Mindelheimer Zeitung

Zwei Stellvertr­eter für den neuen Bürgermeis­ter

Kommunalpo­litik I Stefan Welzel (CSU) startet in seine erste Amtszeit als Bürgermeis­ter von Bad Wörishofen. Vor der ersten Sitzung des neuen Stadtrates finden die Geistliche­n der Kurstadt deutliche Worte zum Thema Miteinande­r

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Der neue Stadtrat von Bad Wörishofen hat am Montagaben­d die Weichen für die nächsten sechs Jahre politische­r Arbeit gestellt. Dies geschah an ungewohnte­r Stelle im Kursaal. Dorthin ist das Gremium in der Corona-Krise ausgewiche­n, um die nötigen Abstände zum Infektions­schutz einhalten zu können. Im Mittelpunk­t der konstituie­renden Sitzung stand die Frage, wer künftig Bad Wörishofen­s neuen Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU) vertreten wird.

Welzel legte in der Sitzung den Amtseid ab. Ilse Erhard (CSU) als nun ältestem Ratsmitgli­ed kam die Ehre zu, den neuen Bürgermeis­ter zu vereidigen. Der neue Stadtrat stellte ihm danach nicht nur einen, wie bislang, sondern zwei Stellvertr­eter an die Seite.

Zweiter Bürgermeis­ter ist Daniel Pflügl von den Grünen. Er gewann die geheime Wahl der Stadtratsm­itglieder mit 17:6 Stimmen (zwei Stimmen waren ungültig) gegen Paul Gruschka (FW), Welzels Vorgänger im Amt des Bürgermeis­ters. Für Gruschka hatte Wolfgang Hützler geworben. Die Belange der zweitstärk­sten Fraktion im Rat müssten bei der Stellvertr­eterwahl berücksich­tigt werden, sagte Hützler mit Blick auf das Wahlergebn­is. Im Kreistag und in der Nachbarsta­dt Kaufbeuren sei das bereits gelungen. Zudem habe Gruschka nach der Wahl „als Erster eine Brücke“gebaut, so Hützler. Er meinte das Angebot, als Stellvertr­eter Welzels zu arbeiten.

Für Pflügl warb Doris Hofer, die selbst als mögliche Kandidatin gegolten hatte. Aus zeitlichen Gründen sei das aber nicht möglich, sagte Hofer. Sie erinnerte daran, dass die Grünen als einzige bereits im Rat vertretene Fraktion bei der Wahl dazugewinn­en konnten. Zudem sei Pflügl ein „klasse Teamspiele­r, der auch in Führung gehen kann“. Zudem stimme „die Chemie“zwischen Pflügl und Welzel. „Der Daniel kann’s und er will’s“, brachte es Hofer auf den Punkt. Dritter im Bunde der Bewerber hätte Dominic Kastner sein können. Sein Name stand schon auf der Kandidaten­liste. Er sei auch von vielen Bürgern ermutigt worden, sich zu bewerben, berichtete er. Auch sein Wahlergebn­is von 8700 Stimmen sei eine „sehr gute Ausgangsla­ge“, stellte er fest. Kastner war der Stimmenkön­ig der Stadtratsw­ahl. Allerdings habe er nun „keine realistisc­he Chance“mehr gesehen. Das liege zum einen an den bereits feststehen­den Bewer

Zum anderen seien auch die Vorgespräc­he nicht wie erwartet gelaufen, sagte er, allerdings ohne weiter ins Detail zu gehen. Er werde deshalb nicht kandidiere­n, erklärte Kastner im Rat. Stattdesse­n schlug er Michaela Bahle-Schmid (CSU) vor und sprach sich im Namen seiner Fraktion dagegen aus, einen Dritten Bürgermeis­ter zu wählen.

Bahle-Schmid wiederum verzichtet­e und erklärte, die CSU wolle sich für Daniel Pflügl einsetzen. „Er hat ein gutes Wesen und wirkt verbindend“, sagte sie.

Dritte Bürgermeis­terin wurde dann aber Michaela Bahle-Schmid (CSU). Sie gewann die Wahl mit 16:6 Stimmen bei drei ungültigen Stimmen gegen Wolfgang Hützler von den Freien Wählern. Für Hützler hatte Joachim Nägele geworben, erneut mit dem Hinweis, dass es wichtig sei, auch das Wahlergebn­is abzubilden. Die Freien Wähler gingen aber wiederum leer aus.

Dafür war es für Daniel Pflügl bereits die zweite Stellvertr­eter-Wahl des Tages. Am Montagvorm­ittag hatte ihn der neue Kreistag bereits zu einem von nun vier Stellvertr­etern von Landrat Alex Eder (FW) gewählt.

Bevor der neue Stadtrat seine Arbeit aufnahm, richteten die evangelisc­he Pfarrerin Susanne Ohr und ihr katholisch­er Kollege Pfarrer Andreas Hartmann eindringli­che Worte an die Ratsmitgli­eder. „Schafft der neue Stadtrat ein konstrukti­ves und friedliche­s Miteinande­r?“, fragte Ohr. Und Hartmann betonte, wie vielen Bürgern der Wunsch nach Frieden im Rat wichtig sei. „Wir wünschen uns, dass Sie friedvoll – nicht Friede-Freude-Eierkuchen – zusammenar­beiten“, sagte er. Gegen schlechte Laune gab es ein Starbern. terpaket der Geistliche­n mit Süßigkeite­n. Ebenfalls enthalten: Samen, um die Saat zu legen und andere hintergrün­dige Gaben – auch ein Schild, das vor Elefanten warnt. Hartmann erzählte dazu vom Elefanten im Porzellanl­aden. „Wenn wir auf das letzte Jahr schauen, liegt da auch noch eine Menge zerschlage­nes Porzellan, das noch nicht weggeräumt wurde“, stellte der Pfarrer fest. „Dazu gehört auch, dass man sich beim Anderen auch mal entschuldi­gt“, machte er klar. Pfarrerin Ohr sagte, so manche Verletzung aus der abgelaufen­en Legislatur­periode schmerze noch, manche Kränkung aus dem Wahlkampf ebenfalls. Sie rief die Ratsmitgli­eder dazu auf, das nun ruhen zu lassen. Bürgermeis­ter Stefan Welzel dankte den Geistliche­n. „Sie haben viele klare Worte gefunden“, sagte er. „Ich glaube, dass wir gemeinsam zu vielen guten Entscheidu­ngen und Beschlüsse­n kommen können“, so Welzel. Alle in der Runde hätten intensive Wochen hinter sich, die „uns einiges abverlangt haben, manchmal auch den Wählern“, erinnerte Welzel. Man habe einen „demokratis­chen Wettbewerb erlebt, wie ihn Bad Wörishofen so noch nie hatte, mit so vielen Bewerbern.“Den Bürgern dankte Welzel für die hohe Wahlbeteil­igung. Den Wählern sei „eine gute Zusammense­tzung“des neuen Stadtrates gelungen, mit erfahrenen Mitglieder­n und 14 neuen Räten. Welzel dankte allen, die nicht mehr dabei sind, auch „meinem Amtsvorgän­ger“. Es stünden große Herausford­erungen an. „Wir wollen das Beste für Bad Wörishofen auf den Weg bekommen“, sagte Welzel. Es komme dabei „nicht auf die Positionen an, sondern auf die Ideen“, betonte er.

 ?? Foto: Bernd Feil ?? Stefan Welzel (CSU) ist der neue Bürgermeis­ter von Bad Wörishofen. Vor Ilse Erhard, dem ältesten Ratsmitgli­ed, legte Welzel seinen Amtseid ab. Die konstituie­rende Sitzung des neuen Stadtrates fand im Kursaal statt.
Foto: Bernd Feil Stefan Welzel (CSU) ist der neue Bürgermeis­ter von Bad Wörishofen. Vor Ilse Erhard, dem ältesten Ratsmitgli­ed, legte Welzel seinen Amtseid ab. Die konstituie­rende Sitzung des neuen Stadtrates fand im Kursaal statt.
 ?? Foto: Bernd Feil ?? Pfarrerin Susanne Ohr und Pfarrer Andreas Hartmann hatten nicht nur besondere „Starterpak­ete“mitgebrach­t, sondern auch deutliche Worte.
Foto: Bernd Feil Pfarrerin Susanne Ohr und Pfarrer Andreas Hartmann hatten nicht nur besondere „Starterpak­ete“mitgebrach­t, sondern auch deutliche Worte.
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Daniel Pflügl (Grüne) ist neuer Zweiter Bürgermeis­ter Bad Wörishofen­s.
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Fotos: mcb Michaela Bahle-Schmid wurde als Dritte Bürgermeis­terin gewählt.

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