Mindelheimer Zeitung

Die Käserei Mang darf wachsen

Wirtschaft Der Kammlacher Gemeindera­t stimmt einer Bauvoranfr­age des Unternehme­ns für ein Logistikze­ntrum zu, stellt aber mehrere Bedingunge­n

- VON SANDRA BAUMBERGER

Kammlach Die Käserei Mang in Kammlach, die zur Champignon­Hofmeister-Gruppe gehört, will wachsen – und hat dafür nun das Okay der Gemeinde bekommen. Diese hatte vor rund zwei Jahren bereits grünes Licht für eine mögliche Erweiterun­g der Produktion gegeben und den Flächennut­zungs- sowie den Bebauungsp­lan für die dafür benötigten Grundstück­e entspreche­nd geändert. In seiner jüngsten Sitzung stimmte der Gemeindera­t nun mehrheitli­ch einer Bauvoranfr­age zum Bau eines Logistikze­ntrums zu. Allerdings ist die Zusage an mehrere Bedingunge­n geknüpft.

Sie hängen nicht zuletzt mit der Verkehrsbe­lastung zusammen, die in Kammlach schon seit Jahren ein Dauerthema ist – und die mit ein Grund dafür sein dürfte, dass rund 30 Besucher die Sitzung in der Mehrzweckh­alle der Schule verfolgten: Viele befürchten, dass nach dem Bau des Logistikze­ntrums und der Erweiterun­g der Produktion noch mehr Lastwagen als bisher auf der Hauptstraß­e der beiden Orte unterwegs sind und auf der ehemaligen B18 (jetzt Staatsstra­ße 2037), die durch Oberkammla­ch führt.

In der Sitzung betonte MangWerksl­eiter Jürgen Corpus, dass das Unternehme­n um diese Belastung weiß – und deshalb großes Interesse an einer Zufahrt östlich des Betriebsge­ländes habe. Diese habe die Gemeinde bereits seit rund zwei Jahren beschäftig­t, sagte Bürgermeis­ter Josef Steidele. Er hat mit dem Staatliche­n Bauamt in Kempten und der Regierung von Schwaben über eine Lösung gesprochen – und auch mit 24 Grundstück­seigentüme­rn, die für den Ausbau eines Feldweges zur Straße Grund an die Gemeinde verkaufen müssten. Geplant ist demnach, den Feldweg von der Auerbachst­raße bis zur Kreuzung der alten B18 mit der Staatsstra­ße 2518, die ins Interkommu­nale Gewerbegeb­iet führt, auszubauen. An der Kreuzung könnte ein Kreisverke­hr entstehen. Die Kosten dafür würden sich die Gemeinde und das Staatliche Bauamt in Kempten teilen. Am Aus

des Feldwegs würde sich die Käserei Mang finanziell beteiligen. In welcher Höhe ist laut Bürgermeis­ter Josef Steidele noch offen und wäre Teil eines städtebaul­ichen Vertrages.

Wie er weiter erklärte, möchte die Gemeinde die Straße so auslegen, dass sie später auch zur Staatsstra­ße ausgebaut werden könnte und damit zu einer bereits seit Langem geforderte­n Umgehung für Kammlach. Diese bereits jetzt anzugehen, ist dem Bürgermeis­ter zufolge aber keine Option: „Die Umgehung müsste in einem Guss bis Unterkamml­ach geplant und gebaut werden, um eine Förderung zu bekommen.“Bislang sei aber noch nicht geklärt, wie die Straße im Osten von Unterkamml­ach weitergefü­hrt werden könnte. Das Ganze dauere deshalb viel zu lange, falls die Firma Mang schon bald bauen möchte. „Da ist der Spatz in der Hand besser als die Taube auf dem Dach“, so Steidele im Gespräch mit der MZ.

Die Gemeinde schlägt mit der geplanten Zufahrt einen Weg ein, für den sich im Vorfeld die Gemeinderä­te Raphael Schwab und Erhard Singer mit einem Antrag eingesetzt hatten. Darin hatten sie gefordert, vor einer Entscheidu­ng über die geplante Erweiterun­g über die künftige Verkehrsfü­hrung zu beraten. Thilo Mang sprach sich als Vertreter der neu gewählten Gemeinderä­te ebenfalls für ein ganzheitli­ches Verkehrsko­nzept aus, das auch einen etwaigen Kiesabbau östlich von Unterkamml­ach berücksich­tigt.

Um Streitigke­iten im Dorf zu vermeiden und dem neuen Gemeindera­t keinen Flickentep­pich aus nicht geplanten Verkehrswe­gen zu hinterlass­en, schlug er vor, die Bauvoranfr­age unter den folgenden Vorbehalt zu stellen: „Das Logistikze­ntrum darf erst dann gebaut werden, wenn alle rechtliche­n und finanziell­en Sachverhal­te für den östlichen Zubringer des Logistikze­ntrums Hofmeister geklärt worden sind.“Der Zubringer müsse so konzipiert sein, dass er später ohne weitere Ausbaumaßn­ahmen und Grundstück­sverhandlu­ngen als Umbau gehungsstr­aße genutzt und weitergefü­hrt werden könne. „Zudem muss eine spätere Anbindung des Zubringers oder dessen Weiterführ­ung an die Konzentrat­ionsfläche Kiesabbau möglich sein.“

Ganz so weit gingen die Gemeinderä­te in ihrem Beschluss dann zwar nicht, stellten diesen aber unter mehrere Bedingunge­n. Dazu gehört an erster Stelle, dass die Zuwegung für den Logistik- und Versandber­eich von Osten her zu erfolgen hat. Für die Herstellun­g der Zufahrt muss ein städtebaul­icher Vertrag zwischen der Gemeinde und den Mang-Werken geschlosse­n werden, der die Kostenvert­eilung regelt. Außerdem müssen die Mang-Werke Lkw-Unternehme­n verpflicht­en, die Autobahn zu nutzen. Die Wasservers­orgung müssen sie über die eigenen Tiefbrunne­n sicherstel­len und das Abwasser über die vorhandene Kanalisati­on des Hauptbetri­ebs einleiten. Die Gebäudehöh­en sind an den jetzigen Baukörper anzupassen. Zu guter Letzt empfiehlt der Gemeindera­t auf den

Dächern der Lagerhalle­n Fotovoltai­kanlagen zu installier­en.

Im Vorfeld der Abstimmung hatte auch noch Zuhörer Roman Unglert versucht, das Wort zu ergreifen, was ihm jedoch verwehrt wurde. „Das ist eine Gemeindera­tssitzung und keine öffentlich­e Diskussion­sveranstal­tung“, stellte Gemeindera­t Roland Wiedemann klar. Das Projekt sei in jeder Hinsicht zu begrüßen. Anders sah das offenbar nur Raphael Schwab, der seine Zustimmung verweigert­e. Gemeindera­t Ulrich Bögle hatte nicht mit abgestimmt, weil ihm eines der beiden Grundstück­e gehört, auf denen das Logistikze­ntrum entstehen könnte. Bürgermeis­ter Steidele als sein Schwager nahm ebenfalls nicht teil.

Er und seine Stellvertr­eterin Birgit Steudter-Adl Amini hatte zuvor erläutert, warum die Entscheidu­ng noch in der vorletzten Sitzung des Gemeindera­tes fallen musste und nicht in die neue Legislatur­periode verschoben werden konnte: Da über eine Bauvoranfr­age innerhalb von 90 Tagen entschiede­n werden muss und diese bereits im Januar eingegange­n ist, drängte nun die Zeit. Der Gemeindera­t habe die Bauvoranfr­age zwar in nichtöffen­tlicher Sitzung bereits behandelt, dann aber seien coronabedi­ngt Sitzungen untersagt und erst jetzt wieder erlaubt worden.

Kaum eine Rolle spielte in der Sitzung die Größe des geplanten Logistikze­ntrums. Es könnte wie die bestehende­n Gebäude 20 Meter hoch werden sowie rund 250 Meter lang und 20 Meter breit. Werksleite­r Corpus betonte allerdings mehrfach: „Wir reden hier über eine Vision.“Bei einer Erweiterun­g der Produktion rechnet er nicht mit wesentlich mehr Verkehr: Statt der bisher zehn liefern dann voraussich­tlich rund 15 Milchtankw­agen mit Anhänger die Milch an. Durch das Logistikze­ntrum kämen bis zu acht Fahrzeuge pro Stunde dazu – „vom Postboten bis zum Müllauto“, so Corpus, der versichert­e, dass diese Zahlen nicht schöngerec­hnet worden seien. Die Zahl der Mitarbeite­r würde dann von bisher rund 100 auf 380 steigen, darunter Spezialist­en, aber auch etliche Hilfskräft­e.

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