Eine schreckliche Zeit
Kriegsbeute, die abtransportiert wurde. Wir waren Helden. Schuhe und Kleidung gab es nur auf Bezugschein. Mein Vater fertigte mir aus Holz eine Schuhsohle und nagelte darauf Lederriemen. Man nannte sie Kläpperchen. Meine Mutter ging Steine klopfen.
Noch vorhandene Fahrräder waren mit Wasserschläuchen bereift, von den Lampen musste man die Verklebung wieder abkratzen, die während des Krieges das Licht abhalten sollte, damit Flugzeuge uns nicht sahen. Ich hätte so gerne eine Schreibmaschine gehabt, aber Bett, Stuhl, Kochtopf waren wichtiger. Unsere Familie war wieder zusammen. Aber wir hatten zwei Jahre nichts voneinander gehört.
Centa Krumm, Hechenried
Ich war sieben, in Bronnen – und in unserer Stube hat man einem Soldaten eine Kugel aus dem Knie operiert. Er musste auf einen Stock beißen, weil es keine Narkose gab. Im Hof unterm Birnbaum stand eine Gruppe von SS-Soldaten. Mein Vater stand am Speicher mit der weißen Fahne, uns Kinder hat man in den Bunker geschickt. Endlich zogen die Soldaten ab.
Als mein Bruder mit anderen die Fahrräder aus dem Moos holen wollte, die die Soldaten liegen gelassen hatten, haben ihn die Amerikaner gefangen genommen. Als der Trupp durch Hausen ging, kam ein Sanka, da ergriff mein Bruder die Flucht, versteckte sich in einem
Stall und kam nach Hause, als es dunkel wurde. In Mörgen haben die Amerikaner auch noch den Lutzenberger-Hof in Brand geschossen, weil noch ein Kriegsfahrzeug im Hof stand. Auch waren bei uns Evakuierte aus Essen, eine Frau Neuvermann mit vier Kindern, mit denen verstanden wir uns sehr gut. In Hausen haben Soldaten den Polizisten Satzger erhängt, nur weil er gesagt hat, die Amerikaner wären schon in Egelhofen …
Für uns Kinder waren es schreckliche Tage. Die Zeit war geprägt von Not und Elend. Auch kamen Menschen aus den Städten, sie bettelten dann im Hausgang auf den Knien um ein Ei oder Mehl um ein Stücken Brot.