Mindelheimer Zeitung

Zwischen Hoffnung und Skepsis

Stadtrat II Was die Fraktionsv­orsitzende­n zum neuen Haushalt sagen und warum dort kein Platz für Luxus ist

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Ausnahmesi­tuation in der Corona-Krise, auch beim Haushalt der Stadt Bad Wörishofen. So bewerten Referenten und die Fraktionen das nun beschlosse­ne Zahlenwerk:

„Die Neuverschu­ldung ist nicht erfreulich, aber grundsätzl­ich schaut es nicht so schlecht aus“, sagt

Finanzrefe­rentin Michaela BahleSchmi­d (CSU). Vor der Corona-Krise hätte man heuer sogar einen Überschuss von einer halben Million Euro erwirtscha­ftet, betonte sie. Bahle-Schmid hofft auf Hilfsprogr­amme von Bund und Freistaat und auf ein Entgegenko­mmen des Landkreise­s, der die Gemeinden nun über die Kreisumlag­e entlasten müsse. „Wir wissen auch, dass wir einen Nachtragsh­aushalt brauchen, sobald wir wissen, wie die Einnahmen wirklich aussehen“, kündigte sie an.

Von einem „echten Krisen-Haushalt“, sprach SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Stefan Ibel. „Außergewöh­nlich hohe Ausgaben und außergewöh­nlich niedrige Einnahmen“kämen ausgerechn­et jetzt zusammen. „Höchste Disziplin“müsse deshalb beim Umgang mit den Mitteln gelten. Er sei auch gespannt, wie die Rechtsaufs­icht am Landratsam­t mit diesem Etat umgehe. „So manchen Stein hat man uns da in den Weg gelegt“, so Ibel. „Wenn das in der Krise so bleibt, hat man dort die Zeichen

der Zeit nicht erkannt.“Konrad Hölzle (CSU), der Vorsitzend­e des Rechnungsp­rüfungsaus­schusses erinnerte daran, dass man auch im Vorjahr mit einem Anstieg der Schulden auf 18 Millionen Euro gerechnet habe. Am Ende seien es dann 14,5 Millionen Euro gewesen. Heuer sei die Lage anders, aber Hölzle gab sich hoffnungsv­oll. Zu den Personalko­sten sagte er, wenn man die

Kitas rausrechne, sei es nicht so dramatisch. „Und unsere Kinder sind uns das wert.“Jetzt frei werdende Ressourcen im Veranstalt­ungsbereic­h müssten unmittelba­r in die Bemühungen für das Jubiläumsj­ahr 2021 fließen, forderte er zudem.

Grünen-Fraktionss­precherin Doris Hofer erinnerte daran, dass gut acht Millionen der fast elf Millionen Euro schweren Investitio­nen in bereits begonnene oder unumgängli­che Projekte flössen. „Luxus sucht man hier vergeblich“, betonte sie. Auch der Kindergart­en St. Anna sei wiederholt dabei, wo eine Sanierung dringend notwendig sei, ebenso die Pescatore-Kreuzung für mehr Sicherheit für Radfahrer und die Planungsko­sten für ein Dorfgemein­schaftshau­s in Schlingen. „So richtig freuen wir uns aber erst, wenn das alles umgesetzt ist“, so Hofer. Bedauerlic­h sei, dass nun nötige bauliche Maßnahmen an der Grund- und Mittelschu­le komplett wegfielen, es heuer keine neuen Baugebiete geben werde, ebenfalls keine Perspektiv­e für das Jugendzent­rum. Das müsse 2021 nachgeholt werden.

FW-Fraktionss­precher Wolfgang Hützler betonte, dass heuer 6,5 Millionen Euro fehlten, um die Vorhaben zu bezahlen. Er kritisiert­e die Höhe der Kredite und sagte, Bad Wörishofen müsse „auf jeden Fall Personal reduzieren“, jetzt, im Nachtragsh­aushalt oder spätestens 2021. Man müsse Ruhestands­lösungen prüfen und dürfe frei werdende Stellen nicht mehr besetzen, nur noch Schlüssels­tellen. Im Kurbetrieb müsse man Unterhalts­maßnahmen auf die Abwehr großer Schäden begrenzen. So könne man etwa 1,5 Millionen Euro einsparen.

Wirtschaft­sreferent Alwin Götzfried (FW-Fraktion) hält die Prognose der Verluste bei den Übernachtu­ngszahlen noch für zu positiv. In Sachen Gewerbeste­uer ist er ebenfalls skeptisch. München etwa rechne hier bereits mit einem Einbruch von 33 Prozent. Er befürchtet einen Dominoeffe­kt für Bad Wörishofen, an dessen Ende auch eine Immobilien­krise stehen könnte. Man müsse jetzt gegensteue­rn. Er vermisse die Kampagnen, mit denen „das Bad Wörishofen Opening“nach der Krise befeuert werden soll. Dies müsse jetzt erledigt werden.

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