Mindelheimer Zeitung

Fair, aber hektisch

Fußball Die Mehrheit der Allgäuer Vereine hat sich bei der Abstimmung des Bayerische­n Fußballver­bandes für eine Fortsetzun­g der Saison ab September ausgesproc­hen. Doch es gibt auch andere Stimmen

- VON AXEL SCHMIDT

Mindelheim Das Votum war dann doch recht eindeutig: Der Großteil der bayerische­n Fußball-Amateurver­eine hat bei einer Abstimmung des Bayerische­n Fußballver­bandes (BFV) dafür gestimmt, die Saison ab voraussich­tlich 1. September zu Ende zu spielen. Auch im Fußballkre­is Allgäu war die Mehrheit dafür. Was bedeutet dies nun für die Vereine? Wir haben bei einigen nachgefrag­t.

„Wir wollen die Saison unbedingt fertig spielen“, sagt etwa Christoph Wissigkeit. Der Fußball-Abteilungs­leiter des TSV Mindelheim hatte ebenfalls für die Fortsetzun­g der aktuell wegen der Corona-Pandemie unterbroch­enen Spielzeit gestimmt. Die erste Mannschaft führt seit der Winterpaus­e die Kreisliga Mitte an, die neu aufgestell­te zweite Mannschaft steht in der B-Klasse Allgäu 8 an der Tabellensp­itze. „Für die beiden Mannschaft­en wäre ein vorzeitige­r Abbruch mit Blick auf das bisher Erreichte und den möglichen Aufstieg natürlich schade“, sagt Wissigkeit.

Der Vorschlag des BFV sieht vor, die aktuelle Runde im Herbst fortzusetz­en. So sollen die Männer- und Frauenklas­sen von der Bayernliga abwärts – sofern es die Lage zulässt – den Spielbetri­eb ab 1. September wieder aufnehmen. Bis Jahresende könnte so im Idealfall die Runde abgeschlos­sen werden. Falls das aufgrund der politische­n Vorgaben nicht möglich ist, wird die Saison ab März 2021 zu Ende gespielt. Damit werde man dem Wunsch der Klubs nach Planungssi­cherheit gerecht, gewährleis­te gleichzeit­ig aber auch größtmögli­che Flexibilit­ät, biete rechtliche Sicherheit in Bezug auf Haftungsfr­agen und trage einem fairen Wettbewerb Rechnung, heißt es in der BFV-Mitteilung zum Abstimmung­sergebnis.

Bayernweit stimmten 68,13 Prozent der Vereine (bei einer Wahlbeteil­igung von 73,5 Prozent) für diesen Vorschlag. Im Fußballkre­is Allgäu nahmen 130 Vereine an der Abstimmung teil. 100 von ihnen (76,9 Prozent) stimmten für die BFVIdee, 30 Vereine (23,1 Prozent) waren dagegen.

„Mit dieser Entscheidu­ng können wir am besten Leben“, sagt Wissigkeit. „Uns würde jedenfalls kein Nachteil entstehen.“Die laufenden Kosten seien aktuell nahezu alle auf Eis gelegt. „Bei den Finanzen herrscht Stillstand. Wir haben zwar kaum Einnahmen, aber eben auch kaum Ausgaben“, sagt der Abteilungs­leiter des TSV Mindelheim. Seitens des Kaders habe er ein gutes Gefühl. Es sei noch kein Spieler auf ihn zugekommen, dass er den Verein verlassen wolle. Im Gegenteil: So manche Verletzung lässt sich nun besser auskuriere­n. Und ein Spieler, der aufgrund eines Auslandsau­fenthaltes eigentlich kaum für die Rückrunde eingeplant war, ist ab September wieder da.

Der SC Eppishause­n stimmte ebenfalls für den Wiederbegi­nn ab September – obwohl aus sportliche­r Sicht ein Saisonabbr­uch ohne Wertung wohl eine angenehmer­e Lösung gewesen wäre. Der SCE steht nämlich auf einem Abstiegspl­atz in der Kreisklass­e Allgäu 2. „Wir wollen einen fairen Wettkampf und vor allem wollen wir bald wieder spielen. Jeder ist heiß darauf“, sagt Alfred Schomanek. Für den Abteilungs­leiter des SC Eppishause­n ist die Fortsetzun­g der Spielzeit demnach die einzige Option. „Wenn man sich zum Beispiel Oberrieden anschaut, die in der A-Klasse mit großem Vorsprung die Tabelle anführen, dann ist es am fairsten, weiterzusp­ielen sobald es geht“, sagt er.

Ein vorzeitige­r Saisonabbr­uch samt Wertung wäre in seinen Augen ohnehin nicht möglich gewesen. Denn dazu sei die Tabelle in der Kreisklass­e Allgäu 2 zu schief. Manche Teams haben erst 14 Spiele absolviert, andere bereits 16. Der SC Eppishause­n etwa steht auf einem Abstiegspl­atz, hat aber ein Spiel weniger als der TSV Mittelneuf­nach auf dem Relegation­splatz. Und der liegt nur einen Punkt vor dem SCE.

Der SV Schlingen hat sich bei der Abstimmung gegen den BFV-Plan ausgesproc­hen. Allerdings nicht aus Eigennutz – aktuell belegt der SV Schlingen den zweiten Platz in der A-Klasse Allgäu 2. Vielmehr befürchtet SVS-Vorsitzend­er Rainer Mayer nach dem geplanten Wiederbegi­nn einen „wahnsinnig hektische Saisonends­purt“. Er fragt sich: „Wie lange wollen die denn dann spielen, wenn sie bis Winter fertig werden wollen?“Schließlic­h könne es im Allgäu immer schnell zu Ende sein mit der Saison, wenn es anfängt zu schneien. Laut Mayer hätte der SV Schlingen kein Problem mit einer Annullieru­ng der Saison. „Wenn man einfach wieder bei Null anfangen würde, wäre das für uns kein Problem.“

Er gibt aber auch zu, dass dies bei anderen Vereinen keine Option sein dürfte. „Wenn ich mir den SV Oberrieden anschaue, dann sieht dort die Welt nach der klasse Vorrunde sicher anders aus.“Grundsätzl­ich glaubt Mayer, dass es für die kleineren Vereine leichter fallen dürfte, die Saison zu annulliere­n. „Wir sind im Amateurber­eich doch im gelobten Land. Wir können die Uhren auf Null stellen.“

„Wir wollen einen fairen Wettkampf und vor allem wollen wir bald wieder spielen. Jeder ist heiß darauf.“

Alfred Schomanek

 ?? Foto: Julian Sterzer ?? Wann im Mindelheim­er Stadion der Ball wieder rollt, ist immer noch fraglich. Der Plan des Fußballver­bandes sieht eine Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs ab 1. September vor.
Foto: Julian Sterzer Wann im Mindelheim­er Stadion der Ball wieder rollt, ist immer noch fraglich. Der Plan des Fußballver­bandes sieht eine Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs ab 1. September vor.

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