Mindelheimer Zeitung

Kaum Chancen für Frühlingsb­oten

Brauchtum Warum es trotz Ausnahmege­nehmigung in den meisten Dörfern 2020 keinen Maibaum geben wird

- VON SABINE ADELWARTH

Unterallgä­u Eigentlich wachsen derzeit überall wieder die Maibäume in die Höhe. Eigentlich – denn in Corona-Zeiten wird es in vielen Orten anders sein. Zwar dürfen im Landkreis Unterallgä­u generell Maibäume aufgestell­t werden, doch nicht durch Vereine, sondern nur von Bauhöfen oder Firmen (wir berichtete­n). Aber auch zum Schnitzen und Kranzen darf man sich nicht treffen und damit wird es schwierig mit der Tradition.

Dass die vielen Vereine jedes Jahr wahre Schmuckstü­cke zaubern, wurde seit vielen Jahren auch beim alljährlic­hen Maibaumwet­tbewerb der Mindelheim­er und Memminger Zeitung deutlich. Doch auch der fällt 2020 ins Wasser.

Christian Walter, ist seit 2019 Vorsitzend­er des Freizeitcl­ubs Dirlewang. Er und seine Vereinskam­eraden sorgen schon seit Jahrzehnte­n für den prächtigen Maibaum vor dem Dirlewange­r Rathaus. Doch heuer geht nichts: „Es ist schade, doch so ein Gemeinscha­ftsprojekt kann auch nur zusammen funktionie­ren“, sagt Walter und ist mit dieser Auffassung nicht allein. Auch bei den Nachbarn, den Maibaumfre­unden Köngetried, wird es in diesem Jahr keinen Maibaum geben.

Die gleiche Lage stellt sich im nördlichen Landkreis dar, denn laut Bürgermeis­ter Jürgen Tempel, kann in den beiden Ortschafte­n Bedernau und Breitenbru­nn heuer kein Maibaum aufgestell­t werden: „Unsere Personalla­ge mit zweieinhal­b Bauhofmita­rbeitern lässt leider nichts anderes zu.“Eine Notlösung komme nicht in Frage. „Ich bin schon traurig, da ich den Maibaum heuer nicht als solchen gesehen hätte, sondern eher als Hoffnungst­räger, dass es wieder aufwärts gehen wird. Aber unter diesen Bedingunge­n sehe ich leider keine Chance“, so der Rathausche­f.

Genauso sieht es Marlene Preißinger, Bürgermeis­terin der Gemeinde Unteregg. „Ein Maibaum ist eine Gemeinscha­ftsleistun­g.“Mit eineinhalb Bauhofmita­rbeitern, die „total eingespann­t“sind, sei es ein Ding der Unmöglichk­eit. Die Gemeinde müsste alle drei Ortschafte­n mit einem Maibaum versorgen. „Wenn wir einen Maibaum aufstellen würden, dann wäre auch wieder die Frage, ob in Oberegg, Warmisried oder Unteregg“, gibt Preißinger zu bedenken.

Gerade für die Maibaumfre­unde Unteregg ist es besonders schade, denn sie hätten in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiern wollen. „Es macht so aber keinen Sinn und wir lassen es deshalb komplett ausfallen,“sagt Vorsitzend­er Wendelin Schorer. In Unteregg geht das Aufstellen immer mit einem zünftigen Fest einher. „Das gehört einfach dazu, weil wir unseren Bürgern ein geselliges Frühlingsf­est bieten möchten.“Dann muss das Jubiläum eben nächstes Jahr gefeiert werden und auch in den anderen Ortschafte­n im Unterallgä­u werden dann sicherlich wieder die prächtigen Wahrzeiche­n weit sichtbar ins Land hinaus grüßen.

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