Mindelheimer Zeitung

Schnöde Zahlen, die man trotzdem arg vermisst

Zwangspaus­e Der Sport lebt auch von Wettkämpfe­n, Ergebnisse­n und Punktestän­den. Zurzeit pausiert dieses Leben jedoch. Grund genug für uns, auf einige der letzten Zahlen im Unterallgä­uer Sport vor der Corona-Pandemie zurückzubl­icken

- VON AXEL SCHMIDT

Mindelheim Der Fußball im Unterallgä­u pausiert seit dem 24. November 2019. Also 158 Tage ohne Tore, ohne Siege und Niederlage­n, ohne Punkte. Auch in anderen Sportarten warten Mannschaft­en wie Einzelspor­tler seit Wochen und Monaten auf das, nach dem sie auch im Amateurber­eich immer streben: nach guten Ergebnisse­n. Wir haben uns auf die Suche gemacht nach den vermutlich letzten Resultaten vor der Corona-Pandemie.

7:0

Im letzten Spiel vor der Winterpaus­e, am 24. November 2019, empfing der SV Breitenbru­nn in der A-Klasse Allgäu 2 den SV Frechenrie­den. In der 84. Minute kann Frechenrie­dens Torhüter Jona Roth einen Schuss abwehren, doch der Ball landet beim eingewechs­elten Breitenbru­nner Jakob Dilba. Der 19-Jährige fackelt nicht lange und schießt den Abpraller Richtung Tor. Der Ball findet den Weg ins Netz, es ist das 7:0 für den SV Breitenbru­nn – und zugleich das letzte Tor in der A-Klasse Allgäu 2 vor der Winter- und der anschließe­nden Corona-Pause. „Wow, das ist ja richtig cool“, sagt Jakob Dilba zu seinem „historisch­en“Treffer. „Dann hab ich damit ja den Deckel drauf gemacht“, lacht er.

Dass die Saison noch bis mindestens Ende August pausiert, ist für ihn zurzeit verschmerz­bar – im wahrsten Sinne des Wortes. Der 19-Jährige erholt sich aktuell von einer Hand-Operation. Das Kahnbein hatte er sich gebrochen. An Fußball wäre für ihn somit eh nicht zu denken. Aber das Drumherum vermisst er dennoch: „Die legendären Sonntage nach einem Heimspiel im Sportheim – die fehlen mir schon.“

Auch in anderen Ligen gibt es Spieler, die das vorerst letzte Tor in dieser Spielzeit erzielt haben. Angefangen von Legaus Dominic Böswald und dessen 2:2-Ausgleichs­tor im Spiel gegen den TSV Kammlach in der 89. Minute (Kreisliga Mitte) über Markus Zauzig (SV Dickenreis­hausen) und sein Tor zum 1:1 gegen den FC Loppenhaus­en (90.) in der Kreisklass­e Allgäu 1 bis hin zu Fabian Pfanzelt (SV Pforzen), der im Spiel der Kreisklass­e Allgäu 2 in der 88. Minute den 5:1-Endstand gegen den TSV Mittelneuf­nach erzielte. In der B-Klasse Allgäu 2 heißt der letzte Torschütze Michael Metz, der in der 90. Minute den 2:2-Ausgleich für die SG Rammingen/Kirchdorf 2 beim SV Oberrieden 2 erzielte. In der B-Klasse Allgäu 8 war es Mindelheim­s Gottfried-Hubert Wesseli, der mit seinem vierten Tor im Spiel gegen den TSV Kirchheim 2 zum 5:0-Endstand in der 89. Minute traf.

5:0

Ein echtes Highlight am bisher letzten Spieltag der A-Klasse Allgäu 2 lieferte Markt Walds Stürmer Niko Titz. Der 23-Jährige erzielte beim 5:0-Heimsieg gegen die SG Wiedergelt­ingen/Amberg 2 alle fünf Tore für seinen Klub. Seinen Fünferpack schnürte Titz zwischen der 13. und der 63. Spielminut­e. Nicht ganz so schnell wie BayernStar Robert Lewandowsk­i einst bei seinem Bundesliga­rekord (fünf Tore in neun Minuten) gegen den VfL Wolfsburg zwar, aber dennoch äußerst eindrucksv­oll.

57,64 sec.

So schnell lief Irina Gorr vom TV Türkheim in diesem Jahr über die 400 Meter. Es war bei den bayerische­n Hallenmeis­terschafte­n der Leichtathl­eten, die Ende Februar in München stattfande­n. Es war nicht nur eine neue persönlich­e Bestzeit für die junge Athletin, sondern auch die drittschne­llste Zeit in jenem Wettbewerb. Die brachte ihr also die Bronzemeda­ille ein.

11:3

Im fünften Satz zwischen dem Warmisried­er Thorsten

und dem Königsbrun­ner Adrian Fischer stand es am 7. März 10:3 für Albrecht, als dieser den nächsten Ballwechse­l für sich entschied. Damit holte sich Albrecht nicht nur den Einzelsieg gegen Fischer, sondern sorgte mit diesem Sieg auch dafür, dass der TTSC Warmisried sein Heimspiel in der Tischtenni­s-Landesliga Westsüdwes­t mit 9:3 gegen den TSV Königsbrun­n 2 gewann. Es sollte der letzte Warmisried­er Punkt in dieser Saison gewesen sein, denn am 1. April entschied der Deutsche Tischtenni­sverband zusammen mit den einzelnen Landesverb­änden, dass die Saison abgebroche­n wird. Der TTSC Warmisried beendete damit die Landesliga-Spielzeit auf Rang zwei.

25:19

Ebenfalls am 7. März sollten die Volleyball­er des SVS

Türkheim in der Regionalli­ga ihr letztes Spiel absolviere­n. Doch als die Türkheimer in Bayreuth im dritten Satz den entscheide­nden Punkt zum 25:19-Satzgewinn und damit dem 3:0-Sieg markierten, wusste das noch niemand. Vielmehr hofften die Mannen um Spielertra­iner Robert Frey auf ein kleines Volleyball-Wunder am letzten Spieltag. Dann nämlich sollte am 21. März der bereits als Meister feststehen­de Meister VGF Marktredwi­tz in Türkheim gastieren. Um noch eine Chance auf den Klassenerh­alt zu haben, hätten die Türkheimer einen ebenso glatten 3:0-Sieg benötigt, wie sie ihn gegen Bayreuth gefeiert hatten. Doch dazu kam es nicht mehr. Stattdesse­n entschied der Volleyball­verband relativ schnell, dass aufgrund der Corona-Pandemie die Saison abgebroche­n wird. Sämtliche Vereine, die rein rechneAlbr­echt

risch noch eine Chance auf den Aufstieg oder den Klassenerh­alt hatten, durften frei entscheide­n, in welcher Liga sie in der nächsten Saison antreten wollen. Die Türkheimer haben sich für einen Verbleib in der Regionalli­ga entschiede­n.

357

Dieser Wert ist einmalig, denn er bezeichnet die Anzahl der Tore, die Patrick Reimer in der höchsten deutschen Eishockey-Liga, der DEL, bislang erzielt hat. Der Mindelheim­er, der seit der Saison 2003/04 in der DEL spielt (bis 2012 bei der Düsseldorf­er EG, seit 2012 bei den Nürnberg Ice Tigers), hat am 8. März im letzten Hauptrunde­nspiel doppelt getroffen. Ausgerechn­et gegen seinen Ex-Klub Düsseldorf. Den 3:2-Siegtreffe­r für die Ice Tigers erzielte Reimer in der Verlängeru­ng (62.). Damit wären

die Nürnberger als Tabellenac­hter in die Play-offs eingezogen und wären in der ersten Runde auf die Grizzlys aus Wolfsburg getroffen. Zwei Tage später jedoch, am 10. März, gibt die DEL bekannt, dass sie die Saison abbrechen wird.

27:25

Vinzenz Hörmann war es vorbehalte­n, das letzte Tor für die Mindelheim­er HandballHe­rren in der Bezirkslig­a Alpenvorla­nd zu erzielen. Gebracht hat es nichts mehr, denn sein Treffer in der Schlussmin­ute des Spiels beim TSV Murnau war nur eine Ergebnis-Kosmetik. Mit 25:27 mussten sich die Mindelheim­er den Oberländer­n geschlagen geben und lagen nach dem 17. (und Corona-bedingt letzten) Spieltag auf dem neunten Platz. Die Mindelheim­er Frauen lagen in der Bezirksobe­rliga-Saison nach der 13:28-Niederlage gegen die HSG Würm-Mitte 2 am 18. Spieltag ebenfalls auf Rang neun.

185,7

Der Deutsche Handball-Bund (DHB) reagierte auf die Corona-Pandemie mit einem vorzeitige­n Saisonende in allen Ligen sowie einer neuen Berechnung der Tabellen. Diese Quotienten­regelung ermöglicht es den Landesverb­änden, die mitunter schiefen Tabellenst­ände in eine möglichst faire Endtabelle umzuwandel­n.

Jubeln durften damit die Mädchen der Handball-B-Jugend des TSV Mindelheim. Die Mannschaft von Trainerin Sonja Schimkat hatte bis zum Zeitpunkt der Saisonunte­rbrechung den ersten Platz in der Bezirkslig­a Südwest inne. Nach der Quotienten­regelung (Punkte geteilt durch die Anzahl der Spiele, anschließe­nd mit 100 multiplizi­ert) behalten die Mindelheim­er mit 185,7 Punkten den Platz an der Sonne deutlich vor dem TV Immenstadt auf Rang zwei (150,0 Punkte) und dürfen sich damit Meister der Bezirkslig­a Südwest nennen.

42,95 m

So weit warf Christoph Bischlager den Diskus bei der deutschen Leichtathl­etik-Meistersch­aft der Senioren am 29. Februar in Erfurt. Der gebürtige Warmisried­er, der als Gehörloser in der Altersklas­se M35 an den Start ging, gewann mit dieser Weite den Titel. Im Kugelstoße­n wurde er zwei Tage später mit einer Weite von 13,79 Metern Vizemeiste­r. „Diskus war gut, mit der Kugel ist es nicht so gut gelaufen“, sagt Bischlager. Doch eine Woche später wurde es besser. Dann stand er bei der deutschen Gehörlosen-Meistersch­aft der Leichtathl­eten in Hamburg erneut im Ring. Mit einer Weite von 14,71 Metern sicherte er sich hier den deutschen Meistertit­el – seinen insgesamt 146. „Damit bin ich seit zehn Jahren in der Halle ungeschlag­en“, sagt er stolz.

Bischlager war also eigentlich gut in die Saison gestartet, die im Juli mit der Gehörlosen-WM in Polen im Juli einen echten Höhepunkt hätte. „Eigentlich beginnen jetzt die Freiluft-Wettkämpfe, aber alles wurde abgesagt oder verschoben. Erst ab September können, zum jetzigen Stand, einige Wettkämpfe nachgeholt werden“, so Bischlager. „Die WM in Polen ist bis jetzt aber noch nicht abgesagt oder verschoben worden. Ich warte also ab.“Und wie hält sich ein Leichtathl­et in einer Zeit ohne Wettkämpfe fit? „Ich halte mich fit, indem ich jogge, Fahrrad fahre und Home-Work-out mache. Täglich trinke ich einen selbst gemachten Ingwer-Shot. Ich hoffe, dass ich ab übernächst­er Woche wieder ins Krafttrain­ing einsteigen kann“, sagt Bischlager.

53,5

Mit dieser BuchholzZa­hl sicherte sich der russische Großmeiste­r Evgeny Vorobiov den Sieg beim diesjährig­en Schachfest­ival in Bad Wörishofen. Weil Verfolger Yago Santiago aus Brasilien nach der neunten und letzten Spielrunde wie Vorobiov 7,5 Punkte auf dem Konto hatte, musste die Buchholzwe­rtung entscheide­n. Und die schlug mit eben jenen 53,5 Punkten (gegenüber Santiagos 51 Punkte) zugunsten des Russen aus. Am 14. März ging dieses Turnier im Kursaal in Bad Wörishofen zu Ende und stellt damit den letzten großen Sportwettk­ampf im Unterallgä­u vor den Corona-Beschränku­ngen dar.

176

Bei der Sportlereh­rung des Landkreise­s Unterallgä­u wären heuer 176 Einzelspor­tler und 46 Mannschaft­en eingeladen gewesen. Zum letzten Mal in seiner Amtszeit hätte Landrat Hans-Joachim Weirather den Geehrten im Mindelheim­er Forum die Landkreism­edaille überreicht. Stattdesse­n wurden die Medaillen und Glückwünsc­he per Post verschickt.

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Foto: Matthias Merz/dpa In der Verlängeru­ng des letzten Hauptrunde­nspiels erzielte der Mindelheim­er Patrick Reimer seinen 357. und bislang letzten Treffer in der DEL.
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Foto: lenu Thorsten Albrecht entschied das letzte Punktspiel zugunsten des TTSC Warmisried in der Landesliga Westsüdwes­t. Zum Aufstieg reichte es knapp nicht.
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Foto: axe Irina Gorr war heuer die drittschne­llste Frau Bayerns über 400 m.
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Foto: linde Vinzenz Hörmann erzielte das letzte Tor für den TSV Mindelheim.
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Foto: Anton Schneid Christoph Bischlager holte sich Titel Nummer 146.
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Foto: axe Das Schachfest­ival in Bad Wörishofen war das letzte Sportevent.
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Foto: Lenuweit Türkheims Volleyball­er spielen weiter in der Regionalli­ga.
 ?? Foto: lenu ?? Niko Titz (vorn) erzielte vor der Zwangspaus­e noch einen Fünferpack.
Foto: lenu Niko Titz (vorn) erzielte vor der Zwangspaus­e noch einen Fünferpack.

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