Neuer Stadtrat ohne Ärzte und Hoteliers
Kommunalpolitik Wichtige Berufsgruppen der Kurstadt Bad Wörishofen sind im künftigen Gremium nicht mehr vertreten. Wie Standesvertreter und Ratsmitglieder auf die neue Situation reagieren
Bad Wörishofen Wenn der neue Stadtrat von Bad Wörishofen am 4. Mai zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommt, sitzen am Ratstisch weder Ärzte noch Hoteliers. In der Kurstadt mit ihren 123 Hotels war das lange undenkbar. Bei den größten Fraktionen im Rat wird dieser Umstand bedauert, wie eine Nachfrage ergab.
Hubertus Holzbock, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes und selbst Hotelier in Bad Wörishofen, bedauert die neue Situation ebenfalls. Er verweist darauf, dass zwar einige wenige Vertreter auf den Listen gestanden hätten, diese aber eben nicht gewählt worden seien. Dazu gehöre aber auch, dass deren Listenplätze nicht gerade erfolgversprechend gewesen seien.
Holzbock ist aber sicher, dass sich der neue Stadtrat dennoch dem Kur- und Tourismuswesen in der Stadt entsprechend verpflichtet fühlt. Immerhin gebe es ja den Kurausschuss, in dem je ein Vertreter der Hotels und der Ärzteschaft Mitspracherecht hätten.
Ebenfalls „sehr schlecht“findet es Martin Steinle, der Ortsvorsitzende des BHG, dass kein Hotelier im neuen Stadtrat sitzt. „Zwei davon hätten wir schon gerne in dem Gremium“, sagt er. „Immerhin hat unser Bereich eine hohe Bedeutung für den Ort mit einer entsprechend großen Kaufkraft. Und gerade bei Themen, wie derzeit bei der Bautätigkeit, könnten wir sicher besser mitreden“, so seine Meinung.
Auf den Kurausschuss hofft auch der Mediziner Peter Schneiderbanger, der dort selbst mitwirkt. Zwei Ärzte und ein Hotelier sind im aktuellen Rat vertreten. Das ändert sich am 4. Mai, wenn der neue Stadtrat seine konstituierende Sitzung im Kursaal abhält. Er selbst sei nach einer Kandidatur gefragt worden, sagt Schneiderbanger. Er habe sich aber aus diversen Gründen nicht dafür entschieden. Schneiderbanger zeigt sich jedoch überzeugt, dass der künftige Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) die Interessen der beiden Gruppen schon zusammenbringen werde. Wichtiger sei ihm derzeit der Plan B der Kurverwaltung, der bereits vorsehe, nach der Corona-Krise den nationalen oder regionalen Tourismus noch mehr zu fördern, so Schneiderbanger. Außerdem biete sich jetzt die Möglichkeit, die Lehre Kneipps mit seiner Stärkung der Abwehrkräfte wieder stärker in den Fokus zu rücken.
Stellt sich daneben aber auch die Frage, was die Parteien unternommen haben, um die beiden Bereiche im Stadtrat mitwirken zu lassen. Im Vorfeld wurde ja stets auf das breit gefächerte Spektrum verwiesen, in dem möglichst alle Gruppierungen vertreten seien. Dennoch stand mit Dorothea Hennessen lediglich bei der SPD eine Ärztin an vorderer Stelle, fand aber nicht genug Zustimmung bei den Wählern.
Der bisherige Fraktionssprecher bei den Freien Wählern, Wolfgang Hützler, bedauert es durchaus, dass auf deren Liste sich kein Arzt oder Hotelier wiederfand, aber es habe sich eben nichts ergeben und es kam auch niemand aus diesem Kreis auf die Gruppierung zu. Gertraud Gruschka, die sich bei der Kandidatensuche sehr bemüht habe, hätte dabei ebenfalls keinen Erfolg gehabt. Dennoch glaubt Hützler, dass alles so gut wie bisher weiterlaufen werde. Stefan Welzel wies für die CSU darauf hin, dass mit Ludwig Kreuzer ja ein Stadtrat vertreten ist, der zumindest teilweise mit der Hotellerie verbunden sei. Außerdem hätte man mit Franz-Peter Schmid vom Kurhotel Roswitha einen sehr engagierten Kandidaten auf der Liste gehabt.
Dies sei aber ziemlich spät zustande gekommen, sodass er auf der Liste erst in der zweiten Hälfte gestanden habe und so auch nicht zum Zuge kam. Welzel betonte jedoch auch, dass er selbst viele intensive Gespräche geführt, auch etliche positive Kontakte gehabt hätte, dass es aber nicht leicht gewesen sei, die Leute von einer Kandidatur zu überzeugen. Dies habe auch die Ärzteschaft betroffen. Die Wichtigkeit des Themas sei Welzel durchaus bewusst gewesen. Auch er verwies letztlich auf den Kurausschuss als wichtiges Gremium für diese Themen.
Doris Hofer hob im Gespräch hervor, dass es ein Antrag der Fraktion der Grünen vor einigen Jahren gewesen sei, dass Ärzte und Hoteliers jetzt in diesem Gremium vertreten seien. Auch sie habe sich sehr um Kandidaten der beiden Branchen bemüht.
Bei einem Arzt sei dies fast gelungen gewesen, aber eben nicht ganz. Oft seien es die Sitzungszeiten gewesen, die vor allem bei den Hoteliers nur schwer umsetzbar seien. Sie habe schon viel Zeit dafür investiert und das Thema sei ihr auch wichtig gewesen.
Auch für Dominic Kastner von der neuen, jungen Gruppierung „Generation Fortschritt“ist das Thema aktuell. Mit Sebastian Dietrich habe man jedoch jemanden im Rat, der aus einer Hotelfamilie stamme und er selbst habe ja ebenfalls einen familiären Hintergrund mit Hotel- und Gesundheitsbezug. Man habe im Vorfeld schon Gespräche geführt, die in zwei Fällen beinahe erfolgreich gewesen wären.
Mit dem Arzt Thassilo Albus gab es im Stadtrat bisher übrigens auch einen Kurreferenten.
Ob und eventuell in welcher Besetzung es mit dieser Position weiter geht, darüber wird sich dann der neue Stadtrat Gedanken machen.