„Irgendwie war es doch sinnlos“
Ute Groth, die DFB-Präsidentin werden wollte
Frau Groth, am Samstag jährt sich Ihre Bewerbung. Sie wollten DFBPräsidentin werden, mussten letztlich aber gegen Fritz Keller zurückstecken. Wie beurteilen Sie den Schritt rückwirkend?
Ute Groth: Zwiespältig. Viele Amateure haben sich damals bei mir gemeldet und gesagt: „Super, dass da mal Schwung reinkommt.“Aber am Ende ist es ja doch vorher ausgekungelt worden. Und im Nachhinein hat sich auch eigentlich nichts geändert. Von daher war es irgendwie doch sinnlos.
Wie beurteilen Sie den Umgang des DFB mit Ihnen?
Groth: Ich wurde komplett ignoriert. Beim Verbandstag war ich letztlich als Gast. Beim Empfang haben mir manche gesagt, dass sie es schade finden, wie mit mir umgegangen wurde. Mit Herrn Keller gab es in der Pause nach seiner Wahl ein kurzes Gespräch, weil er mich kennenlernen wollte. Danach ist von keinem mehr etwas gekommen.
Ist für die Amateure das Thema auch erledigt?
Groth: Leider irgendwie schon. Viele sind zu träge. Oder als Ehrenamtler zu belastet, um weiter initiativ zu werden.
Wurden Sie beim DFB Ihrer Meinung nach ignoriert, weil Sie eine Frau sind? Groth: In erster Linie sicher, weil ich nicht zum inneren Zirkel gehört habe. Dass ich eine Frau bin, kam noch dazu.
Käme man in diesen Zirkel als Frau aktuell überhaupt rein?
Groth: Ich glaube nicht. Herr Keller hat vor seiner Wahl eine sehr launige Rede gehalten und erzählt, dass sie am Vorabend in einer „dritten Halbzeit“bei ein paar Glas Wein zusammengesessen und einige Dinge besprochen hätten. Da habe ich mir richtig vorgestellt, wie die Herren beim Wein oder Cognac und mit einer Zigarre irgendwo im Hinterzimmer sitzen. Da würde tatsächlich keine Frau reinpassen. Aber diese Männer-Klubs gibt es ja immer noch überall.
Wie beurteilen Sie nach etwas mehr als einem halben Jahr die Arbeit von Fritz Keller?
Groth: Ich habe ihn ehrlich gesagt noch nicht wirklich gesehen. Gerade in der aktuellen Phase, in der alle wissen wollen, wie es weitergeht, hält er sich sehr bedeckt. Da hätte man viel deutlicher Stellung beziehen müssen. Das Einzige, was ich von ihm gehört habe, war, dass der Fußball wieder rollen muss. Das ist mir zu wenig. Seit Wochen warten alle, alle sind nervös, aber es passiert nichts. Da muss man auch mal klare Kante zeigen.
Wenn Sie Ihre Bewerbung bewerten – würden Sie es wieder tun?
Groth: Ja, würde ich. Obwohl ich leider feststellen musste, dass es mit der Gleichberechtigung noch nicht weit her ist. Ich arbeite in der Bauwirtschaft, eigentlich auch ein klassischer Männer-Beruf. Dort habe ich diese Probleme nie erkannt. Aber im Sport ist es offenbar anders.
● Die Bundeskanzlerin: Der Fußball erhofft sich eine Entscheidung beim Video-Gipfel von Angela Merkel mit den Länderchefs am Donnerstag. Bei Geisterspielen will der Bund eine möglichst bundesweit einheitliche Regelung erreichen.
● Bundesarbeitsministerium: Ein internes Papier der Behörde, wonach Profis mit Mund-Nasen-Schutz spielen sollen, hatte vergangene Woche für Wirbel gesorgt. Spieler und Funktionäre lehnen dies ab.