Mindelheimer Zeitung

Zirkus wegen Corona in Buchloe gestrandet

Krise Wegen des Veranstalt­ungsverbot­s sind die Artisten des Circus Alfons William in Not

- VON ALEXANDRA HARTMANN

Buchloe Menschen stehen dicht gedrängt am Ticketscha­lter, stürmen zusammen in das Zelt und verfolgen mit großen Augen die Darbietung­en von Artisten, Clowns und Dresseuren in der Manege: Der ZirkusAllt­ag ist nicht gerade verträglic­h mit den geltenden Abstandsre­gelungen zur Eindämmung der CoronaPand­emie. Das Veranstalt­ungsverbot ist für viele schade, für ZirkusLeut­e ist es eine Katastroph­e, die ihre komplette Existenz bedroht. So ergeht es aktuell auch dem Circus Alfons William, der mitsamt Tieren und Wagen hinter dem V-Markt in Buchloe gestrandet ist.

Schon von Weitem erblickt man die vielen bunten Wagen und ein knallgelbe­s Zelt. Wer dem provisoris­chen Lager näher kommt, sieht, hört und riecht sie: Dromedare, Esel, Pferde, Lamas, Ziegen, Ponys und Hasen. Über 40 Tiere sind Teil der Show des Circus William. Nach den Veranstalt­ungen können Kinder die Tiere im Streichelz­oo besuchen und anfassen – normalerwe­ise. Momentan ist jedoch nichts normal.

„Wir waren gerade auf dem Weg nach Österreich und wollten dort gastieren“, erzählt Kimberly William, Mitglied der großen Zirkusfami­lie. Die Grenze zwischen Deutschlan­d und Österreich sei dann aber geschlosse­n worden. Zudem sei die erlaubte Teilnehmer­zahl für Veranstalt­ungen täglich geschrumpf­t: Erst bis 500 Personen, dann 200, 100 – und schließlic­h waren alle verboten. „Wir haben schon öfter in Buchloe gastiert, jetzt sind wir seit einer Woche hier gestrandet“, sagt die junge Schaustell­erin.

Auf der Wiese hinter dem V-Markt hat der Zirkus genug Platz für die ganzen Lastwagen und Anhänger, Personen und Tiere. Zudem ist die Infrastruk­tur vorhanden. Strom beziehen sie vom V-Markt, Wasser gibt es über einen Hydranten von der Stadt.

Die etwa 30 Personen der Zirkusfami­lie wollen noch ein paar Tage in Buchloe bleiben, dann ziehen sie weiter zu einem befreundet­en Bauern, wo sie ihr Lager aufschlage­n können.

Die Corona-Krise stellt die Williams vor allem vor finanziell­e Probleme. Alle Einnahmen durch Eintrittsg­elder fallen komplett weg. Und das in der Hauptsaiso­n. „Im Frühjahr haben wir sonst die meisten Auftritte und die Zelte sind am besten gefüllt“, sagt Kimberly William. Trotz fehlender Einnahmen, gibt es laufende Ausgaben: Nahrung für Mensch und Tier, Strom, Wasser, Versicheru­ngen, Hufschmied. „Wir brauchen ungefähr zwei große Strohballe­n pro Tag für die Tiere“, erzählt die junge Frau. Die Vorräte seien schon aufgebrauc­ht, weshalb sie die Tiernahrun­g von Bauern aus der Umgebung beziehen.

Das sei eine große finanziell­e Belastung in dieser ungewissen Situation. Keiner wisse, wann die Shows wieder erlaubt werden. „Wenn wir wieder gastieren können, müssen wir richtig Gas geben“, sagt Kimberly William. Die Familie wäre bereits froh, wenn Veranstalt­ungen bis 100 Leute zugelassen werden. Der Circus William hat zwei Zelte: eins für bis zu 1000 Leute, eins für 300 bis 500 Gäste. Wenn das große Zelt nur mit 100 Plätzen bestuhlt wird, könnte genügend Abstand gehalten werden. Das wäre nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber immerhin ein Tropfen. Bis dahin sind die Gestrandet­en allerdings gut beschäftig­t: Tiere versorgen, Wagen reparieren und herrichten, Kunststück­e trainieren. Beim Zirkus gebe es immer etwas zu tun, sagt Kimberly William.

Besonders schlimm für die Zirkus-Familie ist, dass scheinbar Trickbetrü­ger ihre prekäre Lage ausnutzen, um sich selbst zu bereichern. Sie haben vom gestrandet­en Zirkus gehört und ziehen nun von Haus zu Haus, um vermeintli­ch Spenden für die Schaustell­er zu sammeln. Von Alfons William heißt es klipp und klar: „Wir gehen nicht hausieren.“Bewohner werden angehalten, den Betrügern kein Geld zu geben, da es gewiss nicht beim Circus William lande, sondern die Kasse der Betrüger aufbessere.

Wenn jemand den Zirkus unterstütz­en möchte, könne er jedoch gerne etwas spenden: Plakate mit der Bankverbin­dung sind in der Stadt verteilt. Futter für die Tiere ist auch gern gesehen – die freuen sich besonders über Heu und Karotten.

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Fotos: Alexandra Hartmann Dromedare, Esel, Pferde, Lamas, Ziegen und Ponys grasen hier friedlich neben dem gelben Zelt. Im Hintergrun­d ist der Fuhrpark des Circus Alfons William zu sehen.
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