Zirkus wegen Corona in Buchloe gestrandet
Krise Wegen des Veranstaltungsverbots sind die Artisten des Circus Alfons William in Not
Buchloe Menschen stehen dicht gedrängt am Ticketschalter, stürmen zusammen in das Zelt und verfolgen mit großen Augen die Darbietungen von Artisten, Clowns und Dresseuren in der Manege: Der ZirkusAlltag ist nicht gerade verträglich mit den geltenden Abstandsregelungen zur Eindämmung der CoronaPandemie. Das Veranstaltungsverbot ist für viele schade, für ZirkusLeute ist es eine Katastrophe, die ihre komplette Existenz bedroht. So ergeht es aktuell auch dem Circus Alfons William, der mitsamt Tieren und Wagen hinter dem V-Markt in Buchloe gestrandet ist.
Schon von Weitem erblickt man die vielen bunten Wagen und ein knallgelbes Zelt. Wer dem provisorischen Lager näher kommt, sieht, hört und riecht sie: Dromedare, Esel, Pferde, Lamas, Ziegen, Ponys und Hasen. Über 40 Tiere sind Teil der Show des Circus William. Nach den Veranstaltungen können Kinder die Tiere im Streichelzoo besuchen und anfassen – normalerweise. Momentan ist jedoch nichts normal.
„Wir waren gerade auf dem Weg nach Österreich und wollten dort gastieren“, erzählt Kimberly William, Mitglied der großen Zirkusfamilie. Die Grenze zwischen Deutschland und Österreich sei dann aber geschlossen worden. Zudem sei die erlaubte Teilnehmerzahl für Veranstaltungen täglich geschrumpft: Erst bis 500 Personen, dann 200, 100 – und schließlich waren alle verboten. „Wir haben schon öfter in Buchloe gastiert, jetzt sind wir seit einer Woche hier gestrandet“, sagt die junge Schaustellerin.
Auf der Wiese hinter dem V-Markt hat der Zirkus genug Platz für die ganzen Lastwagen und Anhänger, Personen und Tiere. Zudem ist die Infrastruktur vorhanden. Strom beziehen sie vom V-Markt, Wasser gibt es über einen Hydranten von der Stadt.
Die etwa 30 Personen der Zirkusfamilie wollen noch ein paar Tage in Buchloe bleiben, dann ziehen sie weiter zu einem befreundeten Bauern, wo sie ihr Lager aufschlagen können.
Die Corona-Krise stellt die Williams vor allem vor finanzielle Probleme. Alle Einnahmen durch Eintrittsgelder fallen komplett weg. Und das in der Hauptsaison. „Im Frühjahr haben wir sonst die meisten Auftritte und die Zelte sind am besten gefüllt“, sagt Kimberly William. Trotz fehlender Einnahmen, gibt es laufende Ausgaben: Nahrung für Mensch und Tier, Strom, Wasser, Versicherungen, Hufschmied. „Wir brauchen ungefähr zwei große Strohballen pro Tag für die Tiere“, erzählt die junge Frau. Die Vorräte seien schon aufgebraucht, weshalb sie die Tiernahrung von Bauern aus der Umgebung beziehen.
Das sei eine große finanzielle Belastung in dieser ungewissen Situation. Keiner wisse, wann die Shows wieder erlaubt werden. „Wenn wir wieder gastieren können, müssen wir richtig Gas geben“, sagt Kimberly William. Die Familie wäre bereits froh, wenn Veranstaltungen bis 100 Leute zugelassen werden. Der Circus William hat zwei Zelte: eins für bis zu 1000 Leute, eins für 300 bis 500 Gäste. Wenn das große Zelt nur mit 100 Plätzen bestuhlt wird, könnte genügend Abstand gehalten werden. Das wäre nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber immerhin ein Tropfen. Bis dahin sind die Gestrandeten allerdings gut beschäftigt: Tiere versorgen, Wagen reparieren und herrichten, Kunststücke trainieren. Beim Zirkus gebe es immer etwas zu tun, sagt Kimberly William.
Besonders schlimm für die Zirkus-Familie ist, dass scheinbar Trickbetrüger ihre prekäre Lage ausnutzen, um sich selbst zu bereichern. Sie haben vom gestrandeten Zirkus gehört und ziehen nun von Haus zu Haus, um vermeintlich Spenden für die Schausteller zu sammeln. Von Alfons William heißt es klipp und klar: „Wir gehen nicht hausieren.“Bewohner werden angehalten, den Betrügern kein Geld zu geben, da es gewiss nicht beim Circus William lande, sondern die Kasse der Betrüger aufbessere.
Wenn jemand den Zirkus unterstützen möchte, könne er jedoch gerne etwas spenden: Plakate mit der Bankverbindung sind in der Stadt verteilt. Futter für die Tiere ist auch gern gesehen – die freuen sich besonders über Heu und Karotten.