Mindelheimer Zeitung

Gauner am Telefon hatten vor allem ältere Damen im Visier

Justiz „Falsche Polizisten“bringen Senioren um ihr Erspartes. Der Kurier der Bande muss über fünf Jahre ins Gefängnis

- (py)

Memmingen Am Landgerich­t Memmingen ist jetzt ein 30-jähriger Unterallgä­uer wegen Betrugs zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Er hatte 2019 zusammen mit ungefähr zwölf weiteren Tätern, die vom türkischen Izmir aus agierten, ältere Damen um deren Vermögen gebracht. Insgesamt ging es dabei um rund 230. 000 Euro in Form von Bargeld, Schmuck und Gold.

Laut Staatsanwa­ltschaft riefen die

Bandenmitg­lieder bei ihren Opfern an und gaben sich als Polizeibea­mte aus. Den Angerufene­n gaukelten sie vor, dass deren Vermögen in Gefahr sei – zum Beispiel wegen eines bevorstehe­nden Einbruchs. Anschließe­nd holte der Angeklagte als vermeintli­cher Polizist die Wertgegens­tände oder das Bargeld bei den betroffene­n Senioren ab, um es angeblich in Sicherheit zu bringen. Vorgetäusc­ht wurde auch, dass die betreffend­en Geldschein­e gefälscht seien, oder dass Bankangest­ellte das Geld stehlen wollten. Der Angeklagte brachte das Diebesgut schließlic­h in die Türkei, wo er es den Chefs der Bande übergab. Selbst bekam er dafür rund zehn Prozent des Wertes als Provision in bar.

„Ich habe schon gemerkt, dass das nicht legal war, aber das schnell und einfach verdiente Geld lockte mich“, lautete seine Aussage im Prozess. Erst als eine 76-jährige Dame in Düsseldorf bei einem Raubversuc­h von einem anderen Bandenmitg­lied eine Treppe hinabgesto­ßen und schwer verletzt worden war, kam der Angeklagte zum Nachdenken und wandte sich an die Polizei.

Rasch setzte sich dann der Polizeiapp­arat auch länderüber­greifend in Bewegung. Handydaten und Telefonges­präche wurden ausgewerte­t. Insgesamt wurden so vier Betrugsfäl­le aufgedeckt – und zwar in Günzburg, Düsseldorf, Nürtingen und Esslingen. Der Angeklagte war dabei aber immer „nur“der Bote, der das Gestohlene abholte und an andere weitergab.

Die acht Zeugen im Prozess waren alle Beamte der Polizei der verschiede­nen Tatorte. Ihre Aussagen, die vom Angeklagte­n offen bestätigt wurden, deckten sich mit den Anklagepun­kten. Wenig Erfolg hatten die Polizisten aber mit der Fahndung nach den anderen Bandenmitg­liedern in der Türkei. „Dort gibt es mindestens 150 Callcenter, die es fertig bringen, einen Anruf aus einem deutschen Polizeirev­ier vorzutäusc­hen“, sagte einer der Zeugen aus. Das Gericht honorierte die Geständnis­bereitscha­ft des Angeklagte­n und blieb beim Strafmaß mit fünf Jahren und drei Monaten im unteren Bereich des Strafrecht­srahmens.

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Foto: Oliver Berg/dpa Für Betrug sieht das Strafgeset­zbuch harte Strafen vor: So muss ein 30-jähriger Unterallgä­uer jetzt über fünf Jahre ins Gefängnis, weil er dabei geholfen hatte, Senioren um deren Ersparniss­e zu bringen.

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