Erst Blockheizkraftwerk installiert, dann Antrag gestellt
Diskussion Erkheimer Räte kritisieren Vorgehensweise der Firma Bio-Energie Schwaben
Erkheim Ziemlich kritisch hat der Erkheimer Marktrat auf einen Bauantrag der Firma Bio-Energie Schwaben in der Eidlerholzstraße reagiert. Denn die Baumaßnahme wurde faktisch bereits vollzogen. In dem Bioenergiewerk wurde ein zehn Jahre altes Blockheizkraftwerk (BHKW) mit einer Leistung von einem Megawatt auf das Dach eines Lagerraumes versetzt. Zudem wurde ein neues BHKW (mit 1,5 Megawatt Leistung) am bisherigen Standort des Kraftwerkes installiert. Wie Geschäftsführer Andreas Wahrbichler vor den Räten ausführte, sei der Planer des Unternehmens davon ausgegangen, dass für diese Baumaßnahmen kein förmlicher Bauantrag erforderlich ist.
Mit dem Projekt könne der Strom nun flexibel und bedarfsgerecht produziert werden. Die beiden Anlagen werden demnach nachts abgeschaltet. Zu Hauptverbrauchszeiten können sie hingegen sogar parallel betrieben werden. Deshalb musste die Lagerkapazität für das Biogas durch zwei neue Speicher erhöht werden.
„Geräuschtechnisch“ist laut dem Geschäftsführer durch die in „gut gedämmten Containern“vollkommen eingehausten Blockheizkraftwerke keine Änderung zu erwarten. Wenn die beiden Kraftwerke laufen, sei lediglich eine Lautstärke wahrnehmbar, die in etwa dem Geräusch zweier Autos entspricht. Die beiden Notkühler würden so gut wie nie eingesetzt, da die anfallende Wärme gänzlich im Betrieb benötigt werde. Mit Blick auf die Emissionen würden die vier Fermenter derzeit nach und nach mit neuen, elektronisch überwachten Überdruckventilen ausgestattet, die zeitlich genau aufzeichnen, falls sich die Überdrucksicherungen öffnen. Damit sei leichter nachvollziehbar, wo die Ursachen bei eventuellen Störungen liegen könnten. Bei vollen Gasspeichern springe jedoch immer zuerst eine Gasfackel an, „die mehr Gas verbrennt als beide Blockheizkraftwerke zusammen“. Die Überdruckventile öffnen erst im dritten Schritt, was laut dem Geschäftsführer damit so gut wie nie vorkommen dürfte.
Dritter Bürgermeister Hans Karrer hält es zwar „grundsätzlich für eine gute Sache, wenn der Strom dann erzeugt wird, wenn er auch gebraucht wird“. Die Geruchswolken, die aber immer wieder von dem Betrieb ausgingen, seien „überströmendes Gas“, mutmaßte der Landwirtschaftsmeister. Im vergangenen halben Jahr habe es des Öfteren Geruchsprobleme gegeben. Deshalb will der Marktrat jedem neuerlichen Bauantrag „nicht mehr zustimmen, bevor die Probleme im Griff sind“. Karrer appellierte: „Wenn man eine Neukonzeption macht, müssen endlich diese unerträglichen Geruchswolken
unter allen Umständen abgestellt werden.“
Laut Wahrbichler hatte dies im vergangenen Dezember vor allem am Aktivkohlefilter (wir berichteten) gelegen, der entgegen der normalen Betriebsdauer von drei Jahren bereits nach einem Dreivierteljahr voll war. Jetzt sei ein zweiter Filter auf Reserve angeschafft worden: Innerhalb von drei Stunden könnte dieser bei Bedarf gewechselt werden. Zeitgleich mit dem vollen Aktivkohlefilter sei damals in der innen liegenden Folie eines Gasspeichers ein vier Zentimeter langer Riss entstanden, bedauerte der Geschäftsführer: „Ich kann’s nicht versprechen, dass das nicht wieder passiert.“Ende 2021 werde die gesamte Anlage auf jeden Fall „auf dem neuesten technischen Stand“sein.
„Der Marktgemeinderat und die Bürger Erkheims reagieren sehr sensibel“auf die Bauvorhaben von Bio-Energie Schwaben, gab Bürgermeister Christian Seeberger zu bedenken. Es seien bereits „zu viele Bewährungen versaut worden“, bedauerte der Gemeindechef. Er will den Marktrat über den Bauantrag in der kommenden Sitzung abstimmen lassen.