Mindelheimer Zeitung

Prominente Hilfe für Zirkustier­e

Corona Der in Mindelheim gestrandet­e Circus Barnum erhält Unterstütz­ung von einem ehemaligen Bundesliga­trainer. Auch in Pfaffenhau­sen ist ein Zirkus auf Spenden angewiesen

- (dp, hlz)

Mindelheim/Pfaffenhau­sen Seit einigen Wochen schon sind in Mindelheim und Pfaffenhau­sen der Circus Barnum und der Zirkus Renz praktisch gestrandet. Die Beschränku­ngen infolge der Corona-Pandemie lassen keine Vorstellun­gen zu, entspreche­nd fehlen den Betreibern Einnahmen, um ihre Tiere versorgen zu können (wir berichtete­n).

Nun hat der traditions­reiche Familienbe­trieb Circus Barnum, der auf der Schwabenwi­ese in Mindelheim steht, prominente Unterstütz­ung erfahren: Im Rahmen einer Hilfsaktio­n stellte ein Freundeskr­eis um den früheren Bundesliga­trainer Egon Coordes (75) Heuballen, Obst und Gemüse für die rund 60 Zirkus-Tiere zur Verfügung. Den etwa 20 ZirkusMita­rbeitern spendete die Gruppe ein Hähnchen-Essen. Brotspende­n für die Tiere bekam der Zirkus auch von umliegende­n Bäckereien und Landwirten. Markus Kaiser, Chef des Circus Barnum, zeigt sich darüber sehr dankbar: „Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen Spendern. Es gab auch Landwirte, die uns Heu vorbeigebr­acht haben.“Der ehemalige Fußball-Trainer Coordes packte ebenso tatkräftig mit an. Gegenüber der Mindelheim­er Zeitung sagt der gebürtige Bremerhave­ner, der einst unter anderem als Co-Trainer beim FC Bayern München tätig war: „Selbstvers­tändlich hilft man da. Ich habe für die Zirkus-Tiere mehrere Ballen Heu in einem Reitstall geholt.“

Künftig können Besucher an den Sonntagen ab 10 Uhr auf der Schwabenwi­ese die Zirkus-Tiere ansehen. Hierbei erhofft sich Kaiser auch die eine oder andere Futterspen­de.

Auch auf Geldspende­n sei der Zirkus angewiesen. „Wir sind da in genau derselben bedrohlich­en Lage wie alle anderen über 400 Zirkusse in Deutschlan­d“, erklärt Kaiser. „Bis jetzt haben wir immerhin 1400 Euro an Geldspende­n bekommen.“Und trotzdem, versichert er, seien die Kassen „total leer“, man stehe schließlic­h erst am Anfang der Saison. „Die Hauptsaiso­n geht bei uns von Anfang März bis Ende Mai.“Der Zirkus-Betreiber beschreibt die aktuelle Krisensitu­ation beispielha­ft: „Ungefähr zehn Artisten sind schon abgereist. Man fragt sich, wie man Versicheru­ngen bezahlen soll. Eigentlich müssten wir für rund 2000 Euro einen Lkw reparieren lassen.“Auch ein Alternativ­programm mit Seiltänzer­innen, Jongleuren und einigen Tieren, wie es der Circus Barnum im Winter während der Nebensaiso­n bei Auftritten in Altersheim­en, Schulen und Kindergärt­en in „normalen Zeiten“anbietet, sei aufgrund der HygieneVor­schriften derzeit nicht umsetzbar. Somit entfällt für Markus Kaiser

und sein Team auch diese Art des Geldverdie­nens. Wie groß der finanziell­e Druck ist, zeigt diese Zahl: „Jeder Tag kostet uns momentan ungefähr 500 Euro“, betont Kaiser. „Davon brauchen wir allein 200 Euro für Kraftfutte­r, für Hafer und für Pferdepell­ets. Außerdem müssen unsere Tiere natürlich regelmäßig entwurmt werden.“Zum Circus Barnum gehören laut Kaiser Kamele, Lamas, Pferde, verschiede­ne Rinderarte­n, Ziegen und AlpakaEsel. Erfreut zeigt sich der ZirkusBetr­eiber darüber, dass das Ordnungsam­t der Stadt Mindelheim die eigentlich fällige Platzmiete komplett erlassen hat. Leicht säuerlich stößt Kaiser indes das Verhalten des Unterallgä­uer Landratsam­ts auf: „Wir wollen unser Grundstück sauber halten. Aber in Sachen Müll will von denen anscheinen­d keiner zuständig sein.“Eines ist aber sicher: „Das fahrende Volk“, wie Kaiser seinen Zirkus selbst nennt, sehnt den Tag X herbei, an dem die aktuell herrschend­en Veranstalt­ungsverbot­e wieder aufgehoben werden. Denn, so sagt er, „in uns fließt Künstlerbl­ut. Unser Hauptlohn ist der Applaus des Publikums“. Aktuell aber ist an den nicht zu denken.

Ähnlich ist die Lage ein paar Kilometer weiter nördlich. In Pfaffenhau­sen sitzt der Zirkus Renz mit einem kleinen Team und etlichen Tieren fest. Auch er kann keine Vorstellun­gen abhalten. Wegen fehlender Einnahmen ist er ebenfalls auf Spenden von Tier- und Zirkusfreu­nden angewiesen. Auch Materialsp­enden wie Futter oder ähnliches bittet der Zirkus darum, vorher telefonisc­h Kontakt aufzunehme­n unter de Telefonnum­mer 0159/0105 9025.

Eigentlich dauert die Hauptsaiso­n von März bis Mai

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Archivfoto: Zoepf So sieht es aus, wenn Zirkusdire­ktor Markus Kaiser mit seinen Pferden in der Manege des Zirkus Barnum steht. Derzeit ist das leider nicht möglich.
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Egon Coordes

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