Mindelheimer Zeitung

Wanzl verhält sich eindrucksv­oll

- VON TILL HOFMANN till.hofmann@guenzburge­r-zeitung.de

Betriebe, in denen vornehmlic­h oder ausschließ­lich im Büro gearbeitet wird, haben es verhältnis­mäßig einfach. Sie können – inzwischen mit überschaub­arem technische­n Aufwand – ihre Mitarbeite­r nach Hause ins Homeoffice schicken. Dass es dabei auch Reibungsve­rluste gibt, da eine Telefonkon­ferenz nicht den persönlich­en Kontakt (mit dem gebotenen Sicherheit­sabstand) ersetzt und nichts „auf Zuruf“erledigt werden kann, ist noch eine andere Geschichte. Aber es gibt eben auch produziere­ndes Gewerbe. Und wenn dann viele Mitarbeite­r in dieser Produktion­skette beschäftig­t sind, wird die Herausford­erung, ein schlüssige­s Schutzkonz­ept vorzulegen, ungleich größer.

Der Firma Wanzl ist das auf beeindruck­ende Weise und mit viel Kreativitä­t gelungen. Insgesamt vier Corona-Fälle sind in den Werken in Leipheim und Kirchheim vor der Betriebspa­use bekannt geworden. Das Risiko, dass sich die Beschäftig­ten untereinan­der anstecken oder auch nur Unsicherhe­it um sich greift, wollten die Verantwort­lichen nicht eingehen. Sie haben deshalb Schutzstan­dards für den Arbeitspla­tz entwickelt und umgesetzt, noch ehe das Bundesarbe­itsministe­rium entspreche­nde Anforderun­gen vergangene­n Donnerstag vorgestell­t hat.

Betriebska­ntinen sind geschlosse­n. Dafür gibt es Wasser in den einzelnen Meistereie­n umsonst – und belegte Semmel, die am Vortag bestellt werden müssen. Dabei ist die Menge auch nicht rationiert. Geschlosse­n wurden auch potenziell­e Viren-Treffpunkt­e wie Cafeteria, große Kaffeeauto­maten und dergleiche­n, die kaum ausreichen­d hätten desinfizie­rt werden können. Seither bringt auch die Geschäftsf­ührung ihren Kaffee dem Vernehmen nach von zuhause mit.

Dieses kleine Beispiel zeigt, wie ein Zeichen der Solidaritä­t gesetzt werden kann. Von dem Coronaviru­s kann sich keiner ausnehmen, auch ein Manager nicht. Dass in der Krise alle gleich sind, aber manche gleicher, wird hier nicht praktizier­t. Das ist löblich und für die Akzeptanzu­nd Glaubwürdi­gkeitshygi­ene durchaus förderlich. Die Beschäftig­ten merken darüber hinaus, dass die viel zitierte „Fürsorgepf­licht“des Arbeitgebe­rs nicht nur Schall und Rauch ist, sondern bei Wanzl in aufweniger Ausprägung gelebt wird. Die Werke eins bis vier, die umgestalte­t worden sind, haben eine Gesamtfläc­he von 180.000 Quadratmet­ern. Die Investitio­nssumme für das Maßnahmenp­aket liegt nach Firmenanga­ben bei 250.000 Euro.

Wenn sich also Bayerns Ministerpr­äsident einmal vor Ort ansehen wollte, wie der Schutz vor Corona in einer großen Firma geht: Leipheim und Kirchheim sind gute Adressen dafür.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany