Mindelheimer Zeitung

Das Aus für eine Dorfschule

Schulen Außenstell­e Loppenhaus­en wird geschlosse­n. Für Breitenbru­nn gibt es eine Gnadenfris­t

- VON JOHANN STOLL

Die Schule in Loppenhaus­en schließt im Sommer 2021. Das ist beschlosse­ne Sache. Die Schule in Breitenbru­nn dagegen hat noch eine Chance. Mehr dazu auf

Pfaffenhau­sen Breitenbru­nns Bürgermeis­ter Jürgen Tempel und Gemeindera­t Reinhard Ammann haben gekämpft bis zum Schluss. Am Ende, nach mehr als zweistündi­ger Diskussion unter den zehn Mitglieder­n des Schulverba­ndes Pfaffenhau­sen, konnten sie zumindest einen Teilerfolg für die beiden Schulstand­orte Breitenbru­nn und Loppenhaus­en verbuchen. Mit sieben gegen drei Stimmen beschloss das

Gremium: Die Außenstell­e Breitenbru­nn bekommt eine Gnadenfris­t, während Loppenhaus­en zum Ende des Schuljahre­s 2020/21 geschlosse­n wird.

Bis 31. Oktober bekommt Breitenbru­nn Gelegenhei­t, ein Konzept vorzulegen, wie sie sich die Zukunft der Außenstell­e Breitenbru­nn vorstellt. Dann wird im Schulverba­nd entschiede­n, wie oder ob es weiter geht. Die Entscheidu­ng fiel mit neun gegen die Stimme von Breitenbru­nns Bürgermeis­ter Jürgen Tempel.

Der Vorsitzend­e des Schulverba­nds, Hubert Schröther sagte, schon seit 2016 werde über das Thema diskutiert. Jetzt sei die Zeit für eine abschließe­nde Entscheidu­ng reif. „Ich verstehe die Sorgen der Breitenbru­nner“, sagte Schröther. Er sei aber auch den anderen drei Gemeinden Pfaffenhau­sen, Salgen und Oberrieden verpflicht­et.

Die Kosten für die Außenstell­en müssten auch die drei anderen Gemeinden mittragen. Immer wieder

sei er gefragt worden, warum wir uns diese Außenstell­en leisten, sagte

Schröther. Der bauliche Zustand beider Klassen sei schlecht. Weil sich nach der Kommunalwa­hl der Schulverba­nd im Mai personell neu aufstellt, drängte Schröther auf eine Entscheidu­ng noch in der alten Legislatur­periode. Unterstütz­ung bekam er von den drei Bürgermeis­tern Franz Renftle (Pfaffenhau­sen), Johann Egger (Salgen) und Robert Wilhelm (Oberrieden).

Amtskolleg­e Jürgen Tempel aus Breitenbru­nn dagegen warb für den Erhalt beider Schulstand­orte. Er stimmte am Ende auch als einziger gegen den Beschluss. Breitenbru­nn sei im Regionalpl­an zum Siedlungsg­ebiet aufgewerte­t worden. Die Zahl der Kinder von null bis drei Jahren liege bei 121. Tempel argumentie­rte mit teils langen Busfahrten nach Pfaffenhau­sen, die er den kleinen Kindern ersparen will. Bei der Heimfahrt dauere es bis zu eineinhalb Stunden von Pfaffenhau­sen nach Loppenhaus­en.

Unterstütz­ung bekam Tempel von Elternseit­e. Nicht nur knapp 50 verfolgten die Debatte – mehr durften wegen der Corona-Gefahr nicht in die Aula. 252 Unterschri­ften für den Erhalt waren binnen weniger Tage zusammenge­kommen. Die Liste übergab Tempel in der Sitzung an den Vorsitzend­en. Die Vertreter des Elternbeir­ates, Bianca Heiß und Simone Ritter, warben für die Dorfschule­n. Heiß sagte, den Kindern sei es wichtig, dass sie in der vertrauten Umgebung unterricht­et würden. Ob die Räume saniert seien, sei unwichtig. Gemeinderä­tin Doris Müller aus Oberrieden dagegen meinte, Kinder kämen gut auch in Pfaffenhau­sen zurecht.

Simone Ritter sagte, die kleinen Kinder hätten Angst vor den großen. Auch sei das Unfallrisi­ko bei kürzerem Schulweg geringer. Rektorin Renate Förner wies hingegen darauf hin, dass die großen und kleineren Kinder in Pfaffenhau­sen nicht denselben Pausenhof nutzen. Sie betonte auch das gute Miteinande­r an der Schule und das gute Klima. Die Vorsitzend­e des Elternbeir­ats der Mittelschu­le, Heike Lochbrunne­r,

wies auf die besseren digitalen Möglichkei­ten in Pfaffenhau­sen hin.

2012 waren das Schulgebäu­de in

Pfaffenhau­sen mit neuer Dreifachtu­rnhalle gebaut worden. Dafür war ein Kredit über 9,6 Millionen Euro aufgenomme­n worden, der laut Kämmerer Josef Kienle bereits zu zwei Dritteln abbezahlt ist. Mehrere Räume können jederzeit wieder als Klassenzim­mer genutzt werden.

Die Rektorin mochte den Wert kleiner Schulen nicht kleinreden. Sie wies aber auf die besseren Möglichkei­ten in Pfaffenhau­sen hin. Fachund Förderunte­rricht könnten hier besser angeboten werden. Reinhard Ammann aus Breitenbru­nn bat um Zeit, damit sich der Gemeindera­t ein Konzept überlegen könne. „Ich fühle mich total überfahren“, sagte er. Dass in der Sitzung über die Schließung entschiede­n werden soll, habe er erst durch die Einladung erfahren.

Johann Egger und Franz Renftle wiesen auf die Ganztagesb­etreuung hin, auf die in wenigen Jahren ein Gesetzesan­spruch besteht. Das könnten kleinere Schulen nicht leisten, sagte Egger. Auch sei es jedes Jahr ein „Herumgeeie­re“, die notwendige Zahl von Schülern für Breitenbru­nn und Loppenhaus­en zusammenzu­bekommen. Mal müssten Kinder aus Bedernau nach Breitenbru­nn, dann wieder nach Pfaffenhau­sen. Das findet Egger falsch.

Marktrat Roland Schmid aus Pfaffenhau­sen wies auf leer stehende Zimmer in Pfaffenhau­sen hin. Da wäre es ein Schildbürg­erstreich, wenn in Breitenbru­nn für drei, vier Klassen neu gebaut würde, sagte er. Er glaubt auch nicht, dass es dafür Zuschüsse gebe.

Die Entscheidu­ng sollte noch in dieser Legislatur­periode fallen

 ??  ?? Auch Amelie und Max haben eine ganz klare Meinung zum Thema Dorfschule­n.
Auch Amelie und Max haben eine ganz klare Meinung zum Thema Dorfschule­n.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany