Wanzl verhält sich eindrucksvoll
Betriebe, in denen vornehmlich oder ausschließlich im Büro gearbeitet wird, haben es verhältnismäßig einfach. Sie können – inzwischen mit überschaubarem technischen Aufwand – ihre Mitarbeiter nach Hause ins Homeoffice schicken. Dass es dabei auch Reibungsverluste gibt, da eine Telefonkonferenz nicht den persönlichen Kontakt (mit dem gebotenen Sicherheitsabstand) ersetzt und nichts „auf Zuruf“erledigt werden kann, ist noch eine andere Geschichte. Aber es gibt eben auch produzierendes Gewerbe. Und wenn dann viele Mitarbeiter in dieser Produktionskette beschäftigt sind, wird die Herausforderung, ein schlüssiges Schutzkonzept vorzulegen, ungleich größer.
Der Firma Wanzl ist das auf beeindruckende Weise und mit viel Kreativität gelungen. Insgesamt vier Corona-Fälle sind in den Werken in Leipheim und Kirchheim vor der Betriebspause bekannt geworden. Das Risiko, dass sich die Beschäftigten untereinander anstecken oder auch nur Unsicherheit um sich greift, wollten die Verantwortlichen nicht eingehen. Sie haben deshalb Schutzstandards für den Arbeitsplatz entwickelt und umgesetzt, noch ehe das Bundesarbeitsministerium entsprechende Anforderungen vergangenen Donnerstag vorgestellt hat.
Betriebskantinen sind geschlossen. Dafür gibt es Wasser in den einzelnen Meistereien umsonst – und belegte Semmel, die am Vortag bestellt werden müssen. Dabei ist die Menge auch nicht rationiert. Geschlossen wurden auch potenzielle Viren-Treffpunkte wie Cafeteria, große Kaffeeautomaten und dergleichen, die kaum ausreichend hätten desinfiziert werden können. Seither bringt auch die Geschäftsführung ihren Kaffee dem Vernehmen nach von zuhause mit.
Dieses kleine Beispiel zeigt, wie ein Zeichen der Solidarität gesetzt werden kann. Von dem Coronavirus kann sich keiner ausnehmen, auch ein Manager nicht. Dass in der Krise alle gleich sind, aber manche gleicher, wird hier nicht praktiziert. Das ist löblich und für die Akzeptanzund Glaubwürdigkeitshygiene durchaus förderlich. Die Beschäftigten merken darüber hinaus, dass die viel zitierte „Fürsorgepflicht“des Arbeitgebers nicht nur Schall und Rauch ist, sondern bei Wanzl in aufweniger Ausprägung gelebt wird. Die Werke eins bis vier, die umgestaltet worden sind, haben eine Gesamtfläche von 180.000 Quadratmetern. Die Investitionssumme für das Maßnahmenpaket liegt nach Firmenangaben bei 250.000 Euro.
Wenn sich also Bayerns Ministerpräsident einmal vor Ort ansehen wollte, wie der Schutz vor Corona in einer großen Firma geht: Leipheim und Kirchheim sind gute Adressen dafür.