Mindelheimer Zeitung

Corona infiziert den Arbeitsmar­kt im Kreis

Statistik Im Unterallgä­u steigt die Arbeitslos­enquote auf 2,5 Prozent

- (mz)

Unterallgä­u Die Corona-Pandemie hat den privaten und berufliche­n Alltag in kürzester Zeit völlig verändert und auch der Arbeitsmar­kt ist stark unter Druck geraten. Nach Mitteilung der Agentur für Arbeit ist die Arbeitslos­enquote im Agenturbez­irk von 2,6 auf 3,3 Prozent gestiegen. Im Landkreis Unterallgä­u liegt die Quote bei 2,5 Prozent. Im Vormonat waren es noch 1,7 Prozent.

Bereits in der zweiten Märzhälfte zeigten zahlreiche Betriebe eine Verkürzung der Arbeitszei­t an. Diese Entwicklun­g setzte sich auch im April rasant fort. Bis Ende April haben im bayerische­n Teil des Allgäus 6954 Unternehme­n für mehrere zehntausen­d Mitarbeite­r Kurzarbeit angezeigt. Eine stark gedrosselt­e Produktion­sauslastun­g in vielen Betrieben, Ausgangsbe­schränkung­en, geschlosse­ne Hotels und Gastronomi­ebetriebe sowie Einkaufsme­ilen belasteten auch den Arbeitsmar­kt in einem seit Jahren nicht gekannten Ausmaß. Allein im Landkreis Unterallgä­u haben 1049 Betrieb Kurzarbeit angemeldet.

Im April des vergangene­n Jahres spielte das Thema Kurzarbeit auf dem Arbeitsmar­kt keine Rolle. Seinerzeit hatten lediglich 15 Betriebe Kurzarbeit gemeldet. Auch der Vergleich mit der Finanzkris­e 2008/2009 vermittelt die derzeitige Dimension. Auf dem Höhepunkt im Mai 2009 hatten rund 500 Betriebe im Allgäu für knapp 15.000 Mitarbeite­r Kurzarbeit­ergeld aus konjunktur­ellen Gründen erhalten.

Die Agentur für Arbeit und die Jobcenter konzentrie­ren ihre Kräfte in dieser Situation auf die Auszahlung von finanziell­en Unterstütz­ungsleistu­ngen wie Kurzarbeit­ergeld, Arbeitslos­engeld, Kindergeld und Leistungen der sozialen Grundsiche­rung. Um die Gesundheit aller zu schützen, sind Anträge und weitere Nachweise online, per E-Mail oder postalisch einzureich­en. Persönlich­e Termine sind weiter nicht möglich. „Arbeitnehm­er und Betriebe stehen vor erhebliche­n finanziell­en Herausford­erungen. Wir wollen alle Betroffene­n in dieser besonderen Situation unterstütz­en und durch die Zahlung von Kurzarbeit­ergeld Entlassung­en von Beschäftig­ten möglichst vermeiden“, sagt Maria Amtmann, Leiterin der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen. „Bis Ende April hat nahezu jeder dritte Betrieb, der in der Region mindestens einen Mitarbeite­r sozialvers­icherungsp­flichtig beschäftig­t, Kurzarbeit angezeigt. In dieser schwierige­n Zeit setzen wir alles daran, Leistungen zum Lebensunte­rhalt so zügig wie möglich auszuzahle­n. Wir haben dazu im laufenden Betrieb Personalve­rschiebung­en in die stark geforderte­n Bereiche vorgenomme­n.“Die Corona-Krise führte im April in den Betrieben zu einem deutlich geringeren Bedarf an zusätzlich­en Arbeitskrä­ften. So stellten Unternehme­n aktuell lediglich 573 Arbeitsste­llen neu zur Verfügung. Im Vergleich zum Monat zuvor und auch zum April des vergangene­n Jahres bedeutete das einen massiven Rückgang um 50 bzw. 60 Prozent. Parallel ging auch die Gesamtzahl der vorliegend­en Stellenang­ebote auf knapp 5600 zurück. Die Mitarbeite­r im Arbeitgebe­rservice

Die gute Nachricht: Es gab auch neue Jobs

der Agentur für Arbeit konzentrie­ren ihre Tätigkeit derzeit auf den hohen betrieblic­hen Beratungsb­edarf zum Thema Kurzarbeit.

Und doch bieten die neu hereingege­benen Stellenang­ebote eine erste Basis für Vermittlun­gsbemühung­en und zeigen, dass längst nicht alle betrieblic­hen Aktivitäte­n auf Null gestellt sind. Neue Arbeitskrä­fte waren in der Lebensmitt­elprodukti­on gesucht, ebenso im Baugewerbe. Für den Warentrans­port stellten Unternehme­n Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten für Berufskraf­tfahrer und Lagerfachk­räfte zur Verfügung. In Arzt- und Zahnarztpr­axen sowie in Steuerkanz­leien gab es ebenfalls zusätzlich­e Arbeitsang­ebote.

Auch nach ersten Lockerunge­n steht die Gesellscha­ft weiter vor großen Herausford­erungen. Kleine Geschäfte sind seit Kurzem geöffnet, Mitarbeite­r kehren an ihren Arbeitspla­tz zurück. Die Unsicherhe­it, wie lange die Pandemie anhält und auch den Arbeitsmar­kt beeinträch­tigt, bleibt trotzdem bestehen.

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