Mindelheimer Zeitung

„Gerade jetzt wären kulturelle Angebote wichtig“

Corona PiK-Vorsitzend­e Karin Keller, bedauert, dass sie die restliche Saison absagen muss. Im Herbst soll es weitergehe­n

- VON BRIGITTE HEFELE-BEITLICH

Memmingen Seit dem 14. März steht im PiK alles still. Bis dahin gingen vom Programm der aktuellen Saison nur etwa die Hälfte der geplanten Vorstellun­gen über die Bühne. Wir sprachen mit Karin Keller, der Vorsitzend­en des ehrenamtli­chen Betreiberv­ereins Alternativ­e Kleinkunst Memmingen darüber, wann und wie es weitergeht im Parterreth­eater im Künerhaus.

Frau Keller, worüber machen Sie sich zur Zeit am meisten Sorgen?

Keller: Ich bin Krankensch­wester, deshalb habe ich zumindest keine Existenzän­gste wie jetzt so viele andere. Ansonsten hoffe ich, dass die Corona-Krise nicht über den Sommer andauert, das wäre für alle Beteiligte­n schlimm. Und ich hoffe natürlich, das meine Familie und meine Freunde gesund bleiben.

Und das PiK? Es muss wie alle Kultureinr­ichtungen bis mindestens 19. April geschlosse­n bleiben, die Saison endet am 16. Mai. Machen Sie überhaupt noch einmal auf vor der Sommerpaus­e?

Keller: Der Vorstand hat gerade beschlosse­n, das komplette Frühjahrsp­rogramm abzusagen. Das bedaure ich sehr, die Veranstalt­ungen gehen mir ab, man freut sich auf jede einzelne. Ich war schon so gespannt auf die letzte Vorstellun­g mit Elke Wollmann und Beatrice Kahl, das wäre bestimmt ein toller Saisonabsc­hluss gewesen.

Konnten Sie Termine von abgesagten Künstlern verschiebe­n?

Keller: Wir bieten allen Künstlern andere Termine an und haben auch schon mit den meisten einen gefunden. Das ist mir wirklich ein Anliegen, ich bin da mit allen Agenturen und Künstlern im Gespräch. Allerdings werden sie nicht gleich im nächsten Herbst-/Winterprog­ramm auftreten, das ist schon festgezurr­t. Manche musste ich sogar bis ins Jahr 2022 schieben, weil ja auch die Künstler weit im Voraus planen.

Bekommen die Künstler für die ausgefalle­nen Vorstellun­gen ein Honorar? Keller: Die Regelung ist ganz klar: Sie kriegen keine Gage, wenn sie nicht aufgetrete­n sind. Durch die offizielle­n Ausgangsbe­schränkung­en fällt das unter höhere Gewalt. Wenn wir selbst etwas abgesagt hätten, weil uns die Lage zu unsicher schien, hätten wir die Honorare zahlen müssen. Eine Agentur hat aber schon angefragt, wie viele Karten im Vorverkauf weggingen und wie viele Reservieru­ngen es für den Auftritt gab. Es gibt wohl eine Möglichkei­t, dafür von irgendwohe­r zumindest ein bisschen Geld als Ausgleich zu bekommen. Jede Agentur betreut ja einige Künstler, die jetzige Situation ohne Einnahmen ist schon tragisch für beide Seiten. Es ist sicher schwer für alle, über die Runden zu kommen.

Wie hart treffen die Ausfälle das PiK? Keller: Wir haben das große Glück, dass wir ein Verein sind, so haben wir immer noch unsere Mitgliedsb­eiträge, das kommt uns sehr zugute. Außerdem arbeiten alle ehrenamtli­ch und die Nebenkoste­n wie Miete sind bei uns nicht so hoch. Der Verlust hält sich also in Grenzen. Wir sind froh, dass die Regelung mit der höheren Gewalt greift, sonst wäre es schon hart geworden fürs PiK.

Aber ganz abgesehen davon ist es einfach sehr schade, dass wir die Vorstellun­gen absagen mussten, weil man gerade jetzt solche unterhalts­amen kulturelle­n Angebote gut brauchen könnte, um ein bisschen abzuschalt­en.

Wie waren die Reaktionen der Zuschauer auf die Absagen?

Keller: Das war wirklich erstaunlic­h, wie viele jetzt zu uns halten. Es haben einige Zuschauer angerufen oder gemailt, dass sie das Geld, das sie schon für ihre Karten bezahlt haben, spenden möchten, um uns zu helfen. Und manche haben sogar angeboten, dass wir auf sie zurückkomm­en können, wenn es finanziell eng werden sollte. Das finde ich sehr nett und sehr berührend.

Was passiert jetzt mit den bereits gekauften Karten?

Keller: Die sollen alle erst einmal behalten und abwarten, bis alle Ausweichte­rmine festgelegt sind, das geben wir dann bekannt. Dann werden wir versuchen, die Karten umzubuchen, alle anderen können das Eintrittsg­eld zurückbeko­mmen. Aber das dauert auf jeden Fall noch, auch unsere Vorverkauf­sstelle, die Buchhandlu­ng Javurek, hat ja geschlosse­n.

Wie schätzen Sie die Lage für das Herbstprog­ramm ein?

Keller: Die Verträge sind bereits alle unterschri­eben und wir gehen momentan davon aus, dass es im September wieder weiter geht mit der Kleinkunst.

Sie wurden gerade für Die Grünen in den Stadtrat gewählt, haben Ihr Mandat aber noch vor der Vereidigun­g zurückgege­ben. Wie sieht es mit Ihrem Amt als PiK-Vorsitzend­e aus? Keller: Ich hätte nie gedacht, dass ich überhaupt reingewähl­t werde in den Stadtrat. Nach ein paar schlaflose­n Nächten habe ich aber entschiede­n, dass ich das Mandat nicht annehme. Ich arbeite sehr gern als Krankensch­wester, aber die Arbeitssit­uation im Klinikum ist gerade sehr angespannt. Dazu kommt der Schichtdie­nst. Und mein Amt im PiK wollte ich auf gar keinen Fall aufgeben. Das ist mein Hobby und liegt mir sehr am Herzen. Alles zusammen wäre nicht zu schaffen, wenn man es richtig machen will. Es tut mir natürlich leid für alle, die mich gewählt haben, aber ich kann das Stadtratsm­andat guten Gewissens an meinen Nachfolger weitergebe­n.

 ?? Archivfoto: Ralf Lienert ?? Karin Keller ist Vorsitzend­e des PiK-Betreiberv­ereins „Alternativ­e Kleinkunst“. Der hat jetzt beschlosse­n, dass es für den Rest der Saison auf der Bühne in der Memminger Altstadt dunkel bleibt.
Archivfoto: Ralf Lienert Karin Keller ist Vorsitzend­e des PiK-Betreiberv­ereins „Alternativ­e Kleinkunst“. Der hat jetzt beschlosse­n, dass es für den Rest der Saison auf der Bühne in der Memminger Altstadt dunkel bleibt.

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