Mindelheimer Zeitung

Esst endlich Pommes!

Kartoffels­chwemme Belgien verordnet seinen Bürgern das Mampfen

- VON DETLEF DREWES

Wenn es Nacht wird in CoronaLand, kommt Leben auf die Balkone. Die Menschen quer durch Europa klatschen gemeinsam, schlagen auf Kochtöpfe oder schmettern Arien – um sich bei den systemrele­vanten Berufen wie Ärzten und Krankenpfl­egern zu bedanken. Von den Belgiern war da bisher wenig zu hören. Dies soll sich nun ändern. Am gestrigen Abend waren die 11,5 Millionen Einwohner erstmals aufgerufen, etwas für ihr Land zu tun und… Pommes zu essen. Diese lukullisch­e Solidaritä­tsaktion, die einen glatten Bruch mit der EU-Kampagne gegen Fettleibig­keit und Adipositas bedeutet, hat einen ernsthafte­n Hintergrun­d: Anfang April mussten die legendären PommesBude­n schließen, seither wächst der Berg der nicht verbraucht­en Kartoffeln der Marke Bintje. 750 000 Tonnen beginnen zu faulen und müssen demnächst vernichtet werden. Eine schwer erträglich­e Vorstellun­g, schlimmer noch als die „Butter-Berge“, die man einst aus Europa kannte. Also kam der Branchenve­rband mit dem schmackhaf­ten Namen „Belgapom“auf die Idee, einen Aufruf zu starten: Mindestens zwei Mal in der Woche sollten die zu strikter Quarantäne verdonnert­en Belgier die Fritteuse anwerfen und Pommes essen. Erste Berichte, wie viele Landeskind­er dem Appell folgten, werden erst in einigen Wochen erwartet, wenn die Waagen des Landes nach oben ausschlage­n. Die Idee hat hohes „Ansteckung­spotenzial“. Denn nach Angaben des Deutschen Bauernverb­andes warten auch hierzuland­e rund 200000 Tonnen Pommes-Kartoffeln auf den Verzehr. Und da könnte man schließlic­h auf die Idee kommen, nach dem abendliche­n Klatschkon­zert für das Pflegepers­onal das landesweit­e Balkontref­fen mit einer gemeinsame­n Portion Fritten abzurunden – mit Mayo oder Ketchup. Klar.

 ?? Foto: Adobe Stock ??
Foto: Adobe Stock

Newspapers in German

Newspapers from Germany