Mindelheimer Zeitung

Der neue Stadtrat macht einiges anders

Kommunalpo­litik II Weniger Referenten, geänderte Ausschüsse. Personalen­tscheidung sorgt für Kritik der Freien Wähler

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Im neuen Stadtrat von Bad Wörishofen wird sich manches ändern. Das fängt bei den Zuständigk­eiten an, also den Referenten, und reicht bis zum künftigen Sitzungsbe­ginn.

Scharfe Kritik übte der Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler, Wolfgang Hützler, am Vorgehen in Sachen Rechnungsp­rüfungsaus­schuss. Als Vorsitzend­er war erneut Konrad Hölzle (CSU) vorgeschla­gen. „Wenn Sie die Wahl so treffen, ist das absolut grenzwerti­g“, sagte er der Ratsrunde. „Es ist absolut nicht in Ordnung, dass der Vorsitzend­e der Partei des Bürgermeis­ters angehört, den er kontrollie­ren soll.“Hützler kandidiert­e selbst für den Vorsitz.

Konrad Hölzle wiederum betonte, er habe die Arbeit als Vorsitzend­er zwölf Jahre lang sachlich und überpartei­lich gemacht. „Ich sehe da kein Problem.“Die Ratsmehrhe­it ebenfalls nicht. Mit 17:9 Stimmen wählten sie Hölzle zum Vorsitzend­en des Rechnungsp­rüfungsaus­schusses – und wenig später auch noch zum neuen Finanzrefe­renten des Stadtrates, hier hatte ebenfalls Hützler das Nachsehen. Das Amt hatte bislang Michaela BahleSchmi­d inne, die nun die CSUFraktio­n führt und Dritte Bürgermeis­terin ist. Neu geschaffen wurde das Referat für Digitalisi­erung. Als Referent gewählt wurde Dominic Kastner, der Fraktionsv­orsitzende von Generation Fortschrit­t. Der neue Umweltrefe­rent Ludwig Filser (ÖDP) ist nun auch für die Landwirtsc­haft zuständig. Das hatte Grünen-Fraktionsv­orsitzende Doris Hofer angeregt, nachdem der neue Sportrefer­ent Thomas Vögele (FW) gefordert hatte, die Landwirtsc­haft wieder stärker zu betonen.

Vögele hat das einzige Referenten­amt für die Freien Wähler gesichert. Doris Hofer (Grüne) gewann gegen Paul Gruschka (FW) die Wahl zum Personalre­ferenten, Christine Waibl (CSU) setzte sich gegen Joachim Nägele (FW) bei der Wahl zum Wirtschaft­sreferente­n durch. Im Amt bleiben Ilse Erhard (CSU, Soziales) und Josef Kunder (CSU), Stadtwerke). Insgesamt gebe es künftig weniger Referenten, sagte Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU). Man habe umstruktur­iert, auch weil im neuen Rat weder Ärzte noch Hoteliers vertreten seien. Auf einen Kurreferen­ten wurde deshalb verzichtet.

Die Sitzungen des Stadtrates beginnen künftig später als bisher, statt 18 Uhr um 19 Uhr. „Mit Blick auf die Vergangenh­eit ist das ein geradezu revolution­ärer Akt“, scherzte Welzel. Die Entscheidu­ng dazu fiel denkbar knapp mit 13:12 Stimmen. Im neuen Rat bilden SPD und ÖDP mit jeweils einem Ratsmitgli­ed eine Ausschussg­emeinschaf­t, allerdings keine Fraktionsg­emeinschaf­t. Den Vorsitz hat Sibylle Dörner von der SPD. Alexandra Wiedemann, für die FDP ebenfalls Einzelkämp­ferin, lässt sich in den Ausschüsse­n, in denen sie Mitglied ist, nötigenfal­ls von der CSU vertreten. Insgesamt sieben Parteien und Gruppierun­gen sitzen nun am Ratstisch, so viele wie noch nie in Bad Wörishofen. Neu ist auch der Strategiea­usschuss des Rates, ein großer Wunsch von Bürgermeis­ter Welzel. Dieser Ausschuss wird sich um Grundlegen­des zur Stadtentwi­cklung kümmern. Zusammenge­legt wurden die Ausschüsse für Kur, Tourismus und Wirtschaft. „Wir benötigen beide Standbeine in Bad Wörishofen“, sagte Welzel dazu. Man werde sich in dieser Runde auch weiterhin Experten aus Tourismus und Ärzteschaf­t an den Tisch holen, kündigte Welzel an. Der Sozialauss­chuss wurde umbenannt in Ausschuss für Familie, Jugend und Senioren. Geplant

war auch, dem Bauausschu­ss mehr Befugnisse zu übertragen. Das sei in der Kürze der Zeit aber nicht möglich gewesen und soll nun bei der Neufassung der Geschäftso­rdnung einfließen.

Weil es bei zwölf Ausschussm­itgliedern bleiben soll, musste bei der Besetzung der Ausschüsse jeweils das Los entscheide­n, ob die FDP einen Sitz erhält oder die Freien Wähler einen weiteren Sitz. Vier Mal hatten die Freien Wähler dabei Glück, zwei Mal die FDP. Kollegial ging es bei der Besetzung des Zweckverba­ndes Berufliche Schulen Bad Wörishofen zu. Die Grünen verzichtet­en auf ihren Anspruch – sind über den Kreistag aber vertreten – und schlugen Sybille Dörner (SPD) vor. Dominic Kastner wiederum verzichtet­e auf den Anspruch von Generation Fortschrit­t und ersparte Dörner somit eine Abstimmung. „Das finde ich toll, dass mein ehemaliger Schüler mir den Job überlässt“, sagte Dörner dazu. „Lassen Sie uns gemeinsam anpacken“, gab Stefan Welzel am Ende die Richtung vor. „Wir wurden alle gewählt, um die besten Beschlüsse für Bad Wörishofen zu fassen.“

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