foto: Baumberger ?? Auf dieser Wiese beim Stettener Bahnhof will die Möbelhausk­ette XXXLutz ein Service-Center errichten. Lkw und Transporte­r sollen es über die Straße „Am Schleifweg­acker“rechts im Bild anfahren und nicht über die Bahnhofsst­raße.
Foto: Baumberger Auf dieser Wiese beim Stettener Bahnhof will die Möbelhausk­ette XXXLutz ein Service-Center errichten. Lkw und Transporte­r sollen es über die Straße „Am Schleifweg­acker“rechts im Bild anfahren und nicht über die Bahnhofsst­raße.

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