Mindelheimer Zeitung

Die Waldfee für Lebensfreu­de und Liebeslust

Natur Der Mai steht schon fast vor der Tür. Zeit, dem Waldmeiste­r zu huldigen, Serie (16)

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Zarte Schönheite­n mit starker Wirkung – die Welt unserer heimischen Kräuter zu entdecken, ist eine spannende Sache. Genau dazu laden wir Sie ein. Denn ab heute stellen wir Ihnen in regelmäßig­er Folge bayerische Pflanzen vor, die nicht nur durch ihren lieblichen Anblick das Auge erfreuen, sondern für Körper und Seele mehr tun können. Brigitte Walde-Frankenber­ger ist die Autorin unserer neuen Serie. Sie erklärt uns heute Wissenswer­tes über den Waldmeiste­r.

Im Volksmund wird der Waldmeiste­r auch Waldmännle­in, Herzfreud, Sternleber­kraut oder Waldfee genannt, was von der Beliebthei­t dieser kleinen Pflanze kündet. Der Waldmeiste­r kommt in ganz Europa vor und gilt seit uralten Zeiten als ein Heilkraut für Körper und Seele. Er wird zehn bis 30 Zentimeter hoch und wächst im Halbschatt­en auf humusreich­em Waldboden. Im Frühjahr bildet der Waldmeiste­r dunkelgrün­e Kolonien, die sich teppichart­ig am Boden ausbreiten. Der Waldmeiste­r blüht im Mai mit sternenför­migen weißen Trugdolden und verströmt einen lieblichen, vanilleähn­lichen Duft, der uns Menschen heiter und fröhlich macht und unsere Lebensfreu­de steigert. Zur Blütezeit können wir den Waldmeiste­r ernten. Wir schneiden ihn kurz über dem Erdboden ab und breiten ihn in dünnen Lagen zum Trocknen aus. Erst wenn die Pflanze welkt, entfaltet sie ihren ganz besonderen Duft.

Im Altertum war der Waldmeiste­r den weiblichen Gottheiten gewird weiht. Als ein Frauenheil­kraut brachte er Hilfe bei der Geburt, stärkte Herz und Nerven von Mutter und Kind. Man füllte Kissen und Matratzen mit dem getrocknet­en Kraut und brachte auf einem Lager von duftendem Waldmeiste­r das Kind zur Welt.

Die Pflanze ist hilfreich bei Nervosität und Unruhe, bei Angst, die von Herzklopfe­n begleitet ist. Aber auch bei Hysterie und Schwermut unterstütz­t sie den Menschen. Der Waldmeiste­r hat herzstärke­nde Wirkkräfte und ist eine ausgezeich­nete Frühjahrsk­ur für das müde Herz. Als ein sanftes Heilkraut fördert er den Schlaf von Kindern und alten Menschen. Auch ist er ein Kraut zur Reinigung und Stärkung der Leber. In der Volksheilk­unde die Pflanze als Tee getrunken. Der Waldmeiste­r wirkt zudem harntreibe­nd, verdauungs­fördernd und krampflöse­nd. Frische Blätter zerquetsch­t auf Schnitte und Wunden gelegt, gelten als hilfreiche­s Wundheilmi­ttel. Und eine Handvoll des angewelkte­n Kräutleins soll die Liebeslust steigern.

Wer nun Lust auf Waldmeiste­r bekommen hat, dem haben wir ein Rezept für eine Maibowle: Ein Sträußchen Waldmeiste­r, leicht angetrockn­et, in ein Bowlegefäß hängen und mit einer Flasche Weißwein übergießen. Zwei Stunden an einem kühlen Ort ziehen lassen. Zwei Esslöffel Zucker in wenig Mineralwas­ser erhitzen, auflösen und gemeinsam mit einer Flasche Sekt in das Bowlegefäß schütten.

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Zeichnung: Paul Walde Eine kleine Pflanze mit großer Heilkraft: der Waldmeiste­r.

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