Österreich will Hotels für deutsche Urlauber öffnen
Pandemie Spitzenpolitiker aus dem Nachbarland können sich eine Grenzöffnung für deutsche Touristen vorstellen. Auf die dürfte allerdings mancherorts ein „Corona-Zuschlag“warten
Wien Damit die Sommersaison für Österreichs Tourismus nicht zur Katastrophe wird, will ÖVP-Ministerin Elisabeth Köstinger die Grenze für Deutsche öffnen. „Wenn Länder auf einem sehr guten und positiven Weg sind, wie beispielsweise Deutschland, dann gibt es durchaus die Möglichkeit, dass man sich bilateral einigt“, erklärte die Tourismusund Landwirtschaftsministerin. Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz, ebenfalls von der ÖVP, ergänzte am Sonntag in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNN: Wenn ein Nachbarstaat die Pandemie im Griff habe, sei kein Attest mehr nötig, um nach Österreich einzureisen.
Skeptisch reagierten darauf die Grünen, der Koalitionspartner der ÖVP im Regierungsbündnis. Aus dem von Grünen-Politiker Rudolf Anschober geführten Gesundheitsministerium, das für Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen zuständig ist, hieß es lediglich: Es werde „zu gegebener Zeit die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen prüfen“. Die deutsche Bundesregierung äußerte sich ebenfalls zurückhaltend zu dem Vorstoß aus Österreich. „Wir haben jetzt keine Veranlassung im Moment, die Situation an der österreichischen Grenze zu ändern“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Die Bundesregierung warnt nach wie vor grundsätzlich vor Auslandsreisen.
Noch sind in Österreich Hotels und Gaststätten geschlossen. Doch Mitte Mai dürfen Restaurants unter
Auflagen wieder öffnen. Das Personal muss dann Schutzmasken tragen. Die Zahl der Personen, die zusammen in einem Restaurant beispielsweise den Abend verbringen dürfen, soll begrenzt und zwischen den Tischen ein Sicherheitsabstand von zwei Metern eingehalten werden. Ideal wäre es, das gesamte Personal auf Corona zu testen, sagte Kanzler Kurz. Doch dafür fehlten die Kapazitäten.
Dass es Österreich überaus ernst meint mit der Wiederbelebung seiner Tourismusbranche, zeigt auch dies: Es plant auf Deutschland zugeschnittene Werbekampagnen. Aus Deutschland kamen im Jahr 2019 schließlich 31 Prozent aller Gäste. In Vorarlberg waren es 54 Prozent, im Kleinwalsertal sogar rund 90 Prozent. Die Österreicher selbst jedenfalls werden – trotz eines Appells ihrer Regierung, in der Heimat Urlaub zu machen – die vielen Gästebetten nicht füllen können.
Was sich möglicherweise ungünstig auf das Tourismusgeschäft auswirken könnte, sind die Preise. Am Wörthersee in Kärnten muss man im Sommer mancherorts ein Drittel mehr als im vergangenen Jahr zahlen. In Wien spricht man deshalb bereits spöttisch von einem „Corona-Zuschlag“. Wer sich den angeratenen Urlaub im eigenen Land nicht leisten kann oder will, hofft auf die Öffnung der österreichischen Grenze zu Slowenien.
In Österreich sind 3694 Menschen an Covid-19 erkrankt, im Zusammenhang mit dem Virus wurden bisher 470 Todesfälle gemeldet. Weniger als 200 Covid-19-Patienten brauchen Intensivbetten.