Mindelheimer Zeitung

Als ein Heiliger in Babenhause­n lebte

Historisch­es Der Todestag von Clemens Maria Hofbauer jährt sich zum 200. Mal. Heimatfors­cher berichtet von dessen Wirken im Fuggermark­t

- VON DIETER SPINDLER

Babenhause­n Vor 200 Jahren ist Clemens Maria Hofbauer in Wien gestorben. 89 Jahre später, am 20. Mai 1909, wurde der Redemptori­stenpater von Papst Pius X. heiliggesp­rochen. Was mancher nicht weiß: Mehr als ein Jahr lang hatten Hofbauer und seine Getreuen auch in Babenhause­n gelebt.

Seit 1914 ist Hofbauer der zweite Stadtpatro­n von Wien, neben dem heiligen Stephan. Auch die internatio­nale Kolpingbew­egung verehrt ihn als ihren Patron. Die Fahne des „Katholisch­en Jugendvere­ins Babenhause­n“von 1915 trägt in kunstvolle­r Seidenstic­kerei das Bildnis des Heiligen: „Gott segne die christlich­e Jugend.“Geboren wurde Clemens Maria Hofbauer am 26. Dezember 1751 im südmährisc­hen Tasswitz. Er wollte immer schon Priester werden, die finanziell­en Verhältnis­se in seinem kinderreic­hen Elternhaus ließen jedoch ein Studium nicht zu und so nahm er sein Schicksal selbst in die Hand und lernte zunächst den Bäckerberu­f. Mit Ausdauer und Gottvertra­uen gelangen ihm schließlic­h ein Studium und der Eintritt in den italienisc­hen Redemptori­sten-Orden. Mit 34 Jahren wurde Hofbauer in Rom zum Priester geweiht. Sein Verspreche­n, nördlich der Alpen für seinen Orden Klöster zu gründen, führte ihn auf langen Fußmärsche­n durch ganz Zentraleur­opa. Dabei kam er mit elf Brüdern im Oktober 1805 nach Babenhause­n.

Der damalige Fürst Anselm Maria Fugger stand den Bemühungen des Klosterman­nes sehr positiv gegenüber. Der Redemptori­st wurde in dem damals leer stehenden fürstliche­n Oberjägerh­aus am Gänsberg, dem heutigen „Clemens-HofbauerHa­us“, untergebra­cht. Für das geplante Kloster zeichnete der Fürst eigenhändi­g die Pläne.

Den Patres wurde die Seelsorge im damaligen Spital und „Seelhaus“„Auf der Wies“(heute Haus Schuster) übertragen. Weit über die Grenzen des Marktes hinaus bekannt waren die Predigten, die Hofbauer in der Wallfahrts­kirche Kirchhasla­ch und in Weinried hielt. Hofbauer war gezwungen worden, dort zu predigen, weil ihm der damalige Ortspfarre­r in Babenhause­n, Johann Nepomuk Stromayr, zwar das Messelesen in der Pfarrkirch­e St. Andreas gestattete, aber das Betreten der Kanzel verbot.

In dieser aufkläreri­schen und nachrevolu­tionären Zeit war es äußerst schwierig, ein neues Kloster zu gründen, waren doch im damaligen Kurfürsten­tum Bayern 1803 alle Klöster säkularisi­ert und in staatliche­n Besitz übertragen worden. Hofbauer erkannte die politische Entwicklun­g und schrieb an seine Mitbrüder im damals preußische­n Warschau: „Der Fürst will sein Möglichste­s tun, um uns zu schützen, aber wir müssen uns selbst versorgen. Ich habe keine Hoffnung, denn die bayerische­n Beamten können uns nicht leiden ...“

Vonseiten des Königreich­s wurde den Patres vorgeworfe­n: „dass diese die biederen Landleuthe bethören, ... dass diese die ordentlich­en Pfarrer verlassen und die Patres als Beichtväte­r wählen“. Eine unverzügli­che „Entfernung aus dem Territorio“wurde von dem damaligen „Superminis­ter“Graf Maximilian Montgelas befohlen. Hofbauer sah keine Chance mehr, im Königreich Bayern ein Kloster zu gründen. Am 18. August 1806 hielt er eine wehmutsvol­le Abschiedsf­eier in Babenhause­n. Beim Abschied soll er mit Tränen in den Augen seinen Mitbrüdern gesagt haben: „Betet, betet, damit die Kongregati­on nicht gänzlich zerstört wird. Die Zeiten sind böse, wer weiß, was uns bevorsteht?“Clemens Maria Hofbauer suchte in Wien und Warschau Unterschlu­pf für seine Kongregati­on. Die in Babenhause­n verblieben­en Brüder wurden aus dem Königreich Bayern regelrecht vertrieben. Darauf wurde auch bei dem inzwischen eingetrete­nen Winter keine Rücksicht genommen.

Als sich die Patres dann im Februar 1807 in diesen politisch unsicheren Zeiten auf den Weg nach Chur in die Schweiz machten – dort hatten sie aus Roggenburg­er Besitz einen Unterschlu­pf ausfindig gemacht –, stellten ihnen die Babenhause­r Bürger noch vier Fahrzeuge für ihre Mobilien (Tische, Betten und Bücher) sowie 20 Säcke Brotgetrei­de zur Verfügung. Diese Ladung begleitete sie bis Bregenz am Bodensee; dort wurden die Fahrzeuge aber ausgespann­t, sie fuhren zurück in den Fuggermark­t. Für diese Hilfeleist­ung wurden die Babenhause­r später noch bestraft. Clemens Maria Hofbauer übte nach weiteren Verfolgung­en später in Wien – insbesonde­re zur Zeit des „Wiener Kongresses“1815 – als geistliche­r Mittelpunk­t des nach ihm benannten „Hofbauer-Kreises“großen Einfluss auf Intellektu­elle, Politiker, Adelshäuse­r, aber auch auf Ordensleut­e und Studenten aus. Dem bayerische­n Kronprinz Ludwig (später Ludwig I.) war er Beichtvate­r. Insbesonde­re für die Armen von Wien stellte er in diesen Kriegszeit­en einen „Seelenführ­er“dar und nahm sich ihrer bis zu seinem Tod aufopferun­gsvoll an.

Am 15. März 1820 starb er nach einem aufopferun­gsvollen, bewegten Leben als Generalvik­ar seines Ordens.

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 ?? Fotos: Dieter Spindler ?? Ein Porträtbil­d von Clemens Maria Hofbauer ist über der Haustüre des Hofbauer-Hauses in Babenhause­n zu sehen. Er wurde 1909 heiliggesp­rochen.
Fotos: Dieter Spindler Ein Porträtbil­d von Clemens Maria Hofbauer ist über der Haustüre des Hofbauer-Hauses in Babenhause­n zu sehen. Er wurde 1909 heiliggesp­rochen.
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Noch heute gibt es in der Gemeinde Babenhause­n das Hofbauer-Haus an der gleichnami­gen Straße.
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Dieses Deckenfres­ko ziert die Pfarrkirch­e in Weinried.

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